Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 11,17 - Auf dem Wege nach BethanienJoh 11,17 - Auf dem Wege nach Bethanien
Nachdem der Herr den Jüngern klar gesagt hatte, daß Lazarus gestorben sei und Er hingehe ihn aufzuerwecken, machten sich alle auf den Weg nach Bethanien. Wie wir bereits sahen wartete Jesus noch zwei Tage, offenbar auf den Wink des Vaters. Der Herr ließ sich von niemand anderem bestimmen, als allein vom Vater. Er ließ sich auch nicht durch den wohlgemeinten Rat der Jünger beeinflussen (Vers 8).
In Bethanien angelangt. Hier war der Herr sehnlichst erwartet; Martha mag Boten ausgeschickt haben, Ihn zu erspähen. Als sie hörte, daß Er Bethanien nahe, eilte sie Ihm entgegen. Diesmal ließ sie alle häuslichen Angelegenheiten stehen, obwohl das Haus voller Gäste war. Sie sehnte sich danach, mit Jesus allein zu sein, um Trost zu suchen bei Ihm dem Gott alles Trostes (2Kor 1,3). Wie fand der Herr Seine Freunde? Niedergeschlagen. Endlich kam der Tröster in das Haus der Trauer (Pred 7,2). Ähnliche Orte suchte Jesus öfters auf (Kap. 5, 5. 6). Was war der Martha erstes Wort an den Herrn?
Ein versteckter Vorwurf. (Vers 21) Herr, wärest Du hier gewesen, so wäre unser Bruder nicht gestorben. Du hättest das Übel abwenden können. Du hast Macht, Kranke zu heilen. Hatte Martha vergessen, daß Jesus bereits zwei Tote auferweckt hatte? Dieselben Worte wiederholte nachher Martha (Vers 32). Jesus fühlte sich keiner Verspätung schuldig. Er kommt stets zur rechten Zeit. Es ist, als sage Er: Martha, sei unbesorgt, ich komme zur rechten Zeit. Hätte Jesus nach dem Wunsch der Schwestern gehandelt, so hätten sie gewiß eine Heilung erfahren. Durch Sein Zögern aber sollten sie unendlich viel mehr erleben. Besonders aber sollte Israel nochmals gründlich zur Besinnung gebracht werden, wer Der war, Den sie umbrachten.
Ein mildernder Ton. Martha entschuldigt sich und sagt: Ich weiß, daß das, was Du von Gott bittest, Er Dir gibt (Vers 22). Nun folgt ein Trostwort für alle. Dein Bruder wird leben. Das glaubte sie, aber erst am „letzten Tage“. Sie schaute am verkehrten Ende ins Teleskop, damit rückte sie die Auferstehung in weite Ferne. Martha ist ein Bild solcher Seelen, die bekennen, an das ganze Wort zu glauben, aber wie soll das geschehen? (Lk 1,34.) Das „Wie und Wann“ soll uns gleich sein. Hätte Martha auf Jesu Wort „dein Bruder soll leben“, „danke“ gesagt, dann wäre sie hocherfreut zu Maria geeilt. Glaube erfüllt mit Freude, Unglaube mit Sorge. Dennoch erfreute Marthas Bekenntnis den Herrn, sie bekannte: daß Jesus der Sohn Gottes, der Christus sei (Vers 27; Mt 16,16), daß die Toten am letzten Tage auferstehen werden (Vers 24), daß der Vater den Sohn allezeit erhöre (Vers 22), daß Jesus feile (Vers 21). Martha gleicht denen, die glauben und dennoch Trübsal blasen. Bei vielen hängt die Verheißung an der Wand, aber nicht im Herzen. Allen Gotteskindern gelten dieselben Verheißungen und viele darben. Solche sind kein lebendiges Zeugnis für den Herrn. Jesus sagte nun:
Ein großes Wort. „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Martha, Ich selbst bin sie. Das ist übrigens das fünfte große „Ich bin“. Sollte ihr das nicht aus dem Alten Testament her genügen (3. Mose 3,14)? Wußte sie nicht, daß Jesus bereits Tote auferweckt hatte? Warum nicht ihren Bruder? Jesus gibt nun der Martha
Eine große Ermunterung. Dein Bruder soll auferstehen
(Vers 23). Martha hatte bis dahin den Herrn in Seiner Allmacht
eingeschränkt und so sagt Er ihr frei heraus, daß Er selbst die
Auferstehung sei und alles vermöge. Das bewies Er an Ostern, da Er
selbst aus den Toten auferstand. Das Wort Auferstehung ist unsere größte
Ermunterung (1Thes 4,13-18). Er ist nicht der Toten Gott, sondern
der Lebenden (Mt 22,32). Nicht mehr lange und auch wir werden die
Auferstehung erfahren. Martha wußte zwar noch nichts von der ersten
Auferstehung, sie war noch ein Geheimnis (1Kor 15,52;
Eine zweite große Wahrheit. „Ich bin das Leben.“ Weil ich lebe, sollt ihr auch leben. In Johannes 17,3 sagt Jesus, daß das ewige Leben im Erkennen des Vaters und des Sohnes liege (3, 36; 1Joh 5,12). Wer an den Vater und Sohn glaubt, stirbt nimmermehr (Kap. 5, 24; 6, 50. 58; 1Joh 5,10-12; Röm 8,13). Es ist trostreich zu wissen, daß wir nie sterben. Wohl legen wir unsern Leib ab, aber wir ziehen den Herrlichkeitsleib an. Aber selbst der verwesliche Leib kommt nicht zu kurz (1Thes 4,16). Martha brach im Augenblick im Glauben nicht durch. Sie hörte wohl Jesu Worte, nahm sie aber nicht persönlich für sich. Selbst am Grabe des Lazarus war sie noch hindernd. Als Jesus befahl den Stein wegzuwälzen, wehrte sie mit den Worten ab, er stinket schon. Schließlich entläßt sie der Herr und befiehlt ihr:
Geh und rufe deine Schwester. Maria hatte bis jetzt noch nichts von Jesu Kommen vernommen. Sie hört es durch Martha und eilt zum Herrn. Wie frühere Male fällt sie vor Ihm nieder. Achte, wie sie kam: Eiligst. So sollen alle kommen. Bist du in Sorge oder in Schmerz, dann eile zu Jesu. Maria fiel vor allen nieder, was zugleich ein offenes Bekenntnis vor den Feinden war. Sie wiederholte die Worte ihrer Schwester in Vers 21. Herr wärest du dagewesen (Vers 32). Die Tränen der Maria rührten den Herrn derart, daß Er selbst weinte und dann zum Grabe schritt.