Schriften von Otto Stockmayer
Mt 17 - Von dem Berge der Verklärung. ln das Tal des Jammers.Mt 17 - Von dem Berge der Verklärung. ln das Tal des Jammers.
Nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes zu sich und führte sie beiseite auf einen hohen Berg. Der Herr kann nicht alle gleich führen. Er kann die einen höher führen als die anderen und kann sie unter Umständen auch tiefer führen, wenn wir nur alle den Beruf erfüllen, den der Herr uns gegeben hat, und wenn wir nur alle treu sind in dem, was er uns anvertraut. Im Himmel gibt es keine Eifersucht, wenn auch ein Stern den anderen an Klarheit übertrifft. Das find Dinge, die der Welt angehören, und diese hören auf droben in der Herrlichkeit. „Der Herr wurde vor ihnen verklärt; und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weißer als ein Licht." Die innere verborgene Herrlichkeit ist durchgebrochen bis in die Kleidung hinein. „Und siehe, da erschienen ihnen Moses und Elias, die redeten mit ihm." Sie redeten mit ihm über den Ausgang, den er nehmen sollte zu Jerusalem. Ein Petrus hatte gesagt, wie wir im vorhergehenden Kapitel gesehen haben: „Herr, das widerfahre dir nur nicht; schone deiner selbst!" Moses und Elias, diese beiden Hauptvertreter des alten Bundes, hätten vergebliche Arbeit getan, wenn der Herr nicht einen solchen Ausgang genommen hätte in Jerusalem, nämlich — als Opfer auf dem Altar. Er hat sich durch niemand aus der Bahn herausbringen lasten, die der Vater ihm gezeigt hat, und während er hier unten Widerstand gefunden hat, hat fein Vater im Himmel ihn gestärkt — vom Himmel herab. Vers 5: „Da er noch also redete, stehe, da überschattete ihn eine lichte Wolke. Und stehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." „Den sollt ihr hören." Alles in unserem Leben und in unserer inneren Entwicklung hängt davon ab, daß wir hören. „Seid schnell zu hören, langsam aber zu reden, und langsam zum Zorn", sagt der Apostel Jakobus. Vers 6: „Da die Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr." Wenn die unsichtbare Welt hereingreift in irgend einer Weise, dann kommt eine heilige Furcht über ein Menschenkind. „Und als sie dann ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesum allein." Nach allen schweren und herrlichen Erfahrungen, die wir machen, soll das das letzte sein: „Wir sahen niemand als Jesum allein." Wenn wir an einem Ort gesegnet worden sind — wenn wir irgend eine herrliche Erfahrung gemacht haben oder eine schmerzliche Erfahrung machen müssen — wenn eins unserer Nächsten und Liebsten ins Grab sinkt, soll immer die letzte Frucht sein: „Wir sehen niemand als Jesum allein." Durch die schmerzlichen Verluste hienieden soll uns der Herr immer größer werden — und was wir demütig aus seiner Hand nehmen, bringt Frucht für die Ewigkeit und Herrlichkeit. Der Herr hat seinem Sohne Zeugnis gegeben. Dreimal kommt es vor, daß er über ihn bezeugte: „Das ist mein lieber Sohn", bei dem der Vater nie etwas gesehen hat, was ihm nicht gefallen hätte. Vers 9: „Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist." Nun hätten die Jünger gern noch vom Herrn selbst über diese Erscheinung Aufklärung erhalten und fragen daher: „Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen?" Vers 11: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elias soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen. Doch ich sage euch: Es i st Elias schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern sie haben an ihm getan, was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen." Johannes der Täufer war der zweite Elias. Er ist in der Kraft des Elias aufgetreten als Vorläufer seines Meisters. Vers 14 bis 16: „Und da sie zu dem Volke kamen, trat zu ihm ein Mensch, und fiel ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, erbarme dich über meinen Sohn; denn er ist mondsüchtig und hat ein schweres Leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen." Wenn Menschen uns nicht helfen können, so gehen wir direkt zum Meister und lassen unsere Anliegen vor ihm liegen, bis er uns beruhigt, geholfen und erquickt hat. Unserem Heiland ist nichts zu schwer. Alle Macht hat ihm Gott gegeben im Himmel und auf Erden — Macht, zu heilen und Macht, zu richten. Nun kommen die Jünger nachträglich mit der Frage zu Jesu: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben?" Jesus antwortete ihnen: „Um eures Unglaubens willen." Vers 20: „Ich sage euch wahrlich: So ihr Glauben habt als ein Senfkorn, so möget ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich ... . und euch wird nichts unmöglich sein." Vers 21: „Aber diese Art fahret nicht aus denn durch Beten und Fasten." Alles ist euch möglich, wenn ihr Glauben habt — es sind da keine Schranken. Es ist eine Bedingung: „So ihr Glauben habt." Es gibt besonders schwere Aufgaben, wo es gilt im Gebet verharren und unter Umständen auch fasten, sich gewisser Dinge enthalten, um freier zu sein fürs Gebet in besonders schwierigen Aufgaben und Lebenslagen. Vers 22 und 23: „Da sie aber ihr Wesen hatten in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn überantwortet wird in der Menschen Hände; und sie werden ihn töten, und am dritten Tage wird er auferstehen. Und sie wurden da sehr betrübt." Was wäre aus der Menschheit geworden, wenn der Herr nicht diesen Weg gegangen wäre? Wir können ihn darüber nur anbeten, so sehr wir auch die tiefe Betrübnis der Jünger verstehen. Wir können verstehen, daß es sie tief schmerzte, daß der Herr einen solchen Ausgang nehmen sollte. Sie hatten noch nicht den Durchblick, daß der Herr als Lamm Gottes unsere Sünden mit hinaufnehmen mußte ans Kreuz, um uns mit dem Vater zu versöhnen. Vers 24 bis 27. Vers 26: „So sind die Kinder frei." „Er ist der Sohn des Hauses und hat als solcher keine Steuer zu zahlen." „Aber damit wir sie nicht ärgern . . ." Sie konnten das ja nicht verstehen. „Damit wir sie nicht ärgern, so geh ans Meer . . ." Der Herr ist nie verlegen. Jetzt schon ist thm alles untertan, im Himmel und auf Erden — alle Tiere auf dem Felde, die Fische im Meer — die Sternendwelt. Es gehört ihm alles, und er fühlt sich vollkommen frei, stellt sich aber als Mensch unter das Gesetz, als wäre er ein Untergebener und nicht der Sohn — aber dabei macht er seine Rechte geltend. Auch wir — je näher wir dem Herrn stehen, umsomehr können wir auf manches verzichten, worauf wir ein Anrecht hätten — „damit wir niemand ärgern", wenn es auch Fälle gibt, wo wir um der Nachfolge des Herrn willen andere ärgern müssen. Da muß der Heilige Geist jedes einzelne lehren.