Wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. 1. Petrus 1,18-19
Eines wünsch ich mir vor allem andern,“ singen wir im Lied, in dem es heisst: „Unverrückt auf einen Mann zu schauen.“ Teure Seele, du musst in die Schule des Lammes gehen, du musst das Lamm studieren, du musst es kennenlernen nach allen Seiten hin. Von den Vätern ist uns eitler Glanz überliefert worden; in den Evangelien wird uns der Glanz, die Herrlichkeit des Lammes überliefert, und wenn wir von diesem Gesichtspunkt aus die Evangelien lesen, bekommen wir einen neuen 5chlüssel für die Briefe und eine Einleitung für das Buch der Offenbarung, das uns die Herrlichkeit des Lammes droben zur Rechten des Vaters schildert; Dann wird das Bild des Lammes je länger je mehr eine Macht in unserm Leben, so dass alle Charakterzüge der Löwennatur, der trotzigen oder feigen Natur, alles Übel, sei es glänzender oder hässlicher Art, alle Züge der gefallenen Adamsnatur ob dieser Überlieferung weichen müssen. Dann werden wir einmal wirklich mit unserm Naturbild überworfen sein und nicht mehr unser eigenes Bild bewundern, indem wir dem Pharisäer im Evangelium nachsagen: „Ich danke Dir, Gott, dass ich nicht bin wie andre Leute.“
Wir werden dann nicht mehr schwätzen, wie nur Menschen schwätzen können, die noch nicht tief genug in das Bild des Lammes hineingeschaut haben, um die Lust, sich zu bewundern, für immer zu verlieren. Wir haben dann nur noch das eine Ziel vor Augen, dem Lamm ähnlich zu werden und jeden Tag abzulegen, und zwar gründlich abzulegen, was nicht mit dem Bild des Lammes stimmt. Dazu haben wir die Evangelien, und dazu ist uns der Heilige Geist gegeben.
„Ist erst der Heilige Geist gekommen,“ sagt der Herr - und Er ist gekommen, - „der wird es von dem Meinigen nehmen und euch mitteilen,“ wie einen z. B. ein Künstler in einer Gemäldegalerie umherführen und etwa angesichts eines neuen herrlichen Bildes fragen kann: „Verstehst du auch, was da für ein Bild vor dir steht?“ Der Heilige Geist nimmt von dem, was Christi ist, und stellt es uns so ins Licht, dass sich uns ein Zug des Bildes Christi nach dem andern aufprägt und so einprägt, dass man ihn nicht mehr los wird. Es ist genau so, wie mancher früher gewisse Stellen eines Romans nicht mehr los geworden ist, oder auch gewisse Züge dieses oder jenes Kunstwerks, weil ihm durch die Hand des Künstlers damit ein ganz neues Licht über Liebe, Schönheit oder dergleichen aufgegangen ist. Was sind aber alle Meisterwerke berühmter Künstler, Dichter oder Schriftsteller, denen Gott Geist gegeben hat, aber nicht den Heiligen Geist, - was sind diese im Vergleich zu dem Meisterwerk, das Gott ins Leben hineingestellt hat mit dem Bild dessen, der sich in allen Seinen Bewegungen gebildet hat nach dem Urbild der Ewigkeit, nach dem Bild und dem Willen des Vaters! „Was der Sohn den Vater tun sieht, das tut gleich auch der Sohn.“ Er hat die Saiten Seines Wesens jeden Augenblick nach den Akkorden der Ewigkeit, nach dem Wohlgefallen des Vaters gestimmt.