Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Job 19,40‑42 - Stille BeerdigungJob 19,40‑42 - Stille Beerdigung
Alle vier Evangelisten bringen die Grablegung des Herrn in Einzelheiten, obwohl keiner von ihnen dabei war. Vielleicht Johannes, denn er war der einzige, der zum Kreuze zurückkehrte. Unter dem Kreuz empfing er den Auftrag, Jesu Mutter zu sich zu nehmen, und erfüllte ihn alsbald. Offenbar ist er gleich nachher zum Kreuz zurückgekehrt, denn er sah das Durchstechen der Seite Jesu (V. 34). Die Schrift berichtet genau alle Details der Grablegung. Kaum hatte der Herr das letzte Wort am Kreuz gesprochen (Lk 23,46), verschied Er. Nichts Ungebührliches durfte mit Seinem heiligen Leibe geschehen. Darüber wachte
Das sorgsame Auge des Vaters. Unmittelbar nach Jesu tiefster Erniedrigung begann schon Seine Erhöhung (Phil 2,9). Nach V. 31 baten die Juden Pilatus, wegen des folgenden hohen Festtages die Gekreuzigten von ihren Kreuzen zu entfernen. Die Kriegsknechte nahmen die Leiber der Schächer herunter und zerbrachen ihre Gebeine. Als sie aber an Jesu Kreuz kamen, sahen sie, daß Er bereits gestorben war und zerbrachen Seine Gebeine nicht. Warum nicht? Die Schrift mußte erfüllt werden (2. Mose 12,46). Jesus selbst erfüllte die Schrift bis ins Kleinste (Mt 5,18; Joh 19,28). Nun sorgte der Vater selbst für jede noch unerfüllte Weissagung über all das, was noch unerfüllt war, z. B. daß Er bei einem Reichen im Grabe sein werde (Jes 53,9).
Ein wichtiger Zwischenakt. Nach V. 34 durchstach einer der Kriegsknechte die Seite Jesu. Aus Seiner Seite floß Blut und Wasser. Blut zur Reinigung unserer Sünde und Wasser als Symbol der Reinigung durch das Wort (17, 17; Eph 5,26; Heb 10,22b).
Ein mutiger Jünger. Joseph von Arimathia wird zugeschaut haben, was mit den Leibern der Schächer geschah und eilte mutig zu Pilatus, bat um den Leib des Herrn und erhielt ihn. Welch ein Geschenk!
Wer war dieser Joseph? Viererlei wird über ihn gesagt. Er war ein geheimer Jünger wie einige seiner Kollegen (12, 42), einer, der bis dahin nicht den Mut hatte, Jesum zu bekennen; er holte aber Versäumtes nach und konnte nicht zusehen, daß Ungebührliches mit dem Leibe Christi geschehe.
Er war ein frommer Mann (Lk 23 50) wie Kornelius (Apg 10,2). Er war ein reicher Mann (Mt 27,57). Er diente dem Herrn mit seiner neuen Felsengruft und erfüllte damit Jes 53,9. Zugleich brachte er feine Leinen, um den Herrn würdiglich ins Grab zu betten.
Die Grablegung selbst ist beachtenswert. Kaum hatte man den Herrn vom Kreuz genommen, empfingen Ihn liebende Hände. Auch Nikodemus half mit (V. 39). Er wird zur Stadt geeilt sein, kostbare Salben zu kaufen, um den Leib Jesu zu ehren. Wir können uns kaum vorstellen, mit welcher Liebe und Ehrfurcht diese beiden Männer samt den Frauen alles taten, um dem Herrn ihren Dank zu erweisen.
Beachtenswerte Einzelheiten. Die Evangelisten erwähnen alles, was sich zutrug. Sie nennen zunächst den Ort. Ein Garten. In einem Garten fiel der erste Mensch und verlor damit den Garten Eden. Nun lag der Herr in einem Garten und brachte uns in den schönsten zurück, in das Paradies, in das Er als Erster mit dem Schächer einging.
Die Felsengruft wird genannt (Mk 15,46). Es war ein neues Grab, wohl eine Familiengruft in der noch niemand lag. Jesu Leib durfte keine Verwesung sehen (Ps 16,10; Apg 2,27 ), somit durfte Er in kein Grab kommen, da andere verwest waren.
Das Grab war in einen Felsen gehauen (1Kor 10,4). Er, der Fels
der Ewigkeiten, der geschlagene Fels, ruhte in einem Felsen (
Stille Beerdigung. Nach Beendigung der
Einbalsamierung betteten Ihn liebende Hände ins Grab. Hier sehen wir die
Erfüllung der Worte des Herrn in Kap. 12, 24. Hier fiel das Weizenkorn
in die Erde und starb; und hier wartete es des dritten Tages, da Er
auferstand und mächtig als Sohn Gottes erwiesen worden ist (
Und wer waren die Leidtragenden? Gewöhnlich sind es die nächsten Angehörigen. Wo waren Seine Mutter, Seine Brüder, Seine Schwestern? Wo waren vor allem, die Jünger? Aus Menschenfurcht weilten sie hinter verschlossenen Türen. Beachtenswert ist, daß die zwei Ratsmitglieder so furchtlos zum Gekreuzigten standen, Ihn im schmachvollen Tode ehrten und sich zu Ihm bekannten. Hier waren natürlich die Frauen anwesend, die bis zuletzt unter dem Kreuze standen. Bei dieser Beerdigung wurde auch nicht gerühmt, wie üblich, obwohl gerade hier sehr yiel zu rühmen war. So wurde der Schöpfer der Erde der Erde übergeben.
Warum mußte Er beerdigt werden da er bald aus den Toten auferstehen würde? Die Schrift mußte auch hier erfüllt werden (Apg 13,29; 1Kor 15,4). Und wie Jesu Leib auf Hoffnung hin ruhte, so ruhen die Leiber aller Seiner Heiligen bis zur ersten Auferstehung.
Was mag wohl die kleine Trauerfamilie am Ostermorgen gedacht haben? Werden nicht alle voller Freude darüber gewesen sein, daß sie ihrem Herrn bis zuletzt dienen durften. Wohl denen, die ausharren bis ans Ende.
Du starbest selbst als Weizenkorn und sankest in das Grab.
Belebe denn, o Lebensborn, die Welt, die Gott dir gab.