So spricht der Herr: Wo ist der Scheidebrief eurer Mutter, mit dem Ich sie entlassen hätte? Oder wer ist Mein Gläubiger, dem Ich euch verkauft hätte? Siehe, ihr seid um eurer Sünden willen verkauft, und eure Mutter ist um eures Übertretens willen entlassen. Warum kam Ich, und war niemand da? Ich rief, und niemand antwortete. Ist Meine Hand nun zu kurz geworden, dass sie nicht erlösen kann? oder ist bei Mir keine Kraft, zu erretten?
Es ist ein grosser, herzbewegender Jammer, der uns in diesem Kapitel in den ersten Versen entgegentritt: Knechtschaft, die Hand der übermächtigen Feinde über Erschöpften, Müden, - Sklaverei mit allem ihrem namenlosen Elend. Das ist der Zustand, in dem sich oft die Kinder Gottes finden und der ihnen die bittersten Tränen auspresst, wenn ein Lichtstrahl von oben sie trifft. Es wird viel gebetet, geschrien, geklagt, gejammert: „Ach dass doch endlich ein Geisteswehen über uns komme!“ und trotzdem haben die armen Kinder Gottes mehr Ohr für Zuflüsterungen des Feindes, für den Betrug der Sinne, für die Einflüsse der täglichen Welt, und wenn dann Gott rufen will, trifft Er unser Ohr nicht. Ihr braucht nicht zu tun, wie die Heiden und Baals Priester, und wenn ihr wirklich beten werdet, wird Gott auch euch hören. Er will erst euer Ohr, und dann - neigt Er gern Sein Ohr auf euer Flehen. Aber oft muss Er rufen: „Adam, wo bist du? Wie weit hast du dich schon seit diesem Morgen verlaufen, weg von deinem Gott, den du frühe gesucht hast? Gott muss unser Ohr haben, und Er hat unser Ohr, wenn Er unser Herz hat. „Wo euer Schatz ist, da ist euer Herz, und wo euer Herz ist, da ist euer Ohr, und wo euer Ohr ist, da sind eure Augen. Ihr tut, als hätte Ich euch davongejagt und verkauft. Ihr habt euch verkauft durch eure Missetat, und die Missetat aller Missetaten ist, wenn man Ihn nicht mehr hört.“ Sie sind alle davongelaufen, keiner war bei der Hand, als Gott rief. Das ist Missetat. Das hätte ich nie meinen Kindern erlaubt, davonzulaufen, wenn ich sie rief, und das erlaubt kein Vater und keine Mutter, dass ihr Kind davonläuft, wenn es gerufen wird. Kann Gott nicht sagen: Bin Ich nicht Gott? Gehört nicht alles Mir, die Erde und was darinnen ist? Bin Ich nicht euer Vater? Wo ist die Ehre, die ihr Mir erweist? Sollt ihr nicht bei der Hand sein, wenn der Vater euch ruft? Ich habe gerufen, und niemand hat geantwortet, und dann wundert ihr euch, wenn euer Himmel schwarz geworden ist wie ein Sacktuch, und wie es dann weiter heisst (Vers 2), wenn keine Lebenswasser mehr fliessen und keine Geisteswinde mehr wehen.
Gebt Gott erst wieder die Ehre und seid nicht wie Adam, den Gott erst suchen musste, bis Er ihn irgendwo versteckt fand. Woher kommt alles Dunkel? (Vers 3.) Daher, dass seinem Gott niemand das Ohr öffnet und man Ihn nicht ehrt. Dann wird alles schwarz auf dem Lande sein. Da fragt Gott im 2. Vers: „Ist etwa Meine Hand zu kurz zur Erlösung, bin Ich wie ein Vater, der alt geworden ist und seinen Kindern nicht mehr helfen kann? Ist in Mir keine Kraft zur Erlösung? bin Ich schwach geworden?“ Nein, Jesus Christus gestern und heute und in alle Ewigkeit!