Schriften von Otto Stockmayer
Mt 22,15-46 - „Sie machen nur verkehrte Schritte und fallen selbst in ihren Strick“Mt 22,15-46 - „Sie machen nur verkehrte Schritte und fallen selbst in ihren Strick“
„Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie ihn fingen in seiner Rede." Warum haben sie sich nicht lieber fangen, überwinden, von Sünde überzeugen lassen? Sie waren unlauter — das war der Grund. Sie suchten nicht Wahrheit, sondern sie suchten sich aus einer Schlinge zu ziehen. Vers 16: „Und sandten zu ihm ihre Jünger samt des Herodes Dienern" — die Herodianer sind die Anhänger des Herodischen Königshauses — also unter dem römischen Kaiser stehend — und doch waren die Juden unzufrieden über ihre Abhängigkeit und Dienststellung dem Kaiser gegenüber. Israel wollte unabhängig und allein Jehova verantwortlich sein, war aber von Gott an die Knechtschaft dahingegeben, weil sie ihren Gott verleugnet hatten, und wer Gott verleugnet, gerät in die Knechtschaft der Menschen. Nur die Nachfolge Jesu kann uns zu Kindern der Wahrheit machen, die sich nicht darüber besinnen oder dabei stehen bleiben, was die Nachfolge Jesu kostet. Wer aus der Wahrheit ist, folgt dem Lamme, wohin es geht — auch bis zum letzten Opfer. War es nicht vor allem Aufgabe der Leiter des Volkes, Kinder der Wahrheit zu sein, den Weg Gottes recht zu lehren, keine Rücksicht auf die Menschen zu nehmen? In Vers 16 haben sie also über sich selbst das Urteil gesprochen, aber ohne sich zu schämen. Man kann so tief in Unlauterkeit versinken, daß man sich gar nicht mehr Rechenschaft darüber gibt und nur sucht, andere zu fangen und zu knechten. Der Herr Jesus hat sofort ihre Unlauterkeit und Heuchelei erkannt und redete sie ganz offen als Heuchler an. Diesen unlauteren Menschen gegenüber hat er treu und unumwunden die Wahrheit erklärt und sie haben nichts dagegen einwenden können. Mit seiner Antwort war er weder Jehova noch dem Volke noch dem Kaiserhause zu nahe getreten — hat aber die Leute, die ihm entgegenstanden, über ihre Unlauterkeit gestraft. „Wes ist das Bild und die Überschrift?" fragt er. „Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!" Vers 22: „Da sie das höreten, verwunderten sie sich, und ließen ihn und gingen davon." Hüten wir uns vor Menschenfurcht — hüten wir uns vor irgend welcher Furcht! Wir sind in Gottes Hand, und Er läßt uns nie über Vermögen versucht werden von irgend welcher Seite her oder wodurch es auch sei. Damit bleiben wir frei und erschrecken nicht über irgend welche Schlinge, die man uns legen mag. Der Herr wacht über uns und weiß uns auf ganz einfache Weise aus der Schlinge zu ziehen. Der Herr hat immer einen Rettungsweg für seine lauteren Kinder, die aus der Wahrheit sind. Soweit die Pharisäer. Nun kommen in einem zweiten Abschnitt — Vers 23—32 die Sadduzäer. „An demselben Tage traten zu ihm die Sadduzäer, die da halten, es sei keine Auferstehung und fragten Ihn." Offenbar hatten Pharisäer und Sadduzäer sich verabredet und waren mit einander eins geworden der Wahrheit — dem Herrn Jesu — gegenüber, der ihnen beiden lästig war, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Die Pharisäer sind die Orthodoxen und die Sadduzäer sind die Rationalisten. „Meister", sagten sie. Ja, hätten sie sich nur von ihm meistern lasten, dann wäre ihnen geholfen gewesen! Das war auch eine Lüge, daß sie ihn „Meister" nannten. Vers 27 bis 29 erzählen sie nun eine Geschichte, die sie wahrscheinlich erfunden hatten, und knüpfen daran die Frage: „Nun in der Auferstehung, — wenn du denn doch behauptest, es gäbe eine Auferstehung — wes Weib wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie alle