Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
1Thes 5,23-24 - 12. Dezember1Thes 5,23-24 - 12. Dezember
Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unsres Herrn Jesu Christi. Getreu ist Er, der euch ruft; Er wird’s auch tun.
Darum ist die Hoffnung der ersten Christen, nämlich die Erwartung der persönlichen Wiederkunft des Herrn, in den späteren Zeiten in den Hintergrund getreten? Wie kam es, dass im Lauf der Jahrhunderte die Gemeinde des Herrn diesen Helm der Hoffnung ablegte? Die Antwort darauf erscheint schmerzlich einfach.
In 1. Thessalonicher 5,23 und manchen andern Stellen sehen wir, dass Christus bei Seiner Wiederkunft eine durch und durch geheiligte, Ihm selber gleichgemachte Braut vorfinden muss; eine andre kann Er nicht heimholen. Darum hat Paulus so unablässig danach gerungen, dem Herrn in den Gemeinden eine reine Jungfrau darzustellen (2Kor 11,2). Den Ephesern hält er im 4. Kapitel vor, wie der Herr Jesus heruntersteigen musste in die untersten Örter der Erde und wiederum hinauffahren in die Himmel, um alles zu erfüllen (Vers 10) und für Seine erkaufte Gemeinde alles zu empfangen, was irgend nötig war zu ihrem harmonischen, symmetrischen Aufbau. Da hat es an nichts gefehlt. Er hat „etliche gegeben als Apostel und etliche als Propheten und etliche als Evangelisten und etliche als Lehrer zur Vollendung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi.“ Unter „Erbauung“ ist aber, wie wir schon sahen, nicht verstanden, was man heutzutage in diesen Begriff hineinlegt, - nicht Erfrischung, Eindrücke, seelische Bewegung, - sondern es ist ein Gebäude darunter verstanden, das aufwärts strebt, seiner Vollendung, seinem Schlussstein entgegen. Dieser ist aber für die Gemeinde das persönliche Wiederkommen ihres Herrn und Hauptes. Wann wird dieses Gebäude vollendet sein? In Vers 13 sehen wir, was dem Apostel vorschwebt: „Bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Mass des vollen Wuchses der Fülle Christi.“ Dieses „wir alle“ hebt der Apostel besonders in Kolosser 1,27-29 hervor: „Denen Gott kundtun wollte, welcher da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf dass wir darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christus Jesus; daran ich auch arbeite und ringe, nach der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt.“ Das ist mehr als Evangelisationsarbeit. Der Apostel hatte das Amt, Christen in Christusähnlichkeit zu bringen, zu einer Gerechtigkeit, die besser ist als die der Pharisäer (Mt 5,20), zu „der Wahrheit im Inwendigen“ (Ps 51,6). Was Paulus geschrieben hat, das hat er durch den Geist empfangen; und es war somit Gottes Gedanke, dass die ganze Gemeinde zusammen hineinwachse in die Vollendung und in die Reife einer Seinem Sohn ebenbürtigen Braut.