Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 10,1 ‑12 - Ein heikles ThemaMk 10,1 ‑12 - Ein heikles Thema
Die Pharisäer benützten die Ehescheidung, um den Herrn wiederum in eine Falle zu locken, was ihnen ebensowenig gelang, wie frühere Versuche über den Sabbat und andere Fragen. Scharen umringten Ihn. Das erfüllte die Pharisäer mit Neid. Bevor wir auf die Frage der Pharisäer eingehen, wollen wir sehen, was Jesus darüber sagt.
Die Ehe nach Gottes Willen ist die älteste göttliche Einrichtung und geht zurück bis auf die Schöpfung (1. Mose 2,18-25). Nach Vers 24 beruht die Einheit der Ehe darauf, weil Eva aus dem Manne genommen würde (1. Mose 1,27). Wie die zwei sozusagen aus einem Leibe waren, so sind sie auch nachher ein Fleisch und nicht zwei. Es ist auch nicht nach Gottes Ordnung, mehrere Weiber zu haben, wie das in der Zeit der Patriarchen und später war (1. Mose 16,4; 25,1; 28,9; 1Chr 7,14). Das Weib ist dem Manne zur Gehilfin gegeben. „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Gehilfin machen.“ In Israel war die Ehe mit Nichtisraeliten verboten (5. M. 23, 2), ebenso unter Blutsverwandten (3. Mose 18,618). Alle, die das klare Gebot „Ziehet nicht am fremden Joch“ mißachten, müssen meist schwere Folgen davontragen.
Die gegenseitige Befriedigung dieser herrlichen Verbindung ist so vollkommen und tief, daß die zwei aufhören zwei zu sein. Die Ehe ist ein Ineinander‑Aufgehen. Der Mann verläßt daher das liebliche Kinderverhältnis und Vater und Mutter. Das beweist, daß die Ehe die innigere Verbindung ist. In ihr ist auch völlige soziale Gleichberechtigung, obwohl das Weib dem Manne untertan sein soll (1Kor 11, B. 9; Eph 5,22.23). Er aber liebt sein Weib wie sich selbst.
Die Verbundenheit ist eine unauflösliche. Sie wird nach Gottes Gedanken nur durch den Tod getrennt. Maleachi machte einst Israel darauf aufmerksam (Mal 2,14.15). Jede Ehescheidung ist ein Verstoß gegen Gottes Gebot und ist Sünde. Zugleich ist die Ehe das höchste Ideal. In Epheser 5,22-33 vergleicht sie Paulus mit Christus und der Gemeinde. Er zeigt daran, wie der Mann das Weib liebt, für sie sorgt und sie pflegt und sagt dieses bezüglich Christus und der Gemeinde.
Die Wichtigkeit der Ehe. Für den Gläubigen ist dieser Schritt die bedeutsamste Lebensfrage. Alle, die in die Ehe treten, sollten die Schrift darüber erforschen. Vor allem muß der Gläubige die Gewißheit haben, daß seine Verbindung im Herrn geschieht, daß beide dem Volke Gottes angehören (2. Mose 2,1). Alle, die das klare Gebot „Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen“ übertreten, sündigen gegen die Schrift.
Die Eheverhältnisse in Jesu Tagen. Der Ehebund war sehr gelockert. Wegen geringfügiger Dinge wurde dem Manne die Scheidung erlaubt. Die Frau war in jenen Tagen gering geachtet, der Herr aber trat für sie ein. Sie ist weder des Mannes Spielzeug noch Sklavin, sondern sein eigen Fleisch, seine Gehilfin.
Ist es heute besser? Die Ehescheidung ist zum Alltäglichen geworden und geschieht leider selbst unter Gotteskindern. Ein Lieblingsthema unserer Tage ist „Freie Liebe“. Romane und Kinos verherrlichen diesen Wunsch. Die Ehe ist aber ein heiliges Gebot zum Wohle und zur Vervollkommnung beider Charakter.
Die Frage der Pharisäer. Ist es aus irgend einem Grunde erlaubt zu scheiden? Diese Frage wäre höchst angebracht gewesen; wenn sie gestellt worden wäre um den Willen Gottes klarer zu erfassen. Der Beweggrund der Pharisäer aber war niedrig, um den Herrn in eine Falle zu locken, um Anklage gegen Ihn zu finden. Wie üblich las der Herr auch hier ihre Gedanken. Sie befragten Ihn, Er selbst aber bedurfte niemanden zu fragen (Joh 2,25). Die Pharisäer meinten, hier gebe es nur ein Ja oder Nein als Antwort. Bejaht Er sie, so würden sie Ihn der Leichtfertigkeit vor dem Volke bloßstellen; verneint Er sie, so könnten sie auf 5. Mose 24 hinweisen, wo Scheidebriefe erlaubt sind. Salomo sagt, daß Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat, der Mensch aber sucht viele Ränke und Schliche (Pred 7,29).
Die Antwort des Herrn war wie immer weise und schlagkräftig Er sagt ihnen den Grund, warum Mose ihnen einen Scheidebrief erlaubt habe: „Um eures Herzens Härtigkeit.“ Sie sollten ihre Frau nicht entlassen. Alle die es dennoch taten, geben damit öffentlich zu, ein hartes Herz zu haben, das Gebot Gottes zu übertreten und den Nächsten nicht zu lieben. Sich selbst scheiden war also zugelassen, aber keineswegs Gottes Wille.
Der Herr wies ferner darauf hin, was die Ehe ursprünglich war. Er hob das wahre Ideal hervor und zeigte die gottgewollte Art der gegenseitigen Beziehungen. Das Weib sei eine Gehilfin und untertan; der Mann liebe sein Weib wie Christus die Gemeinde. Der Herr ging noch weiter zurück als die Pharisäer, nicht nur bis auf Mose, sondern auf die Zeit im Paradies. Schaut dorthin zurück, dann habt ihr die vollkommene Antwort. Gebraucht die Ehe, wie Gott sie geschenkt hat, dann ist eine Scheidung unmöglich.
Wiederum waren die Pharisäer vor dem Volk geschlagen, die das Gegenteil beabsichtigten. Den Jüngern selbst und uns gab der Herr in den Versen Mk 10 eine klare Antwort