Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 12,21-50 - Die Lästerung wider den GeistMt 12,21-50 - Die Lästerung wider den Geist
Es ist hier eine unter vielen Heilungen hervorgehoben — die einen besonderen Kampf mit den Pharisäern, einen Wendepunkt, eine Krisis hervorrief. Es war ein besonders starkes Eindringen in die Macht der Finsternis und der Gebundenheit, und es war eine herrliche Tat, die die Juden aufweckte und die Frage in ihnen wachrief, ob sie nicht in diesem Manne den verheißenen Sohn Davids erkennen sollen und gefunden haben. „Ist dieser nicht Davids Sohn?" Das war ein kritischer Augenblick für die Pharisäer, die Leiter des Volkes, die den Einfluß Jesu auf das Volk fürchteten und sich ihren Einfluß nicht entreißen lassen wollten. Wäre es aber nicht vielmehr ihre Aufgabe gewesen, dieser Frage näherzutreten, ob dieser Mann nicht etwa doch der verheißene Messias war? Man erwartete einen mächtigen Herrscher, aber daß die Menschheit durch diesen verachteten Nazarener erlöst werden sollte, das ging ihnen nicht ein. Und doch hatten sie klare Weisung und klare Anhaltspunkte — besonders in Jesajas 53 — die von den Leiden des Messias sprechen. „Da nun Jesus ihre Gedanken merkte. . ." Vergessen wir doch nie, daß wir einen Herrn haben, der unsere Gedanken belauscht, hört und davon Notiz nimmt, auch wenn sie nicht in Werke umgesetzt werden. Unsere innersten Gedanken sollen vom Geiste geleitet werden, damit wir dem Herrn gegenüber in der Demut bleiben und dem Nächsten gegenüber in der Liebe, in tragender, selbstvergessener Liebe — durch den Heiligen Geist. Wo keine Liebe ist, da ist auch nicht der Geist Gottes. Er ist ein Geist der Liebe und der Zucht. Wo keine Liebe ist, kann der Heilige Geist sich nicht mehr frei bewegen. „Wenn ich durch Beelzebub, den Obersten der Teufel, die Dämonen austreibe, durch wen treiben sie eure Kinder aus?" Wie unvernünftig ist doch der Verdacht, als ob der Fürst der Finsternis seine Knechte und Helfershelfer selbst austriebe! „Darum werden sie eure Richter sein." „Aber wenn ich durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen", und da paßt auf, daß ihr nicht dem Reiche Gottes entgegensteht oder euch selbst vom Reiche Gottes ausschließt! Vers 29: „Oder wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann ihm sein Haus beraube?" Ihr habt also in der wunderbaren Macht, die ich über die Dämonen offenbare, einen Beweis, daß das Reich Gottes zu euch gekommen ist — was bedürfet ihr da noch weiterer Zeichen? Nun entscheidet euch! Ihr könnt fortan keine gleichgültige Stellung mir gegenüber einnehmen. Entscheidet euch, ob ihr auf meine Seite treten wollt — denn wenn ihr es nicht tut, so seid ihr meine Widersacher. „Wer nicht mit mir ist, der ist wieder mich . ." Das Wort Gottes ist ein zweischneidiges Schwert. Das Licht scheidet, und alle mit dem Geiste Gottes ausgerüsteten Knechte Gottes rufen Scheidungen hervor durch ihren Dienst. Die einen lassen sich retten, die anderen widerstreben. Man kann nicht bleiben, wie man ist. Entweder man verhärtet sich, kommt tiefer in Gebundenheit, oder man tut Buße, beugt sich, macht dem Geiste Gottes Raum, öffnet sein Herz, stellt alle Gedanken — Worte und Gedanken, Tun und Lassen — unter die Zucht des Geistes Gottes, betrübt ihn nicht mehr und läßt sich von ihm erneuern. Vers zi: „Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird dem Menschen vergeben, aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben." Man lästert aber den Geist, wenn man klare Geistesoffenbarungen von sich abweist und auf die Rechnung des Teufels schiebt. Da ist dann der Fürst der Finsternis auf dem Plan. Die Lästerung wird überall da zur Lästerung des Geistes Gottes, wo der Geist mit seiner vollen Macht auf dem Plane ist. Für eine solche Lästerung gibt es keine Vergebung. Vers 32: „Wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet wider den Heiligen Geist, dem wird es nicht vergeben weder in dieser noch in jener Welt." Wer den Heiligen Geist nicht nur betrübt, sondern ihn lästert und von sich weist, der findet keine Vergebung weder in dieser noch in jener Welt. In diesen Worten liegt die Möglichkeit eingeschlossen, daß auch in der nächstfolgenden Weltzeit — das wäre das tausendjährige Reich — noch Sünden vergeben werden können. Es liegt darin ein Wink — aber es ist das ein Gebiet, auf das wir nicht näher eingehen können. Wir haben hiezu nicht die Freiheit — keine innere Erlaubnis. Da geziemt sich keusche Zurückhaltung. Seien wir treu in allem, was uns das Wort Gottes offenbart — was verborgen ist, das wird der Herr zu seiner Zeit