Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
1Mo 3,13 - Die Schlange betrog mich1Mo 3,13 - Die Schlange betrog mich
Hier vernehmen wir eines der folgenschwersten Worte der Schrift. Es redet vom Quell der Sünde. Es ist das Samenkorn Sünde, das Satan in das Herz der Eva streute, das bald aufging und die ganze Erde mit der giftigen Frucht überwucherte. Wir alle genossen davon und spüren den Schmerz dieses Giftes bis zum Tode. Es ist, als sage Eva zu ihrer Entschuldigung zu Gott: Du hast die Schlange geschaffen, und sie hat mich irregeleitet. Durch den Betrug der Sünde wird das Herz verführt und verhärtet (Röm 7,11; Heb 3,13). Obwohl uns Satan betrügt, rechtfertigt das nicht unser Handeln. Er ist der Versucher, wir aber die Übertreter. Die Sünde entspringt unserer eigenen Lust (Jak 1,14).
Zweierlei soll uns beschäftigen: das Werk der Schlange, die betrog, und die Handlung der Eva, die nahm und aß.
Das Werk der Schlange. Der Teufel bediente sich der Schlange. Vielleicht wird er deshalb die alte Schlange genannt (Off 12,19). Satan geht auch umher als brüllender Löwe, als Wolf. Er vermag sich also in mancherlei Gestalt zu offenbaren, ja selbst als Engel des Lichtes (2Kor 11,14). Als gefallener Engelsfürst kennt Satan die Weisheit der Engel und bedient sich ihrer zum Bösen. So vermochte er Eva zu überlisten und zu Falle bringen. Auch vermag er in Legionen von Dämonen in Menschen und Tieren zu hausen (Mk 5,9.13). Satan vermochte den Menschen, der nach dem Bilde Gottes geschaffen worden ist, zu unterwerfen. Satan betrog die Eva, indem er sich ihr nahte, als sie allein war. Er wußte, daß Adam der Überlegene war. Wären beide zusammen gewesen, wäre ihm sein Vorhaben mißlungen. Wir wissen, wie geschickt Satan den zweiten Adam versuchte, während er auch allein war und ihn hungerte, daß er glaubte, den Herrn zu überwinden wie die Eva. Der Herr aber tat allezeit, was dem Vater wohlgefiel und besiegte den Fürsten dieser Welt (Joh 14,30). In Eden gab es vieles zu bewundern. Nur ein Baum unter der Menge war verboten, der ihr Vorteil bringen sollte. Nichts zieht so an, als der Vorteil, Genuß, Reichtum, Ehre usw. Man denke an Satans besondere List: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Sie kannten Gott, Seine Größe und Macht. Zu sein wie Gott selbst, wirken können wie Er, war begehrenswert. Die Versuchung, groß und mächtig zu sein, hat in der Welt und auch in der Gemeinde viele zu Fall gebracht (3Joh 9). Satan betrog die Eva, indem er Vernunftschlüsse zog. Ein einziger Angriff genügte nicht, die Festung zu stürmen. Satan fuhr mit Fragen fort: Hat Gott wirklich gesagt? Wäre das gerecht, euch das Beste zu entziehen?
Laß dich nie mit Satan in Diskussionen ein! Du wirst unterliegen! Satan machte Gott zum Lügner. Ihr werdet rocht sterben war das direkte Gegenteil von dem, was Gott gesagt hatte (Kap. 2, 17). Erst säte Satan Zweifel, dann Unglauben, Mißtrauen gegenüber Gott. Satan ist der Vater der Lüge, und hier wurde auf Erden zum erstenmal gelogen.
Die Handlung der Eva. Ich sah, begehrte, nahm und aß (Josua 7,11). So geht es auch heute. Etwas zu sehen ist unvermeidlich, aber begehren und nehmen ist Sünde. Der zweite Blick führt zur Sünde. Evas Sünde war eine persönliche Handlung: Ganz gleich, welche Schuld die Schlange traf. Eva nahm und aß. Es lag kein Zwang, keine Macht über ihr. Sie hatte auch keinen Mangel, denn der Garten bot die Fülle. Sie allein war für ihre Sünde verantwortlich. Wir haben alle Versuchungen und Neigungen zum Bösen, denn in unserem Fleisch wohnt nichts Gutes. Alles was Eva und wir tun, ist rein persönlich, wir geben die Zustimmung. Evas erste Sünde war eine fleischliche Handlung: sie aß. Die Versuchung entsprach der Sinnenlust. Hat wohl Satan zuvor von der Frucht gegessen, daß sie es sah, um sie nachher zu versuchen? Satan sagte, daß die Frucht weise macht, hier gebar sie die Sünde (Jak 1,15). Unsere Versuchungen befriedigen erst die Sinne. Die Glieder des Leibes aber sind die ausführenden Organe.
Evas Sünde war gegen ein striktes Verbot Gottes, das ihr völlig bewußt war. Gott gab es beiden, Adam und Eva, ihre Unterredung mit der Schlange bewies es. Ihre Sünde war ihr ewiger Ruin. Kaum war Eva eine Sünderin geworden, wurde sie schon zur Versucherin. Ob Adam ohne ihre Versuchung von der Frucht gegessen hätte, ist fraglich. Die Versucher trifft eine große Schuld. Adam wurde nicht versucht, sondern das Weib (1Tim 2,14). Sünder wollen in ihren bösen Taten nie allein sein, sondern sie zwingen oft andere zur Sünde.
Wir lernen hier den wahren Charakter der Sünde kennen. Der Mensch‑ ist vollkommen geschaffen, aber keiner ist gegen die Sünde immun. Gott gab Adam und Eva ein bestimmtes Gebot, und es bedurfte dem Versucher gegenüber nur ein Nein.
Gott ruft den Menschen zur Rechenschaft. Darum wache und bete!
Ermuntert Euch, ihr Frommen,
Zeigt eurer Lampen Schein.
Der Abend ist gekommen,
Die finstre Nacht bricht ein.
Es hat sich aufgemacht der Bräutigam mit Pracht;
Auf betet, kämpfet, wachet, bald ist es Mitternacht.