Schriften von Otto Stockmayer
Familien- und Berufsleben zur Ehre des Herrn
2Kön 5,1-14 - 17. November2Kön 5,1-14 - 17. November
Die Kriegsleute aber in Syrien waren herausgefallen und hatten eine junge Dirne weggeführt aus dem Lande Israel; die war im Dienst des Weibes Naemans. Die sprach zu ihrer Frau: Ach, dass mein Herr wäre bei dem Propheten zu Samaria! der würde ihn von seinem Aussatz losmachen.
Die Geschichte Naemans ist um deswillen so eigenartig, weil wir es hier mit zwei Gefangenen zu tun haben. Von Naeman heisst es: „Durch ihn gab der Herr Heil in Syrien.“ Gott hatte ihn dazu benützt, Sein eigenes Volk zu demütigen. Der erste Minister, der mächtige Kriegsheld, jedoch ein furchtbares „Aber“, er war aussätzig. Welch eine Gefangenschaft! Die Gefangenschaft eines zum Tod Verurteilten; aber durch Gottes Hand nimmt die Gefangenschaft eine wunderbare Wendung. Naeman hätte nicht die Herrlichkeit Jehovas kennengelernt, wenn er nicht aussätzig gewesen wäre. Gerade unsre Gebundenheiten, das Weh, worüber wir seufzen, welches wir vielleicht keinem Menschen sagen können, das braucht Gott, um uns in die volle Freiheit hineinzuführen. Naeman war vom Samen Abrahams. Davon zeugt, dass er, der Mächtige, den Rat einer Magd nicht verachtet. Das ist wahrhafte Grösse, die das Kleine wert hält und daran denkt, dass Gott oft in das Geringe Seine wunderbaren Offenbarungen hineinlegt.
Aber nun die andre Gefangene! Können wir uns in die Lage des jungen Mädchens hineindenken, das aus der Heimat verschleppt, nun in fremdem Hause Sklavendienste tun musste? Sie war sicher aus vornehmem Stand, sonst wäre sie nicht in den Palast des Mächtigsten im Reich nach dem König gekommen und dort die Kammerjungfer der Gemahlin Naemans geworden. Einsam in der Fremde! Aber sie denkt dort nicht an ihre Lage, sie verzehrt sich nicht in Wehleidigkeit und seelischem Heimwehgefühl, sie hängt nicht weichlichen Erinnerungen an die Vergangenheit nach, sie dreht sich nicht um sich selbst, sie hat ein geöffnetes Auge für die Not der andern, sie dient andern. Das zeugt davon, dass sie vom rechten Samen Abrahams war. „Wenn doch mein Herr wäre bei dem Propheten in Israel, der würde ihn von seinem Aussatz losmachen!“ Wie es kam, dass dies geraubte Mägdlein mit dem Propheten Elisa bekannt geworden war, wissen wir nicht; sie war die einzige unter Hunderttausenden, die ein Verständnis hatte für das, was Jehova Seinem Volk gegeben hatte durch ihn. So geht es immer, es können die meisten wie Schlafwandelnde von Predigt zu Predigt, von Zeugnis zu Zeugnis taumeln, sie vernehmen nichts, und ihre Herzen bleiben erstarrt. Die andern aber hören vielleicht nur einmal ein Wort, einen Ton aus der Ewigkeit, und ihre Herzen werden entzündet für den Herrn. Ja, jenes Mädchen war eine echte Tochter Abrahams, in ihr war göttlicher Same verborgen, und der bricht durch. Göttlicher Same mag lange verborgen liegen, aber er muss doch durchbrechen. Erzählt man doch, dass in den Pyramiden Weizenkörner Tausende von Jahren verborgen gewesen sind, und als man sie dann gepflanzt hat, hat der Lebenskeim in ihnen sich doch entfaltet, und es gab Ähren.
Lernen wir von diesem Mädchen, was das Lied sagt: Wohin Er mich dann mag senden, weih’ ich Ihm mein Leben zum Preis!