Weil du von Kind auf die Heilige Schrift weisst, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.
Wir müssen treu sein, jeder in dem, was er bisher bekommen hat. Wie die Kirche in mittelalterlicher Nacht geseufzt und wie die Katholiken unter der Knechtschaft ihrer Priester stehen, so dass sie nicht einmal mit eigenen Augen ihre Bibel lesen dürfen, so herrscht heute noch auf allen Gebieten und in allen Zweigen der evangelischen Christenheit das katholische Prinzip: „Glaube, was die Gesamtheit glaubt.“ Jeder Zweig der sogenannten evangelischen Christenheit hat so seine eigenen Lehrsätze, seine eigene Bibelauffassung, und der einzelne fühlt sich verpflichtet und wird dazu angehalten, bei den Auffassungen zu bleiben, in denen er erzogen ist, während die Reformation den Grundsatz auf den Leuchter gestellt hat, Leute aus uns zu machen, von denen jeder einzelne in persönlicher Beziehung zu Christus steht und, von Seinem Geist erleuchtet, die Bibel liest; wo jeder so mit Christus in Berührung kommt, dass er gern von dem geringsten seiner Brüder lernt, aber doch das Recht und die Vollmacht hat, sich vom Herrn selbst die Bibel aufschliessen zu lassen, wie die Jünger von Emmaus noch vor Pfingsten taten.
Der Auferstandene, der uns danach den Pfingstgeist hinterliess, öffnet heute noch jedem einzelnen die Schrift, und es ist bei dir eine Verstopfung der innern Kanäle vorhanden und ein tiefer Mangel in der Wiedergeburt, wenn dir die Schrift nichts sagt, sobald du sie ohne menschliche Kommentare liest. Du bist dann gar nicht wirklich ein evangelischer Christ, sondern ein katholischer. Alle Werkzeuge sollen uns in persönliche Beziehung zu Christus bringen, damit Christus uns unterwegs die Schrift aufschliessen könne und wir mitten im Verkehr mit andern Herz und Augen nach oben gerichtet behalten. So bekommst du dann einen gesunden Organismus, kannst von allen lernen, mit denen du in Berührung kommst, und weisst, was du aufzunehmen und auszuscheiden hast von dem, was du siehst und hörst.
Bist du in allen Lebensbewegungen, im Lesen sowohl wie in Anwendung der Heiligen Schrift, ein evangelischer Christ, ein wirklicher Protestant, dem der Herr die Augen hat öffnen können, und lässest du deinem Gott keine Ruhe, bis sich deine Augen für die untere Welt geschlossen haben, so wirst du ein fruchtbarer Christ und begehst nicht mehr die Sünde, dass du deinem Gott Grenzen steckst und - wie damals das Volk Israel - sagst: „Wasser hat Er fliessen lassen, aber wird Er auch einen Tisch decken können in der Wüste?“ Er kann alles tun, was geschrieben steht. Er wird die ganze Schrift erfüllen, aber durch uns, durch den Glauben. Er wartet auf Glauben, und wir sind Ihm schuldig, dass wir Ihm den Lohn Seiner Schmerzen nicht schmälern und Ihn nicht daran hindern, den ganzen Fluch des Falles aufzuheben, damit offenbar werde die Frucht Seiner Liebe.