Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Kol 1,19-20 - Das Blut seines KreuzesKol 1,19-20 - Das Blut seines Kreuzes
Kein Buch in der ganzen Welt redet so viel von Blut, wie die Heilige Schrift. Das hängt mit dem durch sie vertretenen göttlichen Grundsatz zusammen: „Ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“, Heb 9,22 b.
Unter all den Zeugnissen nun, die auf das Blut Jesu Christi hinweisen, steht obiger Ausspruch „Das Blut seines Kreuzes“ einzig da in seiner Art.
Als unser Herr in Gethsemane mit dem Tode rang, schwitzte er Blut. So wurde er auch im Richthause des Pilatus blutig geschlagen. Hätten damit aber seine Leiden aufgehört, dann wäre keine Erlösung zustande gekommen. Diese ist geschehen durch das Blut seines Kreuzes. Dieser Ausspruch will zweifelsohne hinweisen auf den Ort wo und auf die Weise, wie es vergossen wurde. Dieses Blut ist auch das Blut der Besprengung, das bei Gott allein in Betracht kommt.
Bei eingehender Betrachtung unseres Gegenstandes treten uns vor allem 3 Grundgedanken entgegen, denen wir auf diesem uns dem folgenden Blatt unsere Aufmerksamkeit schenken wollen.
I. Die Sprache des Blutes. Heb 12,24. Blut im Allgemeinen redet, und zwar von hingeschüttetem Leben. So redete auch einst das Blut Abels und das Blut all der Opfertiere. Also auch das Blut der Besprengung redet. Bei diesem Gedanken drängen sich uns 4 nicht unbedeutsame Fragen auf.
1. Wo redet das Blut? Es redet vor Gott, dem Richter aller,
2. Für wen redet das Blut? Die 3 ersten Kapitel des Römerbriefes führen uns bildlich gesprochen in den Gerichtshof Gottes. Dort sehen wir alle Menschen, Juden und Heiden, unter dem durchdringenden und prüfenden Auge Gottes stehen. Alles ist still, denn niemand kann hier Rede und Antwort geben. Plötzlich wird die Stille unterbrochen, indem es durch den Gerichtshof wie eine Donnerstimme dröhnt: „Alle haben gesündigt und keiner erlangt die Herrlichkeit Gottes“, Röm 3,23. Wie furchtbar!
Ist nun niemand da, daß er sich der Verurteilten annehme? Keiner im Himmel noch auf der Erde und unter der Erde wurde gefunden, Off 5,3. Kein Wunder, daß Johannes zu weinen begann. Doch siehe, da tritt ein Lamm wie geschlachtet auf den Schauplatz! Sein Blut, das Blut seines Kreuzes, ergreift die Partei der Verurteilten, um für sie zu reden. Heb 9,26.
3. Was redet das Blut? Abels Blut schrie zu Gott um Vergeltung, 1. Mose 4,10. Und Gott als der Richter aller wird diesem Schrei sicher Rechnung tragen. Wann, wo und wie, das können wir nicht sagen.
Auch das Blut der Opfertiere redete, und zwar eine fürsprechende Sprache und nicht ganz ohne Erfolg, denn wir glauben, daß jene von Gott geübte Nachsicht (Geduld) in Röm 3,25b darauf zurückzuführen ist.
Das Blut seines Kreuzes aber redet besser a) Weil es nicht wie Abels Blut nach Vergeltung schreit. b) Weil es nicht wie das Blut der Opfertiere um Nachsicht (etwa um Aufschub der Strafe) bittet. c) Weil es um Vergebung und Tilgung der Sünde fleht.
Es redet auch wirkungsvoller, so wirkungsvoll, daß Gott erklärt: „Ihrer Sünden und Ungerechtigkeiten will ich nie mehr gedenken“ Heb 10,17 und 18.
4. Wann redet das Blut? Nicht dereinst nach dem Tode sondern jetzt, Heb 9,24 b.