Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 2,16,17 - Der große ArztMk 2,16,17 - Der große Arzt
Die Tischgemeinschaft des Herrn mit Levi empörte die Pharisäer. Sie mögen es als ein Übertreten gegen Ps 1 angesehen haben. Sie selbst mieden den Umgang mit dieser Klasse. Sie waren eifrig, Formen zu erfüllen, vergaßen aber die Barmherzigkeit (Mt 9,13; 23,23). Sie kannten die Sünden anderer, aber nicht sich selbst (Lk 18,9) und meinten, Buße nicht zu benötigen (Lk 15,1.2). Die Pharisäer verdeckten ihre Sünden. Die Zöllner aber bekannten sie und wurden geheilt (Spr 28,12,).
Die milde Benennung der Sünde. Verweilen wir etwas bei V. 17, wo die Sünde Krankheit genannt wird, wohl darum weil der große Arzt uns zu sich locken möchte. Sünde aber ist weit mehr als Krankheit; sie ist Auflehnung gegen Gott. Es ist die Gnade, die diesen milden Ausdruck gewählt hat, um uns umso eher zu heilen. Jesus betrachtet uns hier als solche, die unter die Mörder gefallen sind. Schrecklich aber ist die Sünde in jeder Weise. Sie ist:
Erblich. David bekannte, daß er in Sünden geboren sei und in Missetaten empfangen wurde (Ps 51,5; Hiob 14,4). Die Sünde ist zu allen Menschen hindurchgedrungen (Röm 5,12).
Sie macht den Menschen unfähig. Ein Kranker ist in vielem gehindert, er kann weder Lasten tragen noch bergsteigen. Kurz, er kann nicht arbeiten. So hindert die Sünde den Menschen Gott zu dienen, weil sie ihn lähmt und schwächt.
Die Sünde ist ekelhaft. Wie manche Krankheit, so ist auch sie oft geradezu stinkend. Keine einzige Krankheit enthält solchen Gestank wie die Sünde. Man denke nur an die Fleischeslust, die Mutter vieler Sünden (Ps 38,4-8).
Sünde, wie Krankheit, befleckt den Menschen. So durfte niemand einen Aussätzigen berühren, weil dieser ihn sonst verunreinigte. Ebenso befleckt uns jede Sündenberührung.
Sünde wie Krankheit, ist ansteckend. Wir alle wissen von ansteckenden Krankheiten. Wer mit ihnen in Berührung kommt, riskiert, sie zu bekommen. So ist es mit gewissen Sünden. Manche wirken schlimmer als die Pest auf ihre Umgebung. Man denke nur an viele Könige Israels, wie sie durch ihre Sünde das Volk mitrissen. Groß wird dereinst die Strafe aller Verführer sein.
Sünde, wie Krankheit, ist schmerzhaft. Viele weinten über ihre Sünde mehr als über leibliche Schmerzen. Man denke an Männer wie David oder Saulus. Oft aber ist das Gewissen verhärtet, wie bei Pharao, und die Menschen empfinden kein Wirken des Geistes mehr.
Sünde ist, wie manche Krankheit, unheilbar. Der Mensch kann sich nicht selbst von ihr befreien. Er kann sich so wenig von ihr reinigen wie der Neger von seiner Schwärze. Hier hilft kein Balsam, noch Besserungsversuche. Hier kann nur Jehova Rapha helfen, der sagt: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Hld 15,26) der selbst unsere Krankheit trug (Jes 53).
Sünde, wie manche Krankheit, führt zum Tode. Oft geht es lange, wie bei Adam, der noch über 900 Jahre lebte. Aber er starb (Heb 9,27; 1. M. 3, 13). Die Schrift redet aber noch von einem anderen, dem zweiten Tode (Off 20,15), dem Feuersee. Der Ungerettete ahnt nicht, was seiner harrt, wenn er in seinen Sünden stirbt: „Da der Wurm nicht stirbt noch das Feuer erlöscht!“ Könnten wir den Schrei der Verlorenen wahrnehmen, dann würden wir ganz anders um ihr Heil besorgt sein. Lies Lk 16,19 f.
Der große Arzt. Die Gnade hat dem Herrn diesen Titel gegeben. Eben sahen wir, daß es nur die Gnade ist, die der Sünde diesen milden Ausdruck gegeben hat. Moses macht durch das Gesetz die Sünde offenbar; die Gnade aber deckt sie zu, vergibt sie und reinigt durch Sein Blut von aller Ungerechtigkeit. Die Schrift sagt nicht nur, was die Sünde ist, sondern daß Gott sie tilgt. Der Herr sagt auch nicht „Friede, Friede zur Sünde“, sondern zeigt dem Sünder den Schrecken beim Erwachen in der Hölle (Lk 16,23).
Unser Arzt ist kein Kurpfuscher, sondern ein diplomierter Arzt. Sein Diplom finden wir in Jes 61. Er ist Spezialist für jede Krankheit, darum darf jeder, auch mit dem hoffnungslosesten Übel, zu ihm kommen. Er ist durch eine reiche Praxis hindurch gegangen. Ganze Straßenzüge waren oft sein Spital und keiner ging ungeheilt nach Hause (Mt 12,15). Manche Ärzte probieren gewisse Medikamente an sich selbst aus, unser Arzt aber nahm unsere Krankheiten auf sich. Seine Behandlung erfordert keine mehrmalige Wiederholung. Er heilt augenblicklich. Er konnte z. B. sagen: „Strecke deine Hand aus“, und sie war heil. Dem Gichtbrüchigen konnte er sagen: „Nimm dein Bett, stehe auf“, und er stand auf und trug sein Bett selbst.
Unsere Not trieb diesen Arzt zu uns. Wir suchten ihn nicht. Er hat ein Herz voll Mitleid, wie kein Arzt. Er fühlt unser Elend, unsere Schmerzen (2. M. 3, 7).
Dieser Arzt hilft allen Kranken. Fühlst du dich elend, dann sage es Ihm; sage Ihm, wie jene Frau, die ganze Wahrheit (Mk 5,33). Sei es ein altes Übel eine schwere Gebundenheit, Er macht ganz frei. Bist du ein Abtrünniger, dann denke an Hosea 14,5; Ps 68,19. Hast du ein verhärtetes Herz, dann wisse, Er hat ein neues bereit (Hes 36,26). Er ist nur da, um zu heilen, zu helfen, zu retten. Unter den Sündenkranken, die Er geheilt hat, findet Er oft die besten Mithelfer. Der Herr kam in die Welt, zu retten, zu heilen. Laß auch du dich heilen und führe andere Kranke zu diesem Arzt, wie jene in Mk 2,3.