Schriften von Otto Stockmayer
Der auferstandene Heiland und seine Jünger
Joh 21,18 - 23. AprilJoh 21,18 - 23. April
Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Da du jünger warest, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein andrer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst.
Sobald Petrus hörte: „Es ist der Herr!“ gürtet er sich und wirft sich ins Meer, wie schon einmal, als er nicht im Schiff bleiben konnte.
Wenn wir in den zweiten Teil dieser Begegnung hinübergehen, so finden wir da wieder den aufgehobenen Finger des Herrn: „Da du jünger warst, gürtetest du dich selbst.“ Er hat nachher doch wieder ins Schiff hinein müssen, um den reichen Fischzug mit den andern Jüngern hineinzuziehen. Wenn der Herr in heiliger Stunde, wo es gilt, dass die Gemeinde und jeder einzelne Gläubige seinen Mann stellt, nicht getäuscht werden soll in uns um die Frucht Seiner langen Mühe, dann gilt es, dass wir Ihm nicht vorauseilen und dahin stürzen, wohin Er uns nicht gerufen hat, und wäre es in noch so feuriger Liebe. Die hat der Herr nicht angetastet; aber wie weit ist Petrus gekommen mit seiner Liebe? „Wenn du alt werden wirst, wird ein andrer dich gürten.“ Gürten lassen wollen wir uns in diesen stillen Minuten, Er soll fertig werden mit uns.
So gebe der Herr uns Gnade, dass wir durch alles hindurch - nicht dort in einer Ecke, nicht mit den leiblichen Augen - als Kinder des Neuen Bundes mit erleuchteten Geistesaugen den Herrn sehen und hören und uns unter Seine durchgrabene Hand stellen! Dabei kommt mir immer die Tatsache in Erinnerung, dass der Herr mit aufgehobenen Händen gen Himmel aufgefahren ist, und ich sage mir: Diese Hände, die aufgehoben waren, hat Er nie zurückgezogen. Sie sind auch über uns ausgebreitet und sind bereit, uns gefangen zu führen, unsern Gedanken und Sinnen, unsern Erwartungen und Hoffnungen, unserm natürlichen Sinn und Wesen Ketten anzulegen, dass wir stille werden. Es gehört dazu Macht von oben; des Menschen Geist und Gemüt in die Stille zu bringen, das muss Er tun. Er soll deine Sache und auch dich selbst in die Hand bekommen, und dazu soll die Betrachtung dieses Wortes dienen, damit jeder einzelne dem Herrn näherkommt und dass wir alle miteinander im Geist der Liebe und der Wahrheit uns stärken für einen Dienst, der etwas abwirft für den Herrn, und wir nicht antworten müssen: „Ich habe nichts,“ dass wir vielmehr, nachdem wir zur Erkenntnis unsres Nichts gekommen sind, dann durch Seinen Geist in dieser kurzen Erdenexistenz Frucht bringen von Ihm gezeugt, gereinigt, gereift zum Lobe Seines Vaters auf den Tag Seiner Zukunft.