Er ward gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz.
Philipper 2,8 Johannes 13,1-17
Und nun noch einen Blick auf den hin, der das grosse Vorbild und Muster alles stillen Wesens und aller Herzensdemut gewesen ist (Mt 11,29). Tief bedeutungsvoll sind in dieser Beziehung die Worte, mit denen der Apostel Johannes Kapitel 13,1-3 die Szene der Fusswaschung einführt: „Vor dem Fest aber der Ostern, da Jesus erkannte, dass Seine Zeit gekommen war, dass Er aus dieser Welt ginge zum Vater: wie Er hatte geliebt die Seinen, die in der Welt waren, so liebte Er sie bis ans Ende. Und bei dem Abendessen, da schon der Teufel hatte dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot, ins Herz gegeben, dass er Ihn verriete, und Jesus wusste, dass Ihm der Vater hatte alles in Seine Hände gegeben und dass Er von Gott gekommen war und zu Gott ging . . .“ In dieser entscheidungsvollen Stunde, im Augenblick Seines Verrats, im Vollbewusstsein Seiner vorweltlichen Herrlichkeit und der vom Vater Ihm gegebenen, alles umfassenden Herrscherwürde, liebend die Seinigen bis ans Ende, tut Jesus was? Er kniet auf den Boden und vollbringt Sklavendienste an Jüngern, von denen Er wusste, dass sie sich in der gleichen Nacht noch an Ihm ärgern würden!
Es muss jemand von oben herab geboren sein, um dienen zu können, um sterben zu können, um sich zu schürzen und zu entäussern, wie Er sich entäussert hat; und wir haben so viel Heiligen Geist, als wir Macht haben, uns zu demütigen, uns hinunterzustellen, als wir den Schatten des Zurückziehens liebhaben. Wir haben so viel Heiligen Geist, als wir Liebe haben, und so viel Macht, den andern neben uns ein Segen zu sein, als wir Macht haben, die geringsten Dienste zu leisten, die die angemasste, illusorische Majestät gefallener Menschen verachtet. Was gering ist, können sie nicht mehr hoch achten, und was wahrhaft keinen Wert hat, das schätzen die Leute hoch. Und willst du in die Fülle des Heiligen Geistes hineinkommen, in die Gottesfülle, in die Liebe Gottes und Christi, die alles Denken übersteigt in ihrer Weite, Breite, Tiefe, Länge, so lass den Herrn machen, der es verstanden hat, selbst herunterzusteigen, zu dienen, sich zu entäussern und Wege zu gehen, zu denen kein Engel bereit gewesen wäre.
Lass Ihn machen, halte du Ihm still, damit Er dir von Demütigung zu Demütigung Seinen Sinn einpräge, und greife Ihm nicht in die Arme wie Petrus, der sich nicht die Füsse waschen lassen wollte, dem dieses Sicherniedrigen anstössig war.
Näher dem Haupt, teure Brüder, näher unserm Heiland! - Je näher wir Ihm sind, desto mehr kann Er von Seinem Geistesadel uns mitteilen, und der offenbart sich in demütig dienender und demütig tragender Liebe. Nur wahrhaft Hochgeborene, nur göttlicher Natur teilhaftig Gewordene haben Macht, bis in die tiefsten Tiefen hinunterzusteigen, die Elendesten und Unwürdigsten als Ebenbürtige zu erkennen und zu behandeln.
Gern in alles mich zu fügen,
Mich der Stille still zu freun,
Ohne Worte, mit Vergnügen
Aller Knechte Knecht zu sein,
Nie mit Gaben stolz zu prangen,
Menschenruhm nie zu verlangen:
Diese Weisheit fleh’ ich mir,
Hocherhabner Gott, von Dir.
Unbekannte Wege wandeln,
Wege, die Dein Aug’ nur kennt,
Stille dulden, schweigend handeln,
Wo kein Menschenmund mich nennt,
Das, Du freundlicher Gewährer,
Aller Demut Quell und Lehrer,
Jesus Christus, lehre mich,
Still und schweigend sehn auf Dich!