Dein ist die Herrlichkeit.
Durch Sein Leiden hat Jesus ganz neue Bahnen der Herrlichkeit geöffnet, so dass wir im 1. Petrusbrief lesen: „Wenn ihr leidet nach Gottes Willen, so ruht der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch.“ Jetzt gibt es eine ganz andre Herrlichkeit als die des Geniessenwollens - die Herrlichkeit des Leidens. Diese ist Gottes, wie alle wahre Herrlichkeit, und nur indem wir Gott: nähertreten, enthüllt sich das Geschaffene in seiner Eitelkeit - nur dadurch verliert das Leiden seine Schrecken, der Genuss seine Anziehungskraft und die Kreatur ihr Lockendes, so dass wir nicht mehr von den Vorspiegelungen geblendet werden und nicht mehr auf verbotenen Wegen Grösse, Herrlichkeit und Höhe suchen.
„Dein ist die Herrlichkeit.“ Da riskieren wir dann keine Enttäuschung, wie sie etwa heranwachsende Königssöhne erleben, wenn sie einen Einblick in die Hohlheit irdischer Grösse bekommen. Da gibt es unergründliche Tiefen, Ruhe, heimatliche Ruhe für unsern nach Ewigkeit und Herrlichkeit dürstenden Menschengeist, der nach Gottes Bild geschaffen ist und den daher nichts befriedigen oder auch nur locken kann, was dem Dahinwelken, der Verwesung unterstellt ist. „Dein ist die Herrlichkeit.“ Um für die Offenbarung dieser Herrlichkeit Raum zu machen, muss Gott oft jahre- und jahrzehntelang Hügel und Höhen abtragen, über unsre Höhen dahinfahren, uns einerseits den Kopf drunten halten und uns andrerseits mit treuer, sicherer Hand aus den Schwermutshöhlen herausholen, in die wir uns in Weltschmerz und Wehleidigkeit hineinverloren haben. Alle Demütigungen, die uns zustossen, sind Bahnbrecherarbeit des Heiligen Geistes, die Raum machen soll für die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. Der Teufel hatte uns mit eingebildeter Herrlichkeit bezaubert. Da meint jeder, er habe etwas vor den andern voraus, er habe diesen oder jenen Vorzug, so dass uns Gott erst entkleiden, ausziehen, in unsrer Nacktheit darstellen muss, um uns dann in wirkliche Herrlichkeit kleiden zu können - in ein mit Christus in Gott verborgenes Leben, in eine Herrlichkeit, die offenbar wird, wenn Christus offenbar werden wird.
Alsdann werden wir mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit, in der Herrlichkeit Gottes, im Triumph Gottes über den Teufel, im Triumph der Wahrheit über den Schein, der Wesenheit über die Lüge. Ob darüber Jahre, Jahrzehnte hingehen, wissen wir nicht - tausend Jahre sind vor der Herrlichkeit Gottes wie ein Tag, und je müder wir der Herrlichkeit des eigenen Wesens sind, desto weniger bleiben wir Söhne und Töchter der Zeit, klagend über das, was der gestrige Tag fortgenommen, fürchtend, was der morgende Tag bringen könnte - des Lebens überdrüssig. Der Geist Gottes und der Geist der Herrlichkeit kommt auf uns herab, und da rechnet man nicht mehr mit dem, was die Zeit bringt oder nimmt, sondern sieht in allem die erziehende Hand Gottes, der uns von Tag zu Tag mehr von der Sichtbarkeit, von Menschengestalten, von irdischen Aussichten löst und uns zu Ewigkeitsmenschen macht, auf Ewigkeitsboden stellt. „Dein ist die Herrlichkeit,“ und alles, wozu Du Dich nicht bekennst, ist Scheinherrlichkeit und trägt den Todeskeim in sich.