Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 2,1 ‑12 - Die Heilung des GichtbrüchigenMk 2,1 ‑12 - Die Heilung des Gichtbrüchigen
Der Herr kehrte nach Kapernaum zurück, wo Er zuvor wirkte und reichen Segen hinterließ. Wo immer der Herr weilte, offenbarte Er Seine Liebe und Kraft. Deshalb naht sich Ihm das Volk in Scharen. Das sehen wir auch, wenn Er predigte. Er redete gewaltig, bezeugten die Zuhörer (Mt 7,28.29). Die Zuhörerschar war so zahlreich, daß Er ein Schiff besteigen mußte. Die Bedürftigsten waren Leidende wie der Gichtbrüchige, oder wie jener in Joh 5,7, der die Klage erheben mußte, daß ihm keiner beistehe. Der Herr aber gedenkt aller, geht an niemanden vorbei. Unser Text zeigt uns einen Patienten, der war:
Ein Bild menschlicher Hilflosigkeit. Der Mann war krank. Dinge, die oft den Gebundenen unentbehrlich scheinen, sind vielen Leidenden ganz unmöglich. So kann der Blinde die Schönheiten der Natur nicht genießen. Der Taube kann die schönen Klänge der Musik und des Gesangs nicht hören. Gelähmte, wie unser Text einen nennt, müssen auf Bergtouren verzichten. Schlimmer ist die Krankheit der Sünde. Sie nimmt das Verlangen nach Jesus, dem Brot des Lebens. Dieser Mann war gelähmt. Wer hätte nicht schon mit diesen Hilflosen mitgefühlt, die oft jeder Tätigkeit beraubt sind? Jahr um Jahr wie ein Kleinkind bedient zu werden ist schwer. Aber ist das nicht der Zustand eines Menschen ohne Christus (Eph 2,12) ? In Jes 1,5.6 und Jer 17,9 vergleicht der Prophet trefflich den Zustand des Sünders mit Krankheiten. Alle seine Wege, Gedanken und Sinne mißfallen Gott. Das schlimmste ist dabei, daß er seinen Zustand nicht erkennt. Er ist zu stolz, zu Jesus zu kommen, weil er sich nicht krank fühlt (Off 3,17). Wer aber seine innere Krankheit erkennt, kommt gern zu Jesus.
Die brüderliche Liebe. Vier Männer, wohl Nachbarn, die von Jesu Wundern hörten, teilten sie ihm mit und zugleich ihr Vorhaben, ihn zu Jesus zu bringen. Einer hätte ihn nicht zu Jesus bringen können. Bald aber waren ihrer vier bereit. Der Herr sandte Seine Jünger zu zweien. Um das Evangelium nach Europa (Philippi) zu bringen waren ihrer vier: Paulus, Silas, Lukas und Timotheus. Oft bereitet auch ein sinnvolles Lied dem Evangelium den Weg zum Herzen. Was sah Jesus bei den vier?
Ihren Glauben, ähnlich wie in Mt 8,10; 15,26. Die Glaubenshandlung dieser Vier fand reichliche Belohnung. Dort waren es ihrer vier und vier Dinge sind nötig, sagt Smith in seinem Kommentar, zur Heilung des Sünders:
Die Liebe des Vaters, der Seinen Sohn für uns gab (Joh 3,16).
Das Blut des Sohnes, das unsere Sünde gesühnt hat (1Joh 2,2).
Der Heilige Geist, der von Sünden überführt (Joh 16,8) und
Der Glaube des Hörers (Apg 16,31). Vorbildlich ist
Der Mut, und die Ausdauer dieser vier Männer. Behutsam trugen sie den Gelähmten zum Herrn, doch stießen sie dabei auf Hindernisse. Das Haus war von einer Menschenmenge umlagert. Niemand wich, und das ist bis heute so. Der Jüngling sitzt im Zuge und der Greis muß stehen. Was machen, fragten sich die Vier? Aufgeben, wie viele? Niemals, sondern im Glauben ausharren. Sie warteten nicht auf eine günstigere Gelegenheit (Apg 24,25; 26,28), sondern beschritten einen ungewohnten Weg. Sie kletterten mühsam auf das Dach, deckten es ab, um auf diese Weise den Gelähmten zu Jesu zu bringen. Niemand erhob Einspruch, nicht einmal Petrus, der Besitzer, murrte. Kaum hatten ihn die Männer herunter gelassen, offenbarte Jesu
Seine göttliche Kraft. Wer zu Jesus kommt, merkt
bald etwas von Seiner Liebe, Allmacht und Allwissenheit. In V. 8 sehen
wir Jesus als Herzenskündiger. Vor Ihm ist nichts verborgen (
Jesu Macht zu vergeben. Jesus sah das tiefere Übel im Gelähmten, als die vier Freunde. Er sah seine Sünde. Sie beschäftigte den Kranken mehr als sein Gebrechen. Wie Jesus die Bosheit der Pharisäer offenbarte, so sah Er das Verlangen des Kranken nach Vergebung und vergab ihm (Jes 55,7).
Jesu Allmacht, zu heilen. Letzteres tat Er unter anderem darum, um die Schriftgelehrten von Seiner Gottessohnschaft zu überführen. Wunder, wie sie der Herr tat, sind allein vom Messias geweissagt (Jes 35,4-6). Die Schrift ist der beste Beweis für die Sohnschaft Christi.
Auch uns ist, wie diesem Gelähmten, beides zugesichert, die Vergebung
der Sünden und Hilfe in Krankheit und Nöten. Oft durch mehrere, wie beim
Gelähmten durch Handauflegung von Ältesten (Jak 5,14-16;
Die vielseitigen Wirkungen der Heilung auf den Geheilten: Er ging hinaus vor allen. Alle sollten Zeuge sein, was Jesus an ihm getan hatte. Vielleicht hüpfte er, wie jener in Apg 3,9.
Auf die vier Träger: Vorher trugen sie den Geheilten. Jetzt sahen sie, wie er sein Bett selbst trug.
Auf die Hausgenossen: Plötzlich sehen sie den heimkehren mit seinem Bett, den sie beständig pflegten. Sie staunten darüber, was Gott an ihm getan hatte. Andere müssen sehen, daß wir neue Menschen geworden sind (2Kor 5,17; Ps 40,4). Sündengeheilte sollen, wie die Thessalonicher, andere in Staunen versetzen (1Thes 1,9).
Die Kritiker. Sie gingen leer aus (2Kor 2,16). Ja mehr noch, wer nicht glaubt, der wird verdammt werden (Mk 16,16).