Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Kol 3,3-4 1Mo 24 - 19. DezemberKol 3,3-4 1Mo 24 - 19. Dezember
Euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit Ihm in der Herrlichkeit.
Das Leben der Braut Jesu muss notwendigerweise täglich verhüllter werden, mit Christus verborgen und vergraben. Rebekka „verhüllte sich,“ und ich bete, dass viele von uns sich von nun an auch mehr als je gedrungen fühlen werden, verschleiert durch die Welt zu gehen. Seien wir bereit dazu, dass unsre Motive, unsre Aufrichtigkeit von andern ausser von Ihm unerkannt seien. Der Bräutigam kann nur eine reine Braut freien, rein im Innersten; mit Eifersucht danach trachtend, dass sie mit Christus in Gott verborgen sei, mit Eifersucht darauf bedacht, dass sie nur von dem Bräutigam erkannt werde, damit Er sich freuen könne an der Schönheit, die Er an sie gelegt hat. Allzulange ist die Gemeinde jenem elenden Weib gleich gewesen, welches den Schmuck, den Er ihr anlegte, andern hingab (Hes 16,11-12-17).
Der Braut entgegenzugehen, das gehört dem Bräutigam zu. Rebekka tut den letzten Schritt; vom Kamel herabgestiegen, geht sie zu Isaaks Haus, mit dem Schleier verhüllt. Geliebte, verwundert euch nicht, wenn der Herr selbst die Wahrheit, die von der Braut handelt, verhüllt hat. Das bleibt aber nicht immer so.
Betrachtet den Unterschied zwischen den zwei grossen prophetischen Büchern des Alten und Neuen Testaments. Habt ihr die letzten Worte, die zu Daniel geredet wurden, vergessen, dass die Worte verschlossen und versiegelt sein sollten bis zu der Zeit des Endes? „Es gebührt dir nicht, solches zu wissen;“ „gehe hin an deinen Ort!“ Was finden wir aber in dem letzten Kapitel der Offenbarung? Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; „denn die Zeit ist nahe“ (Off 22,10).
Und doch hat sich die Gemeinde gewöhnt, dieses wunderbare Buch als ein versiegeltes anzusehen, obschon der Herr selbst eine besondere Verheissung und Ermutigung für die, welche dasselbe lesen, gegeben hat und einen Fluch auf die legt, welche von den Worten der Weissagung, die in diesem Buch geschrieben stehen, hinwegtun. Wahrlich, es ist für uns gemeint. Unser Verstand aber ist versiegelt gewesen, und wir haben das Geheimnis des Herrn nicht erkannt. Anstatt dass wir uns verhüllt haben mit dem verborgenen Leben mit Christus in Gott, haben wir eine Decke vor den Augen und sehen die allerheiligsten Dinge Gottes nicht. Er wird Seine Geheimnisse nicht solchen anvertrauen, die nicht mit Christus in Gott verborgen sind.
Der Tag dämmert, die Finsternis geht vorüber, das wahre Licht scheint schon jetzt (1Joh 2,8). Glaubet an das Licht, auf dass ihr des Lichtes Kinder seid. Wir müssen an das Leben glauben, denn der Bräutigam hat uns frei gemacht; alle unsre Angelegenheiten sind ins reine gebracht; wir gehören zur Braut; wir stehen auf sicherm Boden. Er hält unsre Seelen im Leben durch Seine Gnade, nur für sich selbst, und nur solange es Ihm gefällt. Die Zeit rückt nahe, da zum letzten mal der Leib eines Gliedes der Gemeinde durch den Tod zu gehen hat. Das Zeugnis des Lebens Henochs eröffnet einen weiten Blick. Die letzte Frucht des Todes Christi ist Sein Sieg über den Tod. Es ist das letzte Stück Seiner Erlösung. Der Tod ist der letzte Feind; und die Braut wäre nicht Braut, wenn der Bräutigam genötigt wäre, jenen letzten Feind zu überwinden, ohne sie teilnehmen zu lassen an dem Sieg, ohne sie verstehen zu lehren, dass es die letzte Stunde ist. Haltet euren Atem an, seid still; lässt kein Geräusch menschlicher Füsse stattfinden, kein Eigeninteresse, keine Rede mehr von Leben oder Tod erwählen; es gilt nur noch hören, was Er sagt, an das Leben glauben, dieweil Er das Leben ist, so dass ihr Kinder des Lebens werdet, weil das Leben Christi das Licht der Welt ist.