Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 9 - Der BlindgeboreneJoh 9 - Der Blindgeborene
Der Blindgeborene hatte nie das Licht der Sonne gesehen, bald aber sollte er in doppelter Weise sehend werden. Erstens, indem ihm Jesus die Augen öffnete und zweitens, daß er Ihn als das Licht der Welt erkannte. Das Augenlicht ist ein besonderes Geschenk. Braulist du es wie die Griechen (Job. 12, 21) oder zur Augenlust wie Eva, Achan, David oder für schlechte Lektüre? Jesus war von, vielen Blinden umgeben. Zu den Pharisäern sagte Er: wäret ihr blind. Sie waren von Natur geistlich blind wie alle Menschen (Eph 4,18; 2Kor 4,4; Ps 14,3).
Der Zustand des Blinden. Er war ein armer blinder Bettler. Viele . gingen an ihm vorüber, andre gaben ihm eine Münze. So verbrachte er seine Jahre in Armut und Hilflosigkeit. Der Herr aber sah ihn mit Augen des Erbarmens an. Er wußte, 'was Er vorhatte. So sieht Er noch heute alles Elend.
Die Frage der Jünger. Wer hat gesündigt (V. 2)? Wer
ist am Übel schuld, der Kranke oder die Vorfahren? Oft erben Kinder die
Sünden ihrer Eltern wie die des Gehasi (2Kön 5,27;
Die Antwort des Herrn (V. 3). Gott hatte dieses Leiden Seiner eigenen Herrlichkeit wegen .zugelassen. Ähnlich wie bei Lazarus in Kapitel 12. Gewiß gibt es selbst verschuldete Leiden, man denke nur an die Folgen der Fleischessünden. Hier war es anders, die Zeit bis zur Kreuzigung war kurz, darum mußte noch viel durch Wunder geschehen, um zu erkennen zu geben, daß Jesus der Sohn Gottes sei (V. 4). Darum sagt ER:
Ich muß wirken. Wie lange? Solange es Tag, ist. Jesu Stunde nahte. Bedenken wir das auch? Denken wir daran, daß wir zu guten Werken berufen sind (Eph 2,10)? Wirken wir wie die jungbekehrten, Thessalonicher (1Thes 1,8.9)? Wir haben so viele Möglichkeiten zu wirken. Durch unser Zeugnis, unsern Wandel, durchs: Gebet, durch Gaben; durch Verteilen von Traktaten usw. Unser Herr wirkte noch am Kreuz.
Der Arbeiter an der Arbeit. Ich muß wirken; und Er tut es.
Jesus sah den Blinden (V. 1). Stets sah der Herr die Leidenden, die Hungrigen und besonders die Heilssuchenden. Sehen wir sie auch, oder gehen wir an ihnen vorüber, wie jener Priester und Levit an dem unter die Mörder Gefallenen (Lk 10,31)?
Das merkwürdige Heilmittel. Jesus machte einen Kot aus Erde und Speichel und bestrich damit seine Augen. Was mag die Umgebung dazu gesagt haben? Was würde heute ein Augenarzt dazu sagen? Das Mittel diente menschlich gesprochen eher zur Verschlechterung als zur Heilung. Doch der Blinde blieb stehen, ließ den Herrn wirken. So benützt der Herr zur Rettung von Menschen noch heute Mittel, die uns fragwürdig erscheinen. So läßt Gott vieles zum Heile anderer zu. Die Eltern des Blinden mögen oft ein „Warum“ gehabt haben, später aber gingen auch ihnen die Augen auf, und wir hoffen, auch innerlich.
Jesu Befehl (V. 7). „Gehe hin zu dem Teich Siloah!“ Jesus, der Gesandte, sendet ihn nach Siloah, d. h. „gesandt“. Der Befehl an den Blinden glich dem an die zehn Aussätzigen (Lk 17,14) oder jenem Mann mit der verdorrten Hand: Strecke deine Hand aus (Mk 3,5). Sie alle hatten Glauben an den Herrn und gehorchten Seinem Befehl. Auch der Blinde tat, was Jesus befahl (V. 7). Alles hing von seinem Gehorsam ab. Nicht die eigenartige Salbe noch das Wasser zu Siloah hatte ihm geholfen, sondern der Glaube an Jesu Wort (Mt 9,22.29; Apg 3,16). Das Wunder geschah, ehe die Menge zusammenlief.
Auf daß die Schrift erfüllet würde. Vom Kommen des Messias sagt die Schrift, daß Blinde sehen werden (Jes 29,18; 35,5). Israel sollte in diesen Wundern die Erfüllung der Verheißung sehen und erkennen, daß der Messias in ihrer Mitte ist und Ihn aufnehmen.
Der glückliche Ausgang. Nachdem sich der Blinde gewaschen hatte, ward er sehend. Wir können, uns kaum vorstellen, was seine ersten Blicke bedeuteten. Er sah den Teich, Menschen, Blumen, Bäume, Häuser usw. Das war ein unbeschreibliches Erlebnis. Gewiß stieß er einen lauten Freudenschrei aus. Sein Glaube an den Herrn Jesus hatte ihm das Gesicht gegeben.
Was tat der Geheilte? Er bekannte, daß er einst blind war (V. 8. 9), und berichtete, wie der Herr ihn geheilt habe (V. 10. 11). Er bezeugte es furchtlos vor Jesu grimmigen Feinden (V. 15.33). Er stand treu zu seinem Herrn trotz bitterer Feindschaft (V. 15.17). Ja, mehr, er tadelte die Gegner und offenbarte ihre Heuchelei (V. 27).
Beachten wir auch, was er um Jesu willen erduldete. Sie führten ihn vor die Gegner (V. 13), schmähten ihn als besonderen Sünder (V. 28.34) und stießen ihn hinaus (V. 34).
Beachtenswert ist, was der Geheilte über den Herrn sagte. Zuerst nannte er Ihn einen Menschen (V. 11), nachher einen Propheten (V. 17), ferner einen Sündlosen (V. 31.32), einen von Gott Gesandten (V. 33), und schließlich bekennt er Ihn als den Sohn Gottes (V. 35.38) und betet Ihn an (V. 38). Wem gleichen wir, diesem dankbaren Geheilten oder jenen neun undankbaren Aussätzigen, die damit Jesus betrübten (Lk 17,17)?