Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 17,1 ‑6 - Das hohepriesterliche GebetJoh 17,1 ‑6 - Das hohepriesterliche Gebet
Mit Johannes 17 befinden wir uns auf dem Höhepunkt aller Abschiedsworte des Herrn. Er beschließt sie mit heißem Gehet. Baxter hat gesagt, dieses Kapitel sei mehr wert als alle Bücher der Welt. Johannes 17 wird oft das Allerheiligste genannt und wir ziehen unsere Schuhe aus, denn hier ist heiliger Boden (2. Mose 3,5). Eben hat Jesus mit den Jüngern vom Vaterhaus gesprochen und hier tritt Er mit ihren Bedürfnissen vor den Vater. Das sollten wir nach jeder Verkündigung tun, etwa wie Hesekiel, der erst den Totengebeinen weissagte und nachher den Odem rief (Hes 37).
Jesu Gebet gleicht einem Abschiedsgebet. Er befiehlt die Seinen dem Vater. Ähnlich handelte Jakob auf seinem Sterbelager (1. Mose 49). Es ist schön im Gebet von den Seinen zu scheiden, das tat auch Paulus (Apg 20,36). Das Gebet des Herrn ist zugleich ein Hinweis auf Seine Tätigkeit droben (Heb 7,25). Es gleicht dem Opfer. eines Priesters, der mit seinem Opfer zum Altar geht.
Jesu Haltung im Gebet. Er hob Seine Augen auf gen Himmel.
Das tat Er öfters zuvor (Mk 7,34; Mt 14,19; Joh 11,41).. Salomo breitete seine Hände aus (1Kön 8,22). Paulus beugte seine Knie (Eph 3,14) und Daniel tat es dreimal des Tages (Dan: 0, 11).
Die Anrede im Gebet. Jesus beginnt sie mit Vater. In Vers 11 sagt Er heiliger Vätern und in Vers 25 ruft Er Ihn mit „gerechter Vater“ an. Alle Gotteskinder dürfen den Vater anrufen (Röm 8,15; Gal 4,6) und im Namen Jesu als Gerecht‑Gemachte (Röm 5,1) vor den Vater treten (16, 23).
Der erste Teil (Vers 1‑5) betraf Ihn selbst, in den folgenden Versen flehte Er für die Seinen. Er bat um zweierlei:
Um Verherrlichung. Vater, verherrliche Deinen Sohn, denn die Stunde ist gekommen (Vers 1). Es war die Stunde, von der Gott 4000 Jahre zuvor sprach (1. Mose 3,15). Wie die Seiner Geburt erfüllt wurde (Gal 4,4), so auch die Seines Todes. Wir kennen unsere Stunde nicht (Pred 9,12), Jesus kannte sie (Kap. 12, 27). Es war die des größten Kampfes zwischen Licht und Finsternis. Wie von Kriegsgeschrei erscholl die Posaune zum letzten Kampf. Alle Finsternismächte traten in die Arena. Wer wird siegen? David oder Goliath, Michael oder der Drache (1Sam 7; Off 12). Der Herr bat: Vater, verherrliche Deinen Sohn, stärke Ihn gegen alle Satansmächte. Rüste Mich aus, damit Ich Dich verherrliche und der Schlange, den Kopf zertrete. Hilf Mir, daß Ich Dich auch im qualvollen Tode verherrliche, und daß Ungläubige zum Glauben kommen, was auch bald geschah (Lk 23,42-47).
Des Herrn zweite Bitte. Die Wiederherstellung Seiner
ewigen Herrlichkeit (Vers 5). Nicht nur die Stunde, da Er starb, hatte
geschlagen, sondern die Seiner Erhöhung nahte (Phil 2,5-11;
Die Gesinnung, in der der Herr betete. Nicht um Sein Interesse ging es sondern um die Wiederherstellung der ewigen Herrlichkeit. Wofür? Auf daß der Vater im Sohne geehrt werde. Gebete, die zur Ehre Gottes gesprochen werden, finden stets Erhörung.
Und wie kam die Erhörung? Sie folgte bald. Zuerst im Garten Gethsemane da Ihn ein Engel stärkte für den Endsieg (Lk 22,43). Dem folgte die Ohnmacht der Feinde, die vor dem Herrn zu Boden fielen (18, 6). Ferner litt selbst des Pilatus Weib Seinetwegen, so daß Pilatus als Richter den Herrn gerecht erklären mußte (Mt 27,19.24). Gott verherrlichte den Sohn während der Kreuzigung. Man denke an die dreistündige Finsternis, an die Felsen, die erbebten, an den Vorhang, der zerriß. Viele Heilige stiegen aus ihren Gräbern und erschreckten viele in der heiligen Stadt. Der Höhepunkt der Erhörung war der, daß Gott Ihn zum Trutz aller Feinde aus den Toten auferweckte (Röm 1,4; Apg 2,24).
Der Hauptschrecken für die Feinde steht noch aus, da Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheinen (Off 1,7), und Israel sowie die ganze Welt sich vor Ihm beugen wird. Alle Gottesknechte, die zur Ehre Jesu wirken und beten, ehrt noch heute der Vater.
Die Erhörung des Gebetes des Herrn liegt noch in einer viel größeren Freude, da Er die Menge zur Beute haben wird. Den Anfang machte der Schächer am Kreuz, ihm folgte der Hauptmann unter dem Kreuz und dann die unzählbare Schar aller Gotteskinder bis heute. Der Tag ist nahe, da der König der Ehren mit allen Seinen Heiligen droben einziehen und Gott alles in allem sein wird.