Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 7,22 - 8,16 - Schluß der Bergpredigt. Jesus in KapernaumMt 7,22 - 8,16 - Schluß der Bergpredigt. Jesus in Kapernaum
Das „Herr, Herr" muß bei uns durchschlagen in die tiefsten Tiefen hinein. Da müssen wir den Herrn herrschen lassen, so daß unser ganzes natürliches Wesen, unsere Kraft, unsere Zeit und alle unsere Habe in den Besitz des Herrn zurückkehre und er darüber verfügen kann. Dann sind es nicht leere Worte, sondern dann sind wir wirklich in der Leitung unseres Gottes, unseres himmlischen Vaters.
Matthäus 7,24: „Einen jeden, der diese meine Worte hört und tut sie, den will ich einem Manne vergleichen...." Himmel und Erde — alles Sichtbare — vergeht, aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. So geht es dann auch in unserem Leben. Soweit wir das Wort Gottes und unseres Heilandes mit unserem ganzen Sein und Wesen tun — soweit stehen wir auf Ewigkeitsgrund. Welches auch die Wandlungen sein mögen, durch die unser Leben noch zu gehen haben mag, wir stehen auf dem Felsengrunde der Ewigkeit, dem Worte Gottes. Unser Heiland ist uns darin vorangegangen. Er, das fleischgewordene Wort Gottes, bat sich immer an das geschriebene Wort Gottes gehalten. Und im Kampfe mit dem Teufel, in der Wüste, in der dreimaligen Versuchung, hat er immer nur die eine Waffe gebraucht — das Wort Gottes. Gegen sein „es sieht geschrieben" konnte der Teufel nichts machen, dagegen konnte er so wenig machen, daß er versuchte, dem Herrn die Waffe aus der Hand zu nehmen und sie seinerseits zu gebrauchen. Er hat z. B. gesagt: „Laß dich hinab von der Zinne des Tempels. Es steht geschrieben: Ich will meinen Engeln befehlen über dir, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest." Aber der Feind hatte es mit dem fleischgewordenen Worte Gottes zu tun — nicht nur mit Worten Gottes — deshalb konnte er nichts ausrichten. Der Herr hatte immer wieder ein „Abermal". Wir brauchen das ganze Wort Gottes, um wider Sünde, Welt und Teufel zu siegen. Wir müssen im ganzen Worte Gottes zu Hause sein, sonst kann der Feind die einzelnen Worte, die wir ihm entgegenhalten, gegen uns benützen. Das tft unmöglich bei denen, die das ganze Wort Gottes zur Richtschnur ihres Lebens, Tuns und Lassens nehmen, die immer mehr ins ganze Wort Gottes hineinwachsen und dadurch innerlich erstarken. Vers 28: „Es begab sich, als Jesus diese Worte vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre." Damit waren sie aber noch nicht Nachfolger und Jünger Jesu geworden. Man kann gewaltige Eindrücke haben, — wenn man aber durch diese Eindrücke nicht mit Jesu, dem fleischgewordenen Worte, in organische Verbindung kommt, — wenn man dadurch nicht Glied an seinem Leibe wird, um von seinem Geiste durchhaucht zu werden, so hilft uns alles nichts. Wir werden dann doch in den Stunden der Versuchung, in den kritischen Stunden unseres Lebens, mit fortgerissen. Jesus muß in uns Gestalt gewinnen. Wir müssen uns mit den Wurzeln des Lebens in ihn einsenken, wenn uns nichts fortschwemmen soll. Das ganze Volk entsetzte sich — war überwältigt — von der Macht seiner Lehre, die so ganz anders war als die Lehre der Schriftgelehrten und Pharisäer, die wohl lehrten, aber nicht taten, deren Leben nicht umgebildet wurde durch die Autorität des Wortes Gottes. — Kapitel 8, 1—4: „Als er nun vom Berge Hinabstieg, folgte ihm viel Volks nach ...." Der Herr steigt nach der Predigt wieder vom Berge hinunter und setzte sich da sofort auseinander mit der Macht der Krankheit — und zwar mit einer unheilbaren Krankheit, dem Aussatz. Der arme Kranke aber hat in ihm einen Mann erkannt, der unbegrenzte Macht hatte, und es war ihm innerlich gewiß geworden, daß bei diesem Manne noch Rettung und Heilung war. Er sagte sich: es kommt nur darauf an, ob er mich heilen will. „Herr, wenn du willst", sagt er zu Jesu, „kannst du mich reinigen." „Jesus streckte die Hand aus und rührte ihn an." Das darf man nie tun, wenn man nicht selbst aussätzig werden will — aber der Herr steht hoch über allem. Er ist uns sündigen Menschenkindern unaussprechlich nahe gekommen, ohne jemals zu sündigen — und hat in einem Leibe, der der Versuchung ebenso sehr ausgesetzt war wie der unsrige, Sünde und Tod überwunden und Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht. Er durfte auch einen Aussätzigen anrühren, ohne fürchten zu müssen, von ihm angesteckt zu werden. Und je mehr wir mit Jesu in Verbindung stehen, um so mehr können wir Aussätzigen nahen, ohne fürchten zu müssen, von ihnen befleckt zu werden. Wir sind aber nur gedeckt, soweit wir in Jesum eingesenkt sind. „Jesus sagt zu ihm: Siehe zu, daß du es niemand sagst, sondern geh hin und zeige dich