Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
1Mo 28,11 ‑22 - Reiseerlebnisse1Mo 28,11 ‑22 - Reiseerlebnisse
Reisebeschreibungen gibt es in Fülle aus bekannten und unbekannten Ländern, heute sogar solche über Mond und Sterne. Wenige sind von bleibendem Gewinn. Anders aber ist die Reise Jakobs nach Haran oder die des Apostels Paulus nach Rom. Zu allen Zeiten waren Lebensbilder eine reiche Belehrung für jung und alt. Jakob war auf der Flucht. Zu keiner Zeit der Menschheitsgeschichte gab es so viele Flüchtlinge wie gegenwärtig, und ein jeder hat seine Geschichte. Bei vielen diente diese Not zum gleichen Heilserlebnis wie bei Jakob, der sich auf der Flucht vor seinem Bruder Esau befand. Der fleischlichgesinnte Esau verfolgte den aus dem Geist geborenen Jakob, Kain verfolgte Abel, Ismael den Isaak. Das Fleisch gelüstet wider den Geist. Jakob wollte im Städtchen Lus übernachten, so hieß es zuvor. Die Nacht brach herein, und er übernachtete vor dessen Toren. Gott wollte offenbar mit Jakob allein reden. Er schenkte ihm diese erhebende Vision. Beachten wir dreierlei: Was sah Jakob, was hörte er, was tat er?
Was Jakob sah. Ermüdet von der weiten Reise, schlief er unter dem Sternenhimmel ein: Sein armseliges Nachtlager war schnell mit einem harten Stein als Kopfkissen hergerichtet. Hart war der Stein und hart sein ganzes Leben. Einige Pilger, wie Jakob, Joseph oder David, bringt Gott durch Härten zur Reife. Andere wie den sanften Isaak schult Gott in der Stille. Gott nahte sich Jakob in einem Traum. Jakob sah eine ungewöhnliche Leiter, die eine Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellte. Sie stand dicht neben seinem Haupte. Jakob bestieg die erste Sprosse und in 1. Mose 49 verließ er die letzte. Er bestieg die Leiter im Glauben, was wir nach seinem Erwachen aus den Versen 16‑22 ersehen. Jakob sah weit mehr als eine Leiter, er sah die Begleiter auf diesem steilen Weg zum Himmel: die Engel Gottes. Sie sind ja ausgesandt zu unserer Seligkeit (Heb 1,14). Sie boten ihm große Sicherheit für den vor ihm liegenden Weg mit Trost in allem Leid. Diese Engel sind es, die uns heimtragen werden (Lk 16. 22). Engel brachten auch uns gute Botschaft (Lk 2,10 ff). Die Stimme des Erzengels wird uns Keimrufen (1Thes 4,16). Die Leiter stellt zweifellos das Werk Gottes dar. Er ist die Leiter, der Weg, der in das Vaterhaus führt. Es ist das Kreuz von Golgatha, Heimat für Heimatlose. Das größte aber, was Jakob sah, war der Herr auf der Spitze, den Gott seiner Väter, von dem er so viel gehört hatte. „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Ihn sehen bringt Ruhe, Friede, Sicherheit und Freude auf unserem Wege selbst im Tränental (Ps 84,7).
Was Jakob hörte. Die Stimme Gottes (Heb 3,15; 1Sam 3,4). Es war derselbe Gott, der den Vätern große Verheißungen gab, sie zu einer großen Nation zu machen, der Gott, der sie auszeichnete zum Staunen ihrer Umgebung (1. M. 23, 6; 26, 24. 25), Er erschien auch ihm und wiederholte die Verheißungen an die Väter und verhieß dem Jakob das Land, darauf er schlief (V. 15), eine zahlreiche Nachkommenschaft (V. 14; 1. M. 15. 5), Seine Begleitung (V. 15) und daß durch seine Nachkommen alle Völker der Erde gesegnet werden sollen. Damit ist vor allem der Messias gemeint, der aus Juda kommen werde. Sind uns nicht noch größere Verheißungen gegeben? Man denke an 2. Petrus 1. 4, Epheser 1,3 ff. Gott redete nicht nur damals zu dem müden Wanderer Jakob oder zu der verirrten Hagar (1. M. 16, 7. 8), sondern Er redet beständig (Heb 1,1).
Was Jakob hat. Offenbar fühlte er sich irgendwie schuldig ob der großen Güte Gottes (Ps 116,12). Die Begegnung mit Gott wühlte sein tiefstes Inneres auf (Jes 6,5; Lk 5,8), heilige Furcht überfiel ihn. Wo Gott Seine Nähe, Seine Heiligkeit offenbart, erschrickt der Beste (Off 1,17). Wenn schon reine Engel vor Ihm niederfallen, wieviel mehr der unreine Mensch? Jakob kam sich vor wie an der Grenze des Himmels, spürte Gottes Heiligkeit und Größe. Und das an einem armen, einsamen Flüchtling.
Jakob erreichte ein Denkmal. Sein Erlebnis sollte nie in Vergessenheit geraten. Er heiligte es mit Öl, dem Sinnbild des Heiligen Geistes. Hier war wahre Anbetung. Hat uns der Herr nicht noch ein unendlich größeres Gedächtnis gestiftet, um all dessen zu gedenken, was Er an uns und für uns getan hat (1Kor 11,23-25)?
Jakob tat ein Gelübde. Dem, der sich seines unwürdigen Knechtes so
herzlich angenommen, gab er sein Leben. Dieser Gott soll mein Gott sein.
Da ein Traum an einem armen Flüchtling solches vermochte, zu wieviel
Größerem sollte uns die Liebe Gottes in Seinem Sohne bewegen (
Lerne: Das Vorrecht wahrer Begegnungen mit Gott, die Pflichten wahrer Frömmigkeit (Röm 12,1), die Pflicht, Gelübde zu halten (1. M. 31, 13; Ps 116,14.18).