gehabt." Vers 29: „Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes." Woher kommt solche Verwirrung? Daher, daß sie sich nicht unter die Schrift beugten und an die Macht Gottes nicht glaubten. Vers 30: „In der Auferstehung werden sie weder freien, noch sich freien lassen, sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel." Da stirbt man nicht mehr, und da bedarf es auch keiner Nachkommenschaft mehr. Da ist es für immer vorüber mit Tod und Grab und auch mit der Fortpflanzung des Menschengeschlechts. Vers 31: „Habt ihr aber nicht gelesen ... ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Gott aber ist nicht der Toten Gott, sondern der Lebendigen." Aus diesen Worten geht klar hervor, daß die, die dem Herrn angehören — ob im Leib oder außerhalb des Leibes — im Grunde nicht zu den Toten gerechnet werden können. Sie sind und bleiben lebendig. Auch wenn sie ihres Leibes entkleidet sind, leben sie ihrem Gott, dem sie im Leibe gedient haben. Auch darin liegt ein Herrlichkeitsblick. In und außerhalb des Leibes leben wir dem Herrn, denn er ist ein Gott der Lebendigen. Wir hören nicht auf zu leben, wenn auch nicht mehr in dem irdischen, verweslichen Leibe. Vers 34 bis 40: „Als nun die Pharisäer hörten, daß er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach: „Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte." Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: „Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst." In diesen zwei Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten." Das sind ja eben die beiden Gebote, die noch kein Mensch erfüllt hat — es sei denn Jesus und Jesu Jünger und Nachfolger, die seinen Geist haben. Zur Erfüllung dieser Gebote bedarf es des Geistes Gottes. Er öffnet uns die Tiefen der Erlösung, daß wir nicht mehr an uns selbst gebunden sind, unser eigenes Interesse suchen, von unserem Seelen- und Gemütsleben uns beherrschen lassen — sondern daß die Quellen unseres Gemütslebens zurückkehren in Gottes Hand, damit er sie befruchte und unser Leben und Lieben, Hofsen und Wünschen, Gott zum Ziele habe. Dann ist unser Leben fruchtbar, und wir haben Macht, nicht in uns selbst aufzugehen, sondern in Leid und Freud ein Herz zu haben für andere, so daß, was dem andern zustößt, uns nicht mehr gleichgültig läßt und wir uns nicht mehr in den eigenen Sorgen, Lasten, Verlegenheiten, Widerwärtigkeiten und Schwierigkeiten verschließen. Auf dem Boden der Liebe lebt man auf — da öffnen sich neue Horizonte und wir bekommen neue Kraft. Vers 41 bis 46 nimmt nun der Herr selbst das Wort, nachdem er ihnen allen den Mund gestopft hatte. „Wie dünkt euch um Christus?" fragt er. „Wes Sohn ist er?" Alle ungelösten Fragen kommen daher, daß wir Christus gegenüber nicht in Ler richtigen Stellung sind, daß Christus nicht den richtigen Platz in uns einnimmt, denn Christus ist Lehrer, Prophet, Hoherpriester und König. In ihm haben wir alles, sind nicht von Menschen abhängig, sondern sind Wahrheitskinder. „Wes Sohn ist er? Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen: Wie nennt ihn denn David im Geiste einen Herrn, da er sagt: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich . . . deiner Füße? So nun David ihn einen Herrn nennt, wie ist er denn sein Sohn?" Er stammte eben dem Fleische nach von David ab. Der ewige Sohn Gottes, von Maria geboren, hat nie aufgehört, im eigentlichen Sinne des Wortes Gottes Sohn zu sein. Vers 46: „Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und wagte auch niemand, von dem Tage an Hinfort, ihn zu fragen." Warum nicht? Weil keine wahrheitssuchenden Seelen da waren einem Herrn wie Jesus gegenüber.