Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
1Mo 40 - Glaube oder Werke1Mo 40 - Glaube oder Werke
Joseph ist in unserm Kapitel ein treffliches Vorbild auf unsern Herrn als Seelengewinner. Er ist hier unter die Übeltäter gerechnet, wie unser Herr am Kreuz (Lk 23,32). Joseph wirkte im Gefängnis und Jesus am Kreuz an zwei Sündern