Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Durch den Heiligen Geist nennen wir Jesus unsern Herrn; durch den Heiligen Geist lernen wir Ihn kennen, sei es in der Schrift, sei es im täglichen Leben. Soweit wir nun diesem Jesus unser äusseres und inneres Leben anvertrauen, soweit kann der Heilige Geist unsern Lebensgang und unser Tagewerk unter Seine Leitung nehmen. Der Geist ist frei, uns zu leiten, soweit Christus uns beherrscht. In Tiefen unsres Wesens, viel tiefer als das Gebiet des Gefühls, der Stimmungen oder Eindrücke, vernehmen wir nach der einen Seite hin ein „Halt“, nach der andern ein „Vorwärts.“ Hier geht die Tür auf, dort wird ein Riegel vorgeschoben. Es ist nichts andres als Übertragung ins Kleine und Alltägliche von dem, was alle wirklichen Kinder Gottes in feierlichen Stunden erfahren, wenn sie in entscheidenden Lebensfragen zu einer klaren Überzeugung gelangen, wenn sie in ihrem Gott Freudigkeit gewinnen, einen Ruf anzunehmen oder auszuschlagen, vorwärtszugehen oder stillzustehen.
In den äussern Lebensführungen werden die Kinder Gottes auf verschiedenen Stufen des geistlichen Alters verschiedene Erfahrungen auf dem Gebiet der Geistesleitung machen. Wir können hierin durch die gleiche Krisis zu gehen haben, die das Kindesalter vom Jünglings- und Mannesalter trennt. Als Paulus in seine Missionstätigkeit eintrat, unerfahren und ungeübt, da leitete ihn der Heilige Geist wie ein Kind, sagte ihm, wo er hinzugehen und wo er nicht hinzugehen habe, ohne jegliche Erklärung oder Begründung. Später in langjährigem, hingebendem Dienst und durch mannigfaltige Erfahrungen zum Mann gereift, hat Paulus selbst Entscheidungen zu treffen (Vgl. Tit 3,12 und Apg 20,16). Es wird aber kein Kind zum Jüngling und Mann, ohne dass es der Muttermilch entwöhnt wird (Ps 131,2); und jede Entwöhnung ist peinlich. Das Alte wird einem genommen, und was an dessen Stelle treten soll, sieht man noch nicht; man findet sich zunächst nicht mehr zurecht. Man unterscheidet Gottes Stimme nicht mehr so klar und so rasch wie früher und ist sich doch keiner Untreue bewusst. Der Herr aber ist treu und führt, die Ihm vertrauen, an sicherer Hand durch die tiefsten Wasser, durch Wasser, in denen die bisher erkannten und befolgten Fussspuren sich verlieren. (Ps 77 Schluss)
Einem Knecht gibt man Weisungen. Eine zur Mitregentschaft berufene Braut muss sich in die Denkungsweise ihres königlichen Bräutigams einleben und sich mit seinen Zielen vertraut machen. Christi Braut muss in der Lebensgemeinschaft mit Ihm und in der steten Abhängigkeit von Ihm jetzt schon durch Seinen Geist die ihr gestellte Aufgabe nach Seinem Sinn beherrschen lernen, ohne für jede Einzelheit eine besondere, ausdrückliche Weisung zu beanspruchen. Durch die Übungen hier unten im Kleinen und Wenigen reifen wir für das Grosse, das uns droben auf dem Thron anvertraut werden soll.