Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 3,12-19 - Die ApostelwahlMk 3,12-19 - Die Apostelwahl
Obgleich die Feindschaft beständig wuchs, so nahm die Zahl der Jünger zu (V. 7. 8). Der Herr dachte nicht allein an die Gegenwart, sondern an die Zeit nach Seiner Himmelfahrt. Er wirkte auf weite Sicht. Gerade weil Er die Absichten der Feinde gegen Ihn aus den Schriften kannte, traf Er Fürsorge. Er erwählte die Zwölf, die das angefangene Werk fortführen sollten.
Der Vorabend der Apostelwahl. Nach Lk 6,12 verbrachte der Herr die Nacht im Gebet, und am folgenden Morgen wählte Er die Zwölf. Wir können uns kaum ausdenken, wie ernst der Herr gebetet hat. Zugleich lernen wir hier, wie wichtig die Wahl von Mitarbeitern oder sonst eine Wahl oder Entscheidung ist.
Weichen wir einen Augenblick ab, und bleiben wir kurz bei der interessanten Zahl zwölf stehen, weil sie so viel vorkommt. Der Herr erwählte zwölf, nach der Zahl der Stämme Israels. Die Jünger sollten bei der Aufrichtung des Königreiches Christi auf zwölf Thronen sitzen, sozusagen die Minister im Reich sein (Mt 19,28). Beachten wir einige dieser Zahlen. Man denke an die zwölf Söhne Jakobs, an die zwölf Edelsteine im Brustschild des Hohenpriesters, an die zwölf Wasserbrunnen in Elim, die zwölf Schaubrote im Heiligtum. Auf zwölf Ochsen ruhte das eherne Waschbecken. Mose sandte zwölf Kundschafter aus. Das Weib in Offenbarung 12 hat zwölf Sterne in ihrer Krone. Zwölf Tore führen in das neue Jerusalem, und auf der Grundlage der Stadt stehen die Namen der zwölf Apostel. Wir sehen also in welch enger Beziehung die zwölf Apostel des Lammes zu Israel und dem neuen Jerusalem stehen (Mt 19,28).
Beachtenswert ist, daß der Name Paulus nicht auf jenen Grundlagen
steht. Dennoch war er ein Baumeister und legte den Grund (
Ein dreifacher Grund ihrer Wahl (V. 14. 15).
1. Auf daß sie beim Herrn seien. Der Herr hatte sie zu Seinen ständigen Begleitern erwählt, mehr, zu Seinen Freunden (Joh 15,14). Sie sollten fortan um und mit Ihm sein. «Nicht ihr habt mich, sondern ich habe euch erwählte (Joh 15,16). Auch unser Herr bedurfte der Gemeinschaft (Mt 26,38). Sie sollten vom Meister erzogen werden, durch Sein Vorbild in Sein Bild umgestaltet werden (2Kor 3,18). Im Umgang mit Ihm lernten sie des Herrn hohe Aufgabe kennen, und die sollte auch in ihren Herzen aufgehen (Lk 19,10; Joh 15,27; Apg 13,31). Sie mußten erst Ihn, Seine Gedanken, vor allem den Zweck Seiner Leiden, Seines Sterbens und Seiner Auferstehung erkennen lernen, was ihnen noch unfaßlich war (Mt 16,22). Nur in der Gemeinschaft mit Ihm lernen wir Seine Absichten mit uns kennen (Joh 15,16).
2. Auf daß Er sie aussende. Unmöglich hätte der Herr in der kurzen
Zeit Seines Erdenlebens ganz Palästina bereisen können, und so sandte Er
die Zwölf aus, und später die Siebzig. Sehr lehrreich hierzu ist Mt 10.
Vom Tage ihrer engeren Wahl bis zu Mk 6,6, da Jesus sie zum ersten
Male aussandte, hörten, sahen und lernten sie vieles. Wer vom Herrn
gesandt werden will, muß zuerst zu Seinen Füßen sitzen und lernen (Lk 10,39), ein brennend Herz erhalten (Lk 24,32; 2Kor 5,14;
3. Auf daß sie predigen und Gewalt haben (Mt 10,7), Vollmacht des
Geistes empfangen, um Menschen von ihren Sünden zu überführen (
Es ist auffallend, daß der Herr gerade ungelehrte Leute in Seinen Dienst rief, und das ist bis heute vielen einfachen Brüdern eine große Ermunterung. Die Jünger waren Fischer und Zöllner. Der Herr sandte sie aus, Er wußte, daß das gewöhnliche Volk sie am besten versteht. Wir haben in der Schrift vier Aufzählungen der zwölf Apostel (Mt 10,2-4; Mk 3,16-19; Lk 6,14-16 und Apg 1,13). Die Reihenfolge ist nicht immer dieselbe, aber in allen Berichten steht stets Petrus zuerst und Judas, der Verräter, zuletzt. Alle Charaktere sind unter ihnen vertreten, Sanguiniker wie Petrus, Choleriker wie die Söhne des Zebedäus denen der Herr den Beinamen Donnersöhne gab. Diesen Charakterzug behielt Johannes bis zuletzt. Seine Sprache war oft hart, aber wahr, z. B. wer seinen Bruder hasset, der ist ein Mörder, oder, der ist ein Lügner, der den Sohn leugnet. Er konnte hart gegen Diotrephes auftreten. Wir sehen, wie alle so verschieden waren. Gott aber brauchte einen jeden nach seiner Art. Trotz ihrer Verschiedenheit waren sie alle allzumal einer in Christo (Kol 3,11).