Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Ps 23 - Des Hirten PsalmPs 23 - Des Hirten Psalm
Einige Bemerkungen über diesen unerschöpflichen Psalm sind in Verbindung mit Joh 10 gewiß am Platze. Luther nannte ihn den Psalm der Psalmen. Jemand wurde nach seinem Glaubensbekenntnis gefragt, und die Antwort lautete, es sei in Ps 23 verankert. Ein anderer sagte: tausendmal habe ich über Ps 23 nachgedacht, aber noch nie seine Tiefen erfaßt.
Die Überschrift lautet: „ein Psalm Davids.“ Er scheint ein Rückblick bis auf jene Zeit zu sein, da David die Schafe seines Vaters hütete. In diesem Psalm beschreibt David Gott als seinen Hirten, von dem er mit Jakob sagen darf: „Der Gott, der mich geweidet hat“ (1. Mose 48,15). Der Psalm führt uns nicht nur in die Gegenwart des Hirten, sondern in die Gemeinschaft mit der Herde, denn Hirte und Herde sind eins.
Jehova! So beginnt der schöne Psalm. Den Juden war dieser Name zu heilig, sie sprachen ihn nie aus, sondern hörten ihn mit gebeugtem Haupt. Und hier vernahmen sie, daß dieser Jehova ihr Hirte sei. Öfters ist Er als solcher genannt (Jes 40,11; Jer 23,3; Hes 34,11.12), und speziell als der Hirte Israels (Ps 77,20; 78,52; 80,1; 95,7). Wir sahen in Joh 10,11, daß Jesus selbst diesen Titel annahm. Zugleich wird Er noch „der große Hirte der Schafe“ und der „Erzhirte“ genannt (Heb 13,20; 1Pet 5,4). Regenten wie David trugen diesen Titel (2Sam 5,2; 2Sam 24,17). Hier sagt David: Jehova ist:
Mein Hirte. Nicht ein, sondern mein Hirte. Auch dein
und mein Hirte. Wir sind die Schafe Seiner Weide (Ps 100,3). Woher
kommt dieser Hirte? Vom Vater (Joh 3,16). Der Hirte Jesus legte Seine
Herrlichkeit beiseite, wie der Hohepriester am großen Versöhnungstage
seine herrlichen Kleider, und zog das schlichte Hirtenkleid an (3. Mose 16,4; Phil 2,6-8; 2Kor 8,9). Dieser Hirte weidet nicht nur die
Herde, sondern rettet aus größerer Gefahr als der Davids (
Mein Versorger. Mir wird nichts mangeln. David will sagen: weil Er mein Hirte ist, kann mir's nicht mangeln. Das erfuhr er in härtester Lage (1Sam 25,18; 2Sam 19,32). Beständig denkt der Hirte an die Bedürfnisse der Schafe.
An ihre Nahrung. Er führt sie auf die grünen Auen Seines Wortes. Er
gibt zwölf Körbe voll (Joh 6,13). Seine Schafe kennen keine Not (Phil 4,19). Junge Löwen darben, sie aber haben Überfluß (
An Erfrischung. Der Hirte führt sie zu den Heilsbrunnen ( Jes 12) und gibt ihnen nie versiegendes ‑ Lebenswasser ( Joh 14,14), das selbst in Strömen von ihnen fließt (Joh 7,37-39). Die Welt stillt ihren Durst an den löchrigen Brunnen, etwa im Tabaknebel, bei Bier öder Jazz, in Kino und andern leeren Zisternen und kehrt enttäuscht zurück. Jesu Schafe hüpfen wie die Mastkälber (Mal 3,20). Wie unser Hirte volle Befriedigung gibt, sehen wir bei der. Herde in Apg 2,42-47.
Mein Führer. Er ist beides, Hirte und Führer. Er
treibt nicht, Seine Schafe, sondern geht vor der Herde her (
Meine Sicherheit. Selbst im finstern Tal, im Tal der Todesschatten, rühmen sie Seine Treue. Sie kennen keine Todesfurcht (Heb 2,15; Phil 1,23). Das Todestal bedeutet für Seine Schafe Eingang in das ewige Leben. Gotteskinder sterben nicht, sondern gehen ins ewige Leben ein (2Kor 5,1; 2Tim 4,8). s
Meine Fülle. Du bereitest vor mir einen Tisch. Der Tisch ist das Bild der Gemeinschaft (Off 3,20). Der Feind möchte schädigen, verfolgen, vernichten, der gute Hirte aber segnet, gibt Überfluß in schwerster Lage. Das erlebte David (2Sam 17,27-29). Der Krüppel und der blinde Jojakin aßen beständig am Tisch des Königs (2Sam 9,10; Jer 52,33.34). Er bereitet einen Tisch in der Wüste (Ps 78,19.20). Selbst in Zeiten der Hungersnot versorgt Er sie reichlich (l. Kg. 17, 4),
Meine Neubelebung. Du salbest mein Haupt mit Öl. David wurde zweimal gesalbt, einmal über Juda und später über ganz Israel. Gott salbt mit frischem Öl zu unerwarteter Stärke, gleich einem Büffel (Ps 92,10). Salbung bedeutet Vollmacht, Regierung, Freude (Ps 45,8; Jes 61,3). Er schenkt in trübster Lage voll ein (Phil 4,18; 2Kor 12,10; Apg 16,25).
Mein Ausblick. David blickt von allem weg in die weite Ferne und sagt: Güte und Treue werden mir folgen mein Leben lang. Des Hirten Treue ist lückenlos (2Tim 2,13). David sieht im Geiste die ewigen Hürden. Schon hier genießen wir die Gemeinschaft Seines Hauses (Ps 84). Der Gedanke von Hirte und Schaf zieht sich durch die ganze Schrift hindurch und endet auf den himmlischen Auen, wo das Lamm sie weiden wird (Off 7,17; Joh 14,3). Mit den Kindern singen wir: „Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet und mich kennt und bei meinem Namen nennt.“
Gottes Segen mit Dir!