Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 1,37 ‑39 - Johannes der ApostelJoh 1,37 ‑39 - Johannes der Apostel
Johannes ist der zweite in der Reihenfolge der fünf ersten Jünger Jesu. Obwohl sein Name nicht genannt ist, geht aus andern Stellen hervor, daß er gemeint ist (13,23; 18,15.16; 21, 24). Er nennt sich den Jünger, den Jesus liebte.
Wer war Johannes Natürlich ist hier nicht Johannes der Täufer gemeint, sondern der Schreiber des 4. Evangeliums, der drei Johannesbriefe und des Buches der Offenbarung. Er war ein galiläischer Fischer, einer jener ungelernten Leute (Apg 4,13). Viele von uns freuen sielt, daß der Herr ungeschulte Leute in Seinen Dienst rief, weil man oft meint, es müssen Akademiker sein. Jesus wußte, warum Er Männer aus dem Volke wählte, weil sie das Volk am besten verstehen. Johannes aber besuchte wie Maria die weit höhere Schule, die zu Jesu Füßen. Dort lernte er so unfaßbar viel, daß bis heute die größten Wissenschaftler seine Schriften nicht zu erforschen vermögen.
Johannes war auch ein Verwandter des Herrn. Seine Mutter Salome und die Jungfrau Maria waren Schwestern (Mt 27,55.56; Joh 19,25), so war er also ein Vetter Jesu. Diese Verwandtschaft erklärt manches in seinen Beziehungen zum Herrn, so z. B. die Bitte seiner Mutter um einen Ehrenplatz für ihre Söhne im kommenden Reich (Mt 20,21). Johannes war auch dem Hohenpriester bekannt (Joh 18,15). Sein Vater hatte wohl eine Großfischerei, wo er Arbeiter beschäftigte (Mk 1,20).
Johannes, ein Suchender, war zuvor ein Jünger Johannes des Täufers. Er ging an den Jordan, um ihn zu hören, erkannte seine Sünde, tat Buße und ließ sich taufen.
Wie kam Johannes zu Jesus? In gleicher Weise wie Andreas. Beide hörten die Botschaft durch Johannes den Täufer, daß nämlich Jesus sowohl der Sohn als auch das Lamm Gottes sei und der, der mit Heiligem Geiste taufe. Beide verließen, nachdem sie das erkannt hatten, den Täufer, suchten Jesus auf, glaubten an Ihn und folgten Ihm nach.
Johannes der Apostel. Die neue Erkenntnis über Jesus
als Sohn und Lamm Gottes erfüllte Johannes mit tiefster Sehnsucht.
Dieses Verlangen wurde bald gestillt, indem Jesus beide in seine
Herberge einlud und sie später zu Seinen Aposteln berief. Jesus begann
nadi Seiner Taufe Seinen öffentlichen Dienst; dafür brauchte Er
Mitarbeiter und vor allem sollte, die später Seine Zeugen sein sollten
(Apg 1,8). Nach Mk 1,19 ff.; 4, IS rief Jesus zuerst Petrus und
Andreas. Und laut Mt 4,21.22 Johannes und seinen Bruder Jakobus. Beide
verließen das väterliche Geschäft und folgten Jesus nach (
Johannes, ein besonderer Freund Jesu. Zwischen Jesus und Johannes war ein innigeres Verhältnis als zwischen David und Jonathan (1Sam 18). Man denke an Aussprüche wie „der Jünger, den Jesus liebt“ oder der an Jesu Brust lag“. So verraten, uns einige Stellen seine Sonderstellung. Bei besonders wichtigen Anlässen war er dabei. So bei der Auferweckung von J,airus Töchterlein, bei der Verklärung Christi und im Garten Gethsemane (Mk 5; 37; Mt 17,2; 2Pet 1,17-19; Mt 26,37).
Johannes sah, was keiner der Apostel sah. Er sah, wie ein Soldat Jesu Seite öffnete und Blut und Wasser daraus floß. Ein Anblick, den er nie vergaß, der vor allem voll sühnender und heiligender Bedeutung ist (Joh 19,34.35; 1Joh 5,5-7).
Unter dem Kreuz vertraute Jesus ihm Seine Mutter an. Bis dahin hatte Jesus selbst für sie gesorgt, und fortan war Johannes gern bereit,. Sohnespflicht zu übernehmen (Joh 19,27).
Johannes, ein Teilhaber in Trübsalen (Offb. 1, 1.11). Auch er mußte etwas vom Kelch seines Meisters trinken (Joh 18,11; Mt 20,22.23). Er selbst nennt sich Mitgenosse Trübsalen. Doch wozu dienten jene Leiden auf Patmos? (Röm 8,28) Ähnlich denen des Paulus im Gefängnis, wo er die Briefe schrieb:
Hier erhielt Johannes den Befehl „Schreibe“ (Offb. `l; 11).
Hier sah er den verherrlichten Herrn (Off 1,13-20).
Hier erhielt er die Einladung, in den Himmel zusteigen (Off 4,1). War das nicht die Leiden wert? (Röm 8,18).. In der Folge berichtet er seine Erlebnisse im Himmel. Gern wäre er lieber droben geblieben, aber er hatte noch Aufgaben. auf Erden zu erfüllen.
Im Himmel sah er das geschlachtete Lamm aufs neue, . aber: nicht zwischen Übeltätern, sondern auf dem Thron, von Myriaden ' von Anbetern umgeben (Off 5,6 ff).
Johannes, der Seher. Johannes ist der, der oft das Wort „Siehe" gebraucht: Von jenem ersten „Siehe; das Lamm Gottes“ bis zum letzten „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen“ und „Siehe, ich komme bald“ (Off 21,3; 22,12). Wohl keiner kannte den Herrn so gut wie Johannes. Die Verse loh. 1, 1‑14 zeugen von unerforschter Tiefe und stehen erhaben über aller Literatur, so z. B. „Das Wort war bei Gott und Gott war ,das Wort, und das Wort ward Fleisch“. Johannes erfüllte Psalm 1 buchstäblich, .sann über das Wort Tag und Nacht. Er war aber nicht nur der Mann des tiefen Sinnens über Jesus, sondern. war besonders mit Jesu 'verbunden. Man denke nur an Joh 15, jenes „Bleiben in Jesu“. Auch keinem der Zwölfe viel jenes neue Gebet so tief ins Herd wie ihm (Joh 13,34) .Noch viel später schreibt er in 1Joh 3; 18: „Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben in Worten.“ Und hätten wir ihn nach dem Grund gefragt, so hätte er geantwortet, daß es das letzte Gebot des Meisters sei.