Ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Wie Israel im Alten Bund, so ging die Gemeinde Jesu Christi im Lauf der Jahrhunderte durch Zeiten mehr oder minder tiefen Verfalls. Sie geriet in Siechtum, und im gewöhnlichen Lauf der Dinge werden von siechen Eltern sieche Kinder geboren. Aus seines Schöpfers Händen hervorgehend trug der Mensch Gottes Bild und Gleichnis an sich. Nachdem er aber gefallen war, zeugte er einen Sohn, der seinem Bilde ähnlich war (1. Mose 5,3), dem Bild des gefallenen Vaters. Auch in der Gemeinde Jesu Christi gehen aus dem Schoss der Mutterkirche, gezeugt durch den Samen des Wortes, Kinder Gottes hervor, die als solche wohl den Heiligen Geist haben, die aber zu gleicher Zeit das Gepräge ihrer heruntergekommenen, verkümmerten Mutter an sich tragen; sie sind kränklich und schwächlich, und ihre ganze Erscheinung bezeugt einen niederen Stand des Geisteslebens. Da greift dann Gott wieder ein wie zur Zeit des Elia. Er erzieht sich in eigentümlicher, oft schwerer Schule Männer, die Er wieder ausrüsten kann mit einem besondern Mass Seines Heiligen Geistes und bei denen es dann auch vorkommen kann, dass sie in einer bewussten, sogar körperlich fühlbaren Weise vom Heiligen Geist erfüllt und durchströmt werden in solchem Mass, dass es andre beim ersten Blick gewahr werden.
So wenig aber die Apostel, die den Geist in einer so ausserordentlichen und die allgemeine Aufmerksamkeit erregenden Weise empfangen hatten, andern ähnliche Erfahrungen in Aussicht stellten, so wenig darfst du Ausserordentliches erwarten, weil Gott deinen Bruder neben dir in ausserordentlicher Weise mit Seinem Geist getauft und ausgerüstet hat. Ob solcher Erwartungen kommt mancher nie zum klaren Bewusstsein dessen, was Gott ihm schon gegeben hat. Er fasst keine Wurzel im Wort; er wird nie fest in den einfältigen biblischen Linien eines nackten Glaubens, eines Glaubens, der nicht nach Gefühlen fragt, nicht nach besonderen Seelenzuständen und Erfahrungen ausschaut, sondern sich hält ans Wort.
Durchaus Ausserordentliches wollen, ist gefährlich und kann zu ungeheuerlichen Mischungen von Fleisch und Geist führen, zu Erscheinungen wie jene Riesen, die aus der Vermischung der Söhne Gottes mit den Töchtern der Menschen hervorgegangen waren, gewaltige Erscheinungen, aber nicht nach Gottes Herzen; sie reiften fürs Gericht. Halte dich ans Wort und gehorche dem Wort! Gott gibt Seinen Heiligen Geist denen, die Ihm gehorchen (Apg 5,32). Tue, was das Wort dich heisst, es koste, was es wolle. Bekenne, wo du zu bekennen hast; mache gut, was du gutzumachen hast! Den Aufrichtigen lässt es Gott gelingen; in Nebel und Finsternis lässt Er ihnen Licht aufgehen.