offenbaren. „Pflanzt einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzet einen faulen Baum, so wird die Frucht faul; denn an der Frucht erkennt man den Baum." Lästerung weist hin auf einen grundverderbten Baum, auf ein grundverderbtes Menschenkind. Es handelt sich hier um einen von Gott dazu gepflanzten Baum, daß er gute Früchte trage, der aber anstatt dessen von einem Wurm angefressen worden ist. Schlechte Bäume hatte der Herr vor sich in den Leitern des Volkes, und da hat er ein rücksichtsloses Verdammungsurteil über sie ausgesprochen, indem er zu ihnen sagte — Vers 34: „Ihr Otterngezüchte, wie könnt ihr Gutes reden, dieweil ihr böse seid? WeS das Herz voll ist, des geht der Mund über." Entweder steht unsere Zunge im Dienste der Wahrheit und des Reiches Gottes, oder sie steht im Dienste des Teufels und des Reiches der Finsternis. Sie müssen aber ganz gewonnen werden für Las Reich der Wahrheit und der Demut, sonst geht es nicht. Wo ein Herz von der Gnade und Wahrheit erfüllt ist, da geht von ihm auch ein Zeugnis aus für die Wahrheit und für das Reich Gottes — und umgekehrt. Wo im tiefsten Grunde noch Sünde, Haß und allerlei Unlauterkeit Raum haben, da wird je und je der Mund einmal übergehen, wenn man auch noch so sehr die Zähne zusammenbeißt. Einen solchen von innen hervorsprudelnden Strom kann man dann nicht zurückhalten. Er wird sich in Worten offenbaren Der von Gott geleitete Mensch ist hier „der gute Mensch" genannt. Damit ist jenes Wort Jesu nicht ausgeschlossen: „Niemand ist gut, als der einige Gott." Der gute Mensch — der wahre, aufrichtige, Gott gehorsame Mensch — bringt Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz." Der gute Mensch ist vom Geiste Gottes geleitet, und da kann sich das, was aus dem natürlichen Verderben stammt, nicht offenbaren. Es ist das eine Anlage, die je länger je mehr an Macht verliert, sodaß der Geist Gottes frei regieren kann. Vers 36: „Ich sage euch aber, daß die Menschen Rechenschaft geben müssen am jüngsten Gericht von einem jeden unnützen Wort, das sie geredet haben." Wir sollen nichts Unnützes, Eitles, Leeres reden, sondern Worte, die Frucht bringen, die anderen helfen, die eine gute Luft verbreiten und anderen zum Heile dienen. „Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden." Das paßt nun den Pharisäern nicht. Sie fühlten sich geschlagen und wollten doch die Waffen nicht strecken. Sie erkennen ihn als Meister an, meinen aber, er solle sich ausweisen. „Meister", sagen sie, „wir wollten gerne ein Zeichen von dir sehen." Was hast du für ein Recht, so aufzutreten? Ja, was brauchten sie da noch weitere Zeichen? Nachdem er einen Besessenen geheilt, mußten sie sich sagen, wenn sie ihn näher ansahen, daß es kein Beelzebub war, sondern ein Mann, dessen Worte ihnen ihre Sünden zum Bewußtsein brachten. Das Wort Gottes ist ein zweischneidiges Schwert. Das gilt vom geschriebenen und fleischgewordenen Wort Gottes — Jesus Christus. Da hätten sie keine Zeichen mehr gebraucht, aber sie wollten die Waffen nicht strecken — darum die Antwort des Herrn. „Er antwortete ihnen und sprach: Dieses ehebrecherische Geschlecht sucht ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden . ." Dieses Auftreten der Pharisäer war ein Ehebruch; denn sie verleugneten damit ihren Herrn und verleugneten den Heiligen Geist und wollten sich nicht beugen. „Es wird ihnen kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Ionas . . ." Vers 40: „Denn gleichwie Ionas war drei Tage und drei Nächte im Bauche des Walfisches, also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde sein" — und darnach auferstehen. „Die Leute von Ninive werden auftreten . . . denn siehe, hier ist mehr denn Jona" — und wo jemand mehr gegeben wird, wird mehr von ihm erwartet, und er macht sich schwereren Gerichtes schuldig. Wenn solche Leute nicht umkehren und Buße tun, wird die Verhärtung nur immer größer. Wo die Wahrheit mit Geistesmacht an uns herantritt, geht es entweder einen Schritt vorwärts oder einen Schritt rückwärts. Und wenn wir uns selbst vom Worte Gottes erleuchten und strafen lassen, so legt der Herr auch in unser Wort Geisteskraft. — Das ist das letzte große Wunder im Leben des Herrn, seine eigene Auferstehung. Vers 41 und 42. Jedes geisterfüllte Chriftenleben ist ein Zeugnis der Verurteilung und Verdammung denen gegenüber, die in der Finsternis beharren. Wir selbst verdammen niemand, aber wo unser Leben ein Geistesleben ist, wird die Welt gestraft über ihren Unglauben. Die Sünde des Unglaubens wird da offenbar, wo das Licht des Zeugnisses der Kinder Gottes hell an die Welt herantritt.