Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 20,24 ‑31 - ThomasJoh 20,24 ‑31 - Thomas
Thomas war ein Apostel des Herrn. Wie seine Kollegen Andreas, Johannes, Petrus und Philippus, die nach Kap. 1, 40 f. dem Lamme folgten, so vernahm auch er eines Tages den Ruf des Herrn. Seine Herkunft und Verwandtschaft sind unbekannt. Von Natur neigte Thomas zur Melancholie. Er sah stets die Schattenseiten des Lebens (11, 16). Sehr kritisch veranlagt, will er stets das Würzelchen wissen, ehe er glaubt (14, 5; 20, 25). Er war schneller Zunge, aber langsam im Denken (14, 5). Er glaubte nur, was er sah. Thomas überhörte Jesu Wort: „Ich werde euch wiedersehen“ (16, 22). Jesus hat Mittel und Wege, alle aufrichtigen Seelen zurechtzubringen.
Die hohe Berufung zum Apostelamt. Nach Mt 10,3 steht er in derselben Reihenfolge wie Petrus, Jakobus und Johannes, Sie später Säulen genannt werden (Gal 2,9). Ein Apostel Jesu Christi zu sein war das höchste Vorrecht (1Kor 12,28). Sie waren berufen, den Grund zum Hause Gottes zu legen (1Kor 3,10), und der ist an Pfingsten in Jerusalem gelegt worden und in Apg 10 bei den Heiden. Deshalb haben wir heute keine Apostel, weil der Grund eines Hauses nur einmal gelegt wird. Darum sind alle, die sich gegenwärtig Apostel nennen, Lügner (Off 2,2). Hier hatten die Apostel kein Ansehen (1Kor 4,9), dereinst aber werden sie mit dem Herrn auf Thronen sitzen (Mt 19,28). Noch mehr, ihre Namen sind verewigt auf den Grundlagen der Mauern des himmlischen Jerusalems (Off 22,14). Thomas erhielt, wie seine Brüder, Vollmacht, Wunder zu tun (Mt 10,8) und freute sich gewiß über den Segen (Lk 10,17).
Vergessen wir nicht, daß auch wir zu Hohem berufen sind: zu Botschaftern, Königen und Priestern (2Kor 5,20; Off 1,6).
Ein geehrter Tag. Das ist der Sonntag, den heiligten Jesus und auch die Jünger (Apg 20,7; 1Kor 16,2). An diesem erschien Jesus den versammelten Jüngern. Ehren wir auch den Sonntag?
Einer fehlte. Thomas! Gewiß wußte er von dieser
Zusammenkunft. Die Kreuzigung Christi scheint ihn ganz verwirrt zu
haben. Das aber war bei Thomas erneuter Unglaube (Lk 9,22;
Ein großer Verlust. Die andern Apostel versammelten sich und der Herr ließ sie nicht allein (14, 18; Mt 18,20). Die Offenbarung Christi belebte die Jünger. Sie wurden überwältigt durch Sein Erscheinen und erfreut durch Seine trostreichen Worte: „Friede sei mit euch.“ Er sagte kein Wort wegen ihres Versagens ‑ im Gegenteil: Er offenbarte sich ihnen als der Gekreuzigte und Auferstandene (V. 20).
Der Herr erneuerte Seinen Befehl: „Ich sende euch“ (V. 21). Er rüstete sie mit Kraft aus: „Nehmet hin Heiligen Geist“ (V. 22). Er gab ihnen die Vollmacht, Sünden zu vergeben (V. 23). Und Thomas? Sein Verlust war sehr groß. Er verpaßte den Friedensgruß, den Jesus zwar wiederholte, ebenso den reichen Segen, den die andern empfingen (V. 21‑23). Alle, die nicht in Gemeinschaft mit den Mitgläubigen bleiben, verlieren viel. Dazu kommt die dreiste Ablehnung des Thomas. Die Zehn erzählten ihm ihr großes Erlebnis mit dem Auferstandenen, was er sicherlich aus ihren leuchtenden Angesichtern hatte ablesen können. Thomas glaubte ihrem Zeugnis nicht (V. 27). Sollten sich alle zehn getäuscht haben, oder gar Lügner sein? Ihm folgt:
Ein demütigendes Erlebnis. Sehr beachtenswert ist Jesu Geduld mit Thomas. Seinetwegen wiederholte Er acht Tage später Seinen Besuch. Thomas war diesmal unter den Jüngern und hörte den erneuten Gruß des Herrn „Friede sei mit euch“. Dem folgt:
Eine liebevolle Einladung des Herrn. Als Erstes mußte Thomas auffallen, daß Jesus seine Einwände wiederholte. Das mußte ihn stutzig machen (V. 25. 27). Lies dazu Kap. 1, 47; 2, 25; 4, 17. 18. Jesus hatte Geduld mit ihm, wie mit Johannes dem Täufer (Mt 11,2-5). Der Herr nimmt sich stets des geknickten Rohrs an (Jes 42,3). Thomas wollte alles handgreiflich haben, ehe er glaubte. Dieser Wunsch erfüllte Er ihm und sagte: „Reiche deinen Finger her und lege ihn in meine Hände. Reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite. Sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Was die Jünger während einer Woche bei Thomas nicht fertig brachten, gelang dem Herrn in wenigen Minuten. Thomas bereute seinen Unglauben. Als ein getadelter Zweifler und zugleich als Überführter stand er vor dem Herrn und den Jüngern. Jesus bringt jeden ehrlichen Zweifler zurecht und vollendet das angefangene Werk (Phil 1,6). Gottes Berufungen sind unwiderruflich (Röm 11,29).
Thomas der Gläubige. Thomas forderte zuerst Zeichen. Wer solche fordert hat schwachen Glauben (2. Mose 4,1-9; Ri 6,17; 2Kön 20,8; Ps 86,17). Jesu Wunden überzeugten ihn von der Auferstehung des Herrn. Dem folgte endlich das nötige Bekenntnis der Gottessohnschaft: „Mein Gott und mein Herr.“ Glückselig sind alle diejenigen, die das besitzanzeigende Fürwort mein Herr und mein Gott fröhlich bekennen dürfen. Sein Bekenntnis war zugleich ganze Unterwerfung. Ist Jesus auch dein einziger Herr und Gebieter, dein Gott, dem du allein vertraust.