Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 13,36.38 - Jesus kündet Petri Fall anJoh 13,36.38 - Jesus kündet Petri Fall an
Der Herr sagte den Jüngern in Vers 33 ein ähnliches Wort wie in Kapitel 14, 1, daß Er weggehe. „Ich bin noch eine kleine Weile bei euch und wo ich hingehe könnt ihr nicht hinkommen.“ Lieblich und schonend klingt die zarte Anrede. Er spricht sie an wie eine Mutter mit „liebe Kindlein“. Daraus sprach Seine ganze Besorgnis um sie. In ihrem Benehmen glichen sie auch oft Kindlein. Zu gleicher Zeit, da Jesus vor Seiner tiefsten Erniedrigung stand, stritten sie wie Kinder, wer wohl der Größte unter ihnen sei (Lk 22,24). Sie beschäftigten sich mit Kronen, wo man bald dem Meister die Dornenkrone aufsetzte (Mk 10,37). Diese häßliche Weise zu zanken, sehen wir viel bei Kindern. Gereifte Männer, wie Abraham, zanken nicht, sie verzichten lieber (1. Mose 13,7). Joseph ermahnte seine Brüder, nicht zu zanken (1. Mose 34,24). Vor allem nicht Gottesknechte (2Tim 2,24; Gal 5,20).
Ehe Petrus dem Herrn die Frage stellte über das Wohin Seines Weges, gab Er ihnen Nötigeres zum Nachdenken.
Das Gebot der Bruderliebe (Vers 34). Hier war für
Petrus wichtigerer Stoff als über Jesu Weg. Warum fragte sich Petrus
nicht, ob er seine Brüder liebe, wie Jesus Ihn geliebt hat (
Der Weg des Meisters. Petrus beschäftigte das
„Wohin“ des Herrn und warum er Ihm nicht folgen könne. Wohin ging Jesus?
Ans Kreuz, um Sühnung für unsere Sünde zu tun (1Joh 2,2). Diesen
größten aller Dienste konnte nur Er als das Lamm Gottes tun (
Der unbefriedigte Petrus. Warum fragte er wieder? Waren Jesu Worte nicht klar genug? Ähnliches fragten die Jünger in Apostelgeschichte 1,6: „Herr, wann richtest du Israel das Reich auf?“ Beide Male wies Jesus sie ab und gebot ihnen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Einmal, einander zu lieben und das andere Seine Zeugen zu sein. Wie die Jünger beschäftigen wir uns oft mit nutzlosen Fragen. Etwa was geschieht mit den vielen, die das Wort nicht gehört haben, anstatt es ihnen zu bringen. Oft trennt man sich sogar wegen nebensächlichen Fragen, anstatt einander zu lieben, für einander zu beten (1Tim 1,4; Tit 3,9).
Die Antwort des Herrn. Wo ich hingehe, kannst du mir jetzt nicht folgen. Genügte sie Petrus? Nein, er widersprach dem Meister. Hier benahm er sich wie ein Kind, das die Mutter mit Fragen überschüttet. Petrus fragt: „Warum kann ich dir nicht folgen? Hast du kein Vertrauen in mich, zweifelst du an meiner Treue?“ Es ist als sage Jesus zu Petrus: Du bist mir nachgefolgt, hast mich als Sohn Gottes bekannt und später wirst du mir wieder folgen. „Herr, warum kann ich es nicht jetzt?“ Weißt du nicht, daß ich bereit bin für dich zu sterben? Armer Petrus, was wirst du nach wenigen Stunden zu deinen Behauptungen sagen? Jesus kannte die Jünger besser. Er wußte, daß sie nicht die nötige Kraft hatten. Deshalb sagte Er auch bei Seiner Gefangennahme: „Lasset diese gehen“ (18, 8). Sie haben ihre Unfähigkeit, Ihm zu folgen, bewiesen (Mk 14,53). Der Herr wußte, daß Petrus es aufrichtig meinte, aber Petrus kannte sich selbst nicht.
Petrus war voller Selbstvertrauen. Wer da meint, er stehe, sehe zu daß er nicht falle (1Kor 10,12). Petrus vertraute auf sich, auf seine eigene Kraft (Jet. 17, 5‑8), oder etwa gar auf sein Schwert (18, 10)? Zudem erhob er sich über seine Brüder (Mk 14,29). Später, als er sich besser kannte, schrieb er anders (1Pet 5,5). Als Jesus das erste Mal von Seinem Sterben sprach sagte Petrus: „Herr, das widerfahre dir nur nicht.“ Und hier will er für Jesus sterben. Was, Petrus, du willst für Mich sterben, der du vor Todesangst auf dem Wasser schriest (Mt 8,25; 14 30)1 Mich selbst bangte vor dem Tode (12, 27), und du willst für Mich sterben? Und Ich sage dir, noch in dieser Nacht wirst du Mich dreimal verleugnen. Dachte etwa Petrus wie Hasael: „Bin ich denn ein Hund, solches zu tun“ (2Kön 8,13)? Petrus sprach nicht wie Paulus: „Nicht daß ich es schon ergriffen habe“ (Phil 3,13), sondern überhob sich. Jesus bekräftigte Seine Worte mit dem bekannten „Wahrlich, wahrlich.“ Diese bestimmten Worte hatte Petrus oft gehört; kannte er ihren Wert nicht? Bei Tisch erkundigte er sich nach dem Verräter (Vers 24) und hätte er nicht auch hier fragen sollen: „Herr, bin ich’s“ (Mt 16,22)?
Was machte Petrus mit der ernsten Warnung? Er überhörte sie. Hätte er nicht mit dem Psalmisten sagen sollen: „Herr, Du hast mich erforscht und erkannt“ (Ps 139,2), oder wie einst bekennen sollen: „Herr, ich bin ein sündiger Mensch?“ Und was folgte? Ein schreckliches Erwachen! Wenige Stunden später lag derselbe Petrus in Tränen. Er sündigte nicht ungewarnt, das macht die Sünde schwerer. Petrus beachtete die Ermahnung nicht (Heb 13,22).
Täglich stehen wir vor Warnungen und Gefahren auf den Straßen, vor Bergbesteigungen, und beachten sie.
Was machen wir mit den Ermahnungen der Schrift? Wehe uns, wenn wir sie überhören! Gott will und kann uns bewahren in jeder Gefahr (2. Tim: 12; Jud 24; 2Thes 3,3). Aber wie wir uns selbst schützen vor leiblichen Gefahren, so müssen wir das auch im Kampf gegen die Sünde (2Tim 6,20; 1. Mose 39,12).