dem Priester und bringe das Opfer...." Der Herr hat in der ersten Zeit seiner Amtstätigkeit darüber gewacht, daß sein Ruf als Heiler nicht allzuschnell hineindrang ins Volk. Es lag ihm vor allem daran, das Wort aufzuschließen, als Mittler zwischen Gott und den Menschen das Volk seinem Gott wieder zuzuführen, und er hielt sich damit genau an die Schriften des alten Bundes. Jedes Jota, jeder Strich des Gesetzes sollte durch ihn und in ihm erfüllt werden. „Gehe hin, zeige dich dem Priester und bringe das Opfer dar... zu einem Zeugnis über sie." Die Gnade tut sich auf auf Grund des Gesetzes. Das Gesetz Mose treibt zum Heiland. Je treuer jemand das Gesetz erfüllt und zu erfüllen entschlossen ist, desto eher erkennt er feine Unzulänglichkeit, es Gott in allem recht zu machen. Dann wird er mit Macht geworfen auf den Einen, der das Gesetz erfüllt hat und der Gnade genug hat für uns, auf dass auch durch uns in unserem ganzen Sein und Wesen, Charakter und Temperament, in allen unseren Lebensbeziehungen das Gesetz zu seinem Rechte kommt und stufenweise erfüllt wird. Nun kommt Jesus wieder nach Kapernaum. „Als Jesus nach Kapernaum kam, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn und sprach: „Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual." Der Mann hatte ein Herz für seinen Knecht. „Und Jesus sprach: „Ich will kommen und ihn gesund machen." Der Hauptmann antwortete und sprach: „Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehst" — und doch war er ein angesehener Mann, ein römischer Hauptmann. „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan...." Er hat also das beste Vertrauen zu Jesu und beweist mit seinen Worten, daß er unbedingt glaubt, daß dem Herrn Jesus Krankheit, Leiden, Plage untertan sind gerade wie ihm seine Kriegsknechte gehorchen müssen. Wenn ein Offizier, besonders in Kriegszeiten, einem Soldaten etwas befiehlt, so braucht er eS nicht zweimal zu sagen; sein Befehl wird sofort ausgeführt. Der Mann war ein echter Soldat, aber ein Mann, der aus seinem Soldaten- und Offiziersleben Schlüsse gezogen hat auf das Reich Gottes. Sein Blick ging über das Soldatenleben hinaus. Vers io: „Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: „Wahrlich, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen, und die Kinder des Reiches werden hinausgestoßen werden...." — die Kinder des Reiches, die von Natur hineingeboren sind ins Reich Gottes als Glieder des Volkes Israel, die aber nicht innerlich in Gott wurzeln, nicht des Glaubens Abrahams sind und darum auch nicht zu den echten Abrahamskindern gehören, werden hinausgeworfen werden...Stützen wir uns doch als Kinder Gottes ja nicht darauf, daß wir sagen: „Ich habe eine Bekehrung durchgemacht", sondern wandeln wir dann auch im Lichte der Wahrheit und unterbreiten wir unser inneres Leben, Bestimmungen, Bewegungen, Beschlüsse dem Herrn — legen wir die Fäden des äußeren und die Quellen des inneren Lebens in die Hand des Herrn, damit er uns beherrsche, reinige und vollende, — uns zubereite für Lie obere Herrlichkeit. „Und Jesus sprach zum Hauptmann.... Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde." Hierauf kommt Jesus in das Haus des Petrus und findet dort sofort wieder Dienst für seinen Vater. „Als er in das Haus kam.... und berührte ihre Hand" — nahm nicht einmal ihre Hand in die seine — „und das Fieber verließ sie, und sie stand auf und diente ihnen." Wenn sich der Herr als Sieger über Krankheit und Tod offenbart, so ist eö, damit der Geheilte ihm diene, das neugeschenkte Leben für Gott gebrauche und damit ein Zeuge der Gnade und Herrlichkeit Gottes werde, die aufrichtet, rettet und ein Neues schafft. Es handelt sich da um eine Berührung wie die jenes Weibleins, das sagte: „Wenn ich nur den Saum seines Kleides anrühre...Berührung mit dem Herrn rettet uns; da müssen alle feindlichen Mächte weichen, und das Leben muß wieder durchbrechen; denn er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Sofort fteht die Frau auf und dient. Die wiedergeschenkte Gesundheit ist für den Dienst des Herrn, nicht für unsere Befriedigung, sonst kann die Krankheit in verstärktem Maße wiederkommen. Jedenfalls sind wir einem schweren Rückfall ausgesetzt, während wir gewiß sein dürfen, wenn wir die neugeschenkte Gesundheit für den Herrn gebrauchen, werden wir auf diesem Wege immer enger mit ihm verbunden, und seine Rettermacht kann sich dann immer kräftiger erweisen in unserem sterblichen Leibe. Die Geschichte von der Heilung hat sich nun mit wunderbarer Schnelligkeit durch die ganze Stadt verbreitet. „Und als es ruchbar geworden war, brachten sie die Besessenen zu ihm, und er trieb die Teufel aus und machte die Besessenen gesund."