Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 12,28 ‑34 - Das vornehmste GebotMk 12,28 ‑34 - Das vornehmste Gebot
Matthäus schreibt, daß dieser Oberst kam, um den Herrn zu versuchen. Markus dagegen schreibt, daß er als Fragesteller kam. Nachdem der Oberst gehört hatte, wie der Herr alle religiösen Vorsteher beschämend geschlagen hatte, brachte er selbst dem Herrn sein Anliegen dar. Die vielen Gebote und Aufsätze der Ältesten waren beständig Gegenstand eifriger Diskussionen, aber welcher der 613 Aufsätze war der vornehmste?
Die Antwort des Herrn lag wie immer in der Schrift.
Hier mit 5. Mose 6,4.5. Die besten Beweisführungen sind stets die der
Schrift. Hierin wollen wir getreulich dem Beispiel Jesu folgen. Die
Schrift hat Kraft. Wer willens ist, ihr zu glauben, kommt bald zurecht.
Das Wort ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert (Heb 4,12.13),
zugleich aber auch unsere Nahrung. Wer Gottes Willen tut, Seine Wege
gut, wird wie dieser Oberste von ihr überführt. Moses brachte zehn
Gebote vom Berge Sinai herab. Die Schriftgelehrten fügten Aufsatz um
Aufsatz hinzu. Welches ist das wichtigste Gebot? Der Herr geht auf den
Kern ein und faßt die Gesetzestafeln in zwei Gebote: Gott lieben von
ganzem Herzen und den Nächsten wie sich selbst. Paulus schreibt, daß die
Liebe des Gesetzes Erfüllung sei (Röm 13,10), und Johannes sagt in 1. Johannes 5,3: „Dies ist die Liebe Gottes, daß wir Seine Gebote halten.“
Seine Gebote sind nicht schwer. Das vornehmste Gebot ist also die Liebe
Gott gegenüber. Der einzig genaue Beobachter und Erfüller der Schrift
war allein der Herr. Er tat allezeit, was dem Vater wohl gefiel (
In Jesu Antwort liegt ein Aufmerken. „Höre o Israel!” (V. 29.) Des Herrn Wort geht also nicht nur den Fragesteller, sondern das ganze Volk an. Höret mir zu (Jes 55,2). In den Sendschreiben lesen wir immer wieder das Wort „Wer Ohren hat zu hören, der höre“. Also nicht Israel, sondern auch wir sollen Ihn hören (Mk 9,7).
Glaube an die Einheit Gottes (Jes 40,12-28). Gott ist ein einiger Gott. Das große Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes ist geoffenbart, obwohl für uns noch unerklärlich. Wir glauben an diese Tatsache wie an die Wunder Seiner übernatürlichen Geburt oder Seiner leibhaftigen Auferstehung.
Du sollst Gott lieben, dich also völlig unterwerfen, von ganzem Herzen. Unser ganzes Sein hängt ungeteilt an Ihm, wie das einer treuen Braut an ihrem Bräutigam. Der Herr begehrt nichts Halbes. Er will eine ganze Unterwerfung (Mt 5,48).
Von ganzer Seele. Die Seele ist das Leben. Aus ihr strömen alle Empfindungen und Gefühle. Man denke an die Liebe, wie sie uns im Hohenlied zwischen Braut und Bräutigam begegnet.
Mit ganzem Verstand. Das ganze Denken ist auf den einen gelenkt, der uns erschaffen, der uns errettet und erkauft hat mit Seinem Blut. Der Verstand betet die Liebe an, mit der er geliebt ist.
Mit ganzer Kraft. Alle Kräfte und Säfte fließen allein Seinem Dienste zu. Unser Leib ist ein lebendiges Schlachtopfer auf Seinem Altar (Röm 12,1).
Und den Nächsten, wie dich selbst. Die Erfüllung des
zweiten Gebotes ist der Beweis der ungeteilten Liebe zu Gott. Die Liebe
zu Gott offenbart sich in der ungeheuchelten Bruderliebe (
Die Wirkung auf den Fragesteller ist, als wollte er antworten: Etwa so hatte ich es mir auch ausgelegt. Viele glauben mit dem Kopf an Gottes Worte, an Seine Kraft, Größe, Allmacht, Weisheit und selbst an Seine Wiederkunft, aber ohne in das Reich Gottes einzugehen. Viele bewundern die Schöpfung und erfreuen sich an ihr, ohne daß sie dem Schöpfer die Ehre geben (Röm 1 20, 21). Ein bloß verstandesmäßiges Erfassen genügt nicht. Die Liebe Gottes muß das Herz erfüllen zu Ihm und dem Nächsten.
Jesu Anerkennung (V. 34). Du bist nicht ferne vom Reiche Gottes. Der Herr freute sich über diese Ausnahme unter den Obersten und erkannte seine Aufrichtigkeit. Wohl war er noch in Verbindung mit den Gegnern Christi, aber dennoch suchend. Seine Annahme der Lehre Jesu war gut, doch das ist nicht alles.
Sein Zukurzkommen. Du bist nicht ferne. Nahe und doch ferne. Ist er wohl jemals eingegangen, etwa durch die gewaltige Bewegung an Pfingsten? Dieser Mann erkannte den Herrn als großen Lehrer, jedoch noch nicht als seinen Retter. Das Heil erlebt nur, wer sich als Sünder erkennt (Lk 5,8-12; 19,10; 1Tim 1,15). Die törichten Jungfrauen und der Mann ohne Hochzeitskleid waren in nächster Nähe, und doch waren sie draußen. Dem Reiche Gottes nahe sein ist wunderbar, aber gefährlich für alle, die nicht den Schritt über die Linie setzen.