Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Lk 10,39 Apg 1,13-26 - 21. JuniLk 10,39 Apg 1,13-26 - 21. Juni
Maria setzte sich zu Jesu Füssen.
Lukas 10,39 Apostelgeschichte 1,13-26
Das Sitzen zu Jesu Füssen steht überhaupt in der engsten Verbindung mit der Frage: Wie bekomme ich den Heiligen Geist? Dies wird uns klar, wenn wir das letzte Kapitel des Lukasevangeliums nehmen und dort Vers 49 lesen: „Und siehe, Ich will auf euch senden die Verheissung Meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben.“ Im Grundtext lautet diese Stelle: „Ihr aber setzet euch in der Stadt Jerusalem.“ Apostelgeschichte 2,3 lesen wir: „Und man sah an ihnen Zungen, zerteilt, als wären sie feurig, und Er (oder „es“, nämlich das Feuer des Heiligen Geistes) setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen und wurden voll des Heiligen Geistes.“ Diese beiden Stellen zusammengenommen führen zu dem einfachen Schluss: Der Heilige Geist setzt sich auf Sitzende.
Das, was zwischen Himmelfahrt und Pfingsten unter den Jüngern im Lauf der zehn Tage vorging, ist bedeutsam. Es war die Zeit, da sie zum Sitzen kamen (Apg 1,14), die Zeit des Stillwerdens unter einmütigem Beten und Flehen. Wie schwer aber auch da den Jüngern das Niedersitzen geworden ist, geht aus dem 15. Vers hervor. Es heisst nämlich wörtlich übersetzt: „In den Tagen stand Petrus auf und sprach.“ Und was sprach er? Wir müssen einen zwölften Apostel haben, einen Ersatz für Judas. Vierzig Tage war der Herr nach Seiner Auferstehung mit den Seinigen gewesen und hatte kein Wort davon gesagt. Er hat gesagt: „Setzet euch!“ und Petrus - ist aufgestanden. Welche Mühe hatte doch der Herr, diesen Mann zum Sitzen zu bringen! Da hiess es das eine Mal: „Das widerfahre Dir nur nicht!“ das andre Mal: „Nimmermehr sollst Du mir die Füsse waschen!“ Immer wieder konnte er den Herrn nicht gewähren lassen und musste noch bei der letzten Begegnung mit seinem Herrn das Wort hören: „Da du jünger warst, gürtetest du dich selbst.“ Aber auch Petrus sollte sein Pfingsten haben, das ihn aus seinem unruhigen Blut und dem Liebesfeuer seiner Natur in die Gefangenschaft des Geistes Jesu Christi führt.
Man kann ja über jene Wahl des Matthias verschieden denken; aber hatte nicht der grosse Meister da droben, der keinen Befehl hinterlassen hat über eine Ergänzungswahl, es Seiner eigenen Wahl vorbehalten, sich einen zwölften Apostel auszuerlesen? Wenn wir einen Blick auf die Zeit der Vollendung werfen, so finden wir in Offenbarung 21,14 eingegraben auf die Fundamente des neuen Jerusalems zwölf Apostel und keine dreizehn.
Es liegt viel in diesem Sitzen oder Aufstehen vor der Zeit. Es handelt sich ja beim Sitzen zu Jesu Füssen nicht um ein beschauliches Hinträumen über göttliche Dinge; wer das tut, ist nicht wahrhaft zu Jesu Füssen gesessen, hat nicht wirklich auf Seine Rede gemerkt. Alle Rede des Herrn kommt von oben, vom Vater. Seine Worte führen heraus aus dem Mondlicht der Erde, aus allem träumerischen, seelischen Wesen. Sie stellen uns hinein in das Morgenlicht der Ewigkeit und Wahrheit und rüsten uns aus zu tatkräftigem Wirken, zu unermüdlichem Leiden und Lieben.