Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 4 - Das LebenswasserJoh 4 - Das Lebenswasser
Die Bedeutung des Aasspruchs Jesu „lebendiges Wasser“ verstehen am besten Bewohner heißer Länder, in denen der Herr wirkte. Und das besonders in Zeiten der Dürre wie in den Tagen Ahabs (1Kön 17). Der Jakobsbrunnen ist das Bild leiblicher Bedürfnisse. Trinkende wie Hagar und ihr Sohn (1. Mose 21,15) oder wie jener Jüngling in 1Sam 30,11 ff. erquickten nur den Leib. Das lebendige Wasser aber, von dem Jesus sprach, stillt den Durst der Seele, so daß Trinkende nie mehr dürsten.
Die Herkunft dieses Wassers. Der Herr sagt: „das Wasser, das Ich dir gebe“; es kommt also von Ihm, von oben. Auch droben gibt es Wasser die Fülle, man denke an den Strom in Off 22,2. Unser Herr ladet noch vom Himmel zum Trinken ein (Off 22,17). Unaussprechlich sind die Qualen derer, die nicht kommen und trinken (Lk 16,24).
Der Strom, den Hesekiel sah, floß unter dem Altar, der des Johannes vom Throne Gottes, und in V. 10 und Jer 2,13 nennt sich der Herr selbst die Quelle des lebendigen Wassers. Jesus sagte zu dem Weibe: „Wenn du erkenntest.“ Er ist also beides: die Quelle und der Geber des lebendigen Wassers. Er hat die Macht, ewiges Leben zu geben (Joh 17,2) und gibt es zur vollen Genüge (Joh 10,10.27-30; Röm 6,23). Das Volk Israel sowie die Samariterin hatten die lebendige Quelle verlassen und tranken aus den schmutzigen Pfützen dieser Welt; sie verunreinigt sich dadurch selbst und andere. Der Herr aber, die lebendige Quelle, bietet Lebenswasser an. Dieser Lebensquell ist zugänglich für alle und zu allen Zeiten. Nikodemus und die Samariterin hatten nach langem vergeblichen Suchen wie Isaak endlich gefunden (1. Mose 26,20). Nikodemus hatte es in religiösen Werken und die Samariterin in der Sünde gesucht, und beide fanden es nicht auf dem Wege.
Wo finden wir den Quell? Auf Golgatha ist für alle die beste Quelle geöffnet worden (Joh 19,34). Der Mensch muß nicht mehr wie Isaak mühsam graben, sondern darf trinken.
Die Bedeutung des Wassers. Wasser finden wir in allen Häusern, von der einfachsten Hütte bis zum Palast. Es ist genauso nötig zum Leben wie die Luft, die wir einatmen. Kaum wird ein Vergleich so viel herangezogen wie das Wasser, um geistliche Segnungen zu beschreiben. Man denke nur an den Früh‑ und Spätregen und seine segensreiche Bedeutung (Joel 2,23.24; Jak 5,7.8; Jes 35,6; 55, il; Joh 6,35; 7,37.38; Off 22,6).
Täglich benötigen wir Wasser für Speisen und Trank.
Wir benötigen es zur Reinigung (Ps 51,9).
Wasser befruchtet das Erdreich (Jes 55,10; Jer 17,8).
Wasser löscht das Feuer (auch das der Leidenschaften), letzteres sehen wir bei der Samariterin (V. 39‑42).
Wasser wird auch mit einem Spiegel verglichen (Spr 27,19). In Flüssen oder Seen spiegeln sich die schönsten Landschaften wider. Auch die Samariterin blickte hinein und sah ihr häßliches Bild und erschrak über sich selbst (V. 19). In diesem Spiegel können wir uns alle beschauen (Röm 3,10-20).
Die befriedigende Wirkung dieses Wassers (V. 14). Oft war das Weib zum Jakobsbrunnen gegangen, und nun hörte sie von dem Fremden am Brunnen von einem Wasser, das den Durst auf immer stillt. Wer möchte da nicht schöpfen und trinken? Eiligst bittet sie: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht mehr dürste.“ Doch da war:
Ein Hindernis. Ehe die Frau trinken konnte, wußte etwas geschehen. Ihre Leitung, um bildlich zu sprechen, war mit Sünde verstopft und wußte gereinigt werden. Sie weicht zunächst aus und redet von Anbetung und von den Vätern (V. 20; 8, 33). Große Sünder können plötzlich auch mal fromm reden und Täuschungsmanöver unternehmen. Den Herrn aber kann niemand täuschen (Kp. 2, 25). Ihre Sünde mußte bekannt werden (Ps 32), erst dann konnte sie trinken. Der Heilige Geist zieht in kein unreines Herz ein. Das Weib ging auf Jesu Wort ein und trank das Lebenswasser.
Die Wirkungen des Trinkens. Was waren sie? Die erste ist das Bewußtsein der Gotteskindschaft (Röm 8,15; Gal 4,6) durch den Glauben (Röm 5,1).
Ferner hat das Gotteskind Zugang zu Gott (Eph 2,18).
Dieses Trinken offenbart uns den Herrn (Joh 16,14). Wir sagen mit dem Weibe: „Herr, ich sehe“ (V. 19). Sie sah gar viel im Herrn. Zuerst nur einen Juden, dann einen Propheten, dann den Messias und schließlich den Heiland der Welt. Ihr Herz wird so von Ihm erfüllt, daß es überfließt. Die Freude am Herrn ist der Trinkenden Wonne und Freude geworden. Solche, die getrunken haben, kennen nur ein Verlangen, andern zuzurufen, wie die Samariterin es tat: „Kommet und sehet“ (V. 29; 1, 46).
Die Richtung, in der das Lebenswasser fließt (V. 14). Es fließt nicht nur hier und befriedigt, sondern es fließt in das ewige Leben. Schon hier genießen wir die Erstlingsfrucht. Ich lebe und ihr sollt auch leben. Wir besitzen jetzt schon das ewige Leben (3, 36), bald aber in ganzer Fülle.
Das allgemeine Angebot. Wohlan, alle die ihr dürstend seid, kommt, trinket. Dieses Lebenswasser darf jeder im Glauben trinken, glauben, ohne zu fühlen (Gal 32,14; Eph 1,12-14). Wer da will, der komme und trinke (Off 22,1. Bitte wie die Samariterin: Herr, gib mir dieses Wasser“, und Er gibt es dir.