Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
5Mo 8,2 - Sylvester ein Tag des Rückblickes5Mo 8,2 - Sylvester ein Tag des Rückblickes
Das Volk Israel war am Ende seiner Wüstenwanderung angelangt. Gott forderte es zu einem Rückblick des hinter ihnen liegenden Weges auf. Israel brauchte eine lange Zeit, die aber Gott ganz anders bemessen hatte. Von der Grenze Ägyptens bis in das Land Kanaan waren elf Tagesreisen und Israel brauchte vierzig Jahre. Gott sagte berechtigt zum Volk in V. 6: „Lange genug.“ ‑ Muß nicht Gott ähnlich über uns klagen, lange genug bist du bei deiner Bekehrung stehen geblieben und hast vergessen, warum Gott dich gerettet hat (1Thes 1,9; 2. M. 5, 1). Vieles, was wir nach Kol 3,5-11 hätten ablegen sollen, klebt uns immer noch an (Heb 12,1).
Und du sollst gedenken des ganzen Weges. Das wollen auch wir, nach der hinter uns liegenden Wegstrecke. Vor allem denken wir daran, wie liebevoll Er uns geführt hat, nicht gehandelt nach unsern Sünden. Auch daran denken wir, wie nahe auch wir unserem oberen Kanaan sind und uns bereit zum Einzug machen.
Gedenke des ganzen Weges. Fangen wir an, wo Gott mit dem Volke begann. Wo fing Gott an?
In Ägyptenland, wo es seufzte unter dem Druck der Treiber, wo Gott selbst sagte, daß Er ihr Elend gesehen und ihr Schreien gehört habe (2. M. 7, 3), und wie Er sie erlöst hat durch das Blut des Passahlammes und mit mächtigem Arm herausgeführt. Dürfen wir nicht auf eine größere Rettung zurückblicken (Ps 40,1-3), befreit von einem weit schrecklicheren Treiber? Der Herr kannte auch unsere Sehnsucht heraus aus der Knechtschaft der Sünde.
Israel sollte des sicheren Führers gedenken. In finsterer Nacht zog es aus und siehe, die Feuersäule stand bereit, um sie sicher zu führen. Haben wir nicht noch Größeres erlebt, Seinen Hl. Geist empfangen der uns leitet? (Joh 14,16.)
Bald ließ Gott die erste Prüfung zu. Israel wurde vom Feinde verfolgt und schrie zu Gott. Israel war von allen Seiten eingeschlossen und der Feind jubilierte schon (2. M. 15, 9). Manchmal versuchte auch uns der brüllende Löwe (1Pet 5,8). Aber wie Gott das Meer austrocknete und Israel sicher, ja mit Lobgesang ans andere Ufer brachte, so dürfen auch wir auf viele Rettungen zurückblicken. Und was geschah mit dem Verfolger? Er kam im Roten Meer um (2. Mose 14).
Israel sollte vor allem an seinen treuen Versorger denken. Täglich lag das Manna um das Lager. Das Volk mußte nur sammeln. Auch trank es Wasser aus dem Felsen. Ja, es erlebte punkto Versorgung Wunder auf Wunder. Und wenn uns der Herr fragt: Habt ihr, je Mangel gehabt, was antworten wir? (Lk 22,35.) Der Herr sagt: Euer Vater weiß was ihr bedürfet. Israel sollte der vielen Siege, die Gott ihm schenkte, gedenken. An Amalek (2. Mose 17), an die Siege über den König von Basan (4. Mose 21) und an Sihon den König der Amoriter (5. Mose 1,4). Es sollte all der herrlichen Erfahrungen mit Gott gedenken, wie er Mara in Süßigkeit verwandelte und sie in Elim tränkte (2. Mose 15,27).
Besonders aber sollte Israel daran denken, wie Gott in Gnade mit ihm verfahren ist wegen ihres oftmaligen Murrens. Auch daran denken, wie Gott das ganze Volk vernichten wollte, wie aber Mose für sie eintrat und sie vor Gottes Zorn bewahrte (4. M. 16, 20‑24; Heb 7,25). Israel hatte viel Ursache, sich zu demütigen, angesichts der Tatsache, daß es trotz der Wunder 40 Jahre in der Wüste umherirrte. Es war ihres Unglaubens wegen (1Kor 10,6.12). Fragen wir uns ernstlich, wie es bei uns aussieht. Wie oft lesen wir vom Wachstum des Gotteskindes. Zur Fruchtbarkeit sind wir berufen. Bringst du Frucht für Jesus (Joh 15) ? Haben wir nicht weit größere Ursache, uns zu beugen, als Israel? Vor allem dann, wenn wir auf das Kreuz blicken, da Sein Blut für uns floß.
Was lernen wir bei der Betrachtung dieses Wortes? Wer des Weges gedenkt, den Gott ihn geführt hat, muß nur staunen, daß Er uns so gnädig war (Ps 23). Er hat uns nicht nach unseren Missetaten vergolten, sondern nach Seinem Erbarmen. Müssen wir nicht auch bekennen:
Daß Seine Führungen mit uns sehr weise waren. Manchen eigenen Weg hat Er verhindert und uns bewahrt vor Fehltritten.
Daß Seine Treue täglich neu war. Wie eine Schwester sagte: Die Ebenezersteine sind bei mir so zahlreich, daß sie eine dichte Mauer um mich bilden. Oft versagten wir, aber Er blieb treu (Heb 13,8). Das sehen wir bei Israel auffallend im Buch der Richter. Immer wieder betrübte das Volk seinen Gott, so daß Er sie öfters in die Hand seiner Feinde gab, und sobald Israel Buße tat, rettete er das Volk. Ein echter Rückblick soll dienen, daß wir uns selbst kennen lernen, daß kund werde, was in unserem Herzen ist. In mir wohnt nichts Gutes.
Wozu soll ein Rückblick dienen? Er soll uns zum Loben und Danken bewegen, wie das David so vorbildlich in Ps 103 getan hat. Vergiß nicht, was Er dir Gutes getan hat. Und wir fragen uns: Wie soll ich dem Herrn vergelten alle Seine Wohltaten? (Ps 116,12). Die Hölle wäre unser Schuldengefängnis gewesen, aber Jesus, der große Schuldentilger, hat uns vom ewigen Gericht befreit (Joh 3,36). Schließlich wollen wir lernen, Ihm in allem vertrauen.