Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
2Tim 1,9 Ps 45,11 - 16. März2Tim 1,9 Ps 45,11 - 16. März
Der uns hat berufen mit einem heiligen Ruf.
Höre, Tochter, siehe und neige deine Ohren.
Gerufen mit heiligem Ruf! Seele, hast du den Ruf des Königs in den Tiefen deines Wesens gehört? Bist du willig, zu folgen? Oder sprichst du: Wie kann ich? Er weiss, was Er sagt, und fordert nicht von Ohnmächtigen, was sie nicht leisten können. Das ist Glaube, nicht auf seine gelähmten Glieder zu sehen und auf seinen Tod, sondern auf den Herrn der Herrlichkeit, der mit dem Wort „Komm!“ uns Kräfte gibt, zu kommen, aufzustehen. - Schaue Ihn an! - Dazu sind diese stillen Minuten da. Und während du Ihn anschaust, nimmt Er dich bei der Hand und führt dich an Sein Kreuz, in Sein Grab, nach Gethsemane und sagt: Sieh, dort habe Ich für dich geblutet und blutigen Schweiss geschwitzt und bin durch Todesnacht gegangen und habe Tod und Macht der Hölle und Sünde hinweggeführt, damit du Mein würdest.
Es ist Unglaube, Glauben in sich zu suchen. Der wahre Glaube fängt gerade da an, wo man keinen Glauben in sich sucht und anfängt, auf Ihn zu blicken und alles von Ihm zu erwarten, gerade weil wir im heillos verderbten Zustand sind, nichts mehr von uns erwarten und alles von Ihm! Wenn Er mich haben will, muss Er sich Bahn brechen bis zu mir und muss Mittel und Wege finden, dem Lahmen, dem Blinden, dem Toten Leben einzuhauchen. Und das tut Er, wenn Er mich zu sich ruft. Das tut Er heute noch. Willst du? Und dann schliesst Er dir Sein ganzes vollbrachtes Werk auf und führt dich aus den erstickenden Horizonten deiner Anstrengungen, wenn du halb gelähmt bist wie Jakob am Jabbok, einem neuen Morgenrot entgegen, es geht am Horizont eine neue Sonne auf. Du bist gelähmt, kannst nicht mehr ringen, und nun bekommt dich dein Heiland in Seine Hand, und nun haucht Er dir Sein Leben ein, und du wirst Sein Gnadenkind - und das ist ein Kind, das für alles nichts mehr in sich sucht, weder schwachen noch starken Glauben, sondern alles von Ihm erwartet und dann sich nie verrechnet, denn Er verrechnet sich nie. Das ist Glaube. Bankrottgewordenen geht diese neue Sonne auf, denen, die sich entschlossen haben: Ich will nicht mehr mir selber leben, ich finde dabei nichts als Gestank und Modergeruch und Fluch um und um! Und dann findest du, was dir der Gekreuzigte längst hat sagen wollen. Da warst ja du und war ich gemeint, als Er am Fluchholz starb - und du wirst schliesslich vernünftig und suchst nichts als Gnade. Wohl denen, die nicht mehr Jahrzehnte verlieren, sondern endlich aufmachen und Ernst machen, eine Abmachung mit ihrem Heiland: Von heute an kannst Du über mich verfügen!