Wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.
Eine doppelte Überlieferung steht vor dem Auge und Geiste des Kindes Gottes. Erstens das, was unsre Väter uns auf unsern Lebensweg mitgegeben haben, nämlich unreines Blut, einen Fluchzusammenhang mit einer verfluchten, dem Fluch entgegengehenden Welt - denn unsrer ersten Geburt nach hängen wir mit der Erde zusammen, - und zweitens die Wiedergeburt; mit dieser beginnt eine neue Geschlechtslinie für uns. Soweit wir wiedergeboren sind, sind wir in Lebenszusammenhang gebracht mit einem andern Blut, dem Blut des Lammes. - Das Blut des Lammes aber ist vor allem Sein Charakter. Es ist ein Unterschied zwischen Lammesblut und Löwenblut; das eine ist mild, das andre hitzig aufwallend. Ein Lamm geht still seinen Weg, ein Löwe brüllend - wie gesagt, das hängt mit der verschiedenartigen Beschaffenheit des Blutes zusammen, das in den Adern des einen und des andern fliesst. „Wir sind mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes erlöst“ - mit einem reinen Blut. Aus dem Zusammenhang der Tradition, dem durch Geburt überkommenen Erbteil der Väter, werden wir nur durch Lebenszusammenhang mit dem Lamm gelöst.
Das Blut Christi ist dem Verweslichen entgegengesetzt; der Feind kann es nicht zersetzen. Allenthalben stehen wir in Gefahr, von dem Feind zu Fall gebracht zu werden; nur wenn wir unter der Deckung des Blutes Jesu stehen, kann er uns nichts anhaben. Es ist ein unendlich kostbarer Preis, gegen den keine Macht der Finsternis aufkommen kann. Darin liegt unsre Sicherheit, absolute Sicherheit. Auf solch unverweslichem Grund stehend, mit unvergänglicher Freude einem unverwelklichen Erbe, das mit der Wiederkunft unsres Herrn und Heilandes Jesu Christi uns entgegengebracht wird (1Pet 1,13), entgegensehend, ruhen unser Glaube und unsre Hoffnung in Gott.
Will man aber von der traurigen Erbschaft, von eitlem Wandel, eitlen Gebärden, eitlen Worten, eitler Phantasie los werden, so muss man sich das Lamm und dessen Art, zu wandeln, näher ansehen. Wir können das Blut des Lammes nicht durch den Geist mitgeteilt bekommen, solange wir uns nicht einmal Zeit nehmen, nähere Bekanntschaft mit dem Lamm zu machen. Wozu sind uns die Evangelien gegeben, wenn nicht, damit uns die Gestalt des Lammes während Seines Erdenwandels vor Augen trete, damit die Gestalt unsres Heilands, wie Er als Lamm durch die Welt ging, uns in klaren Umrissen vor Augen stehe. Dem Lamm muss alles weichen. Wenn dereinst in der Ewigkeit der Glanz des Lammes enthüllt wird, sinkt das ganze Weltall in die Knie. Da müssen und werden sich beugen aller Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind. Da schwindet in Nacht aller Glanz von Kreaturen, und das Weltall gibt nur noch einem Ehre, nämlich dem geschlachteten Lamm, das im Lichtglanz der Ewigkeit vor uns steht, während es hier unten still, ohne Rumor zu machen, Seinen Weg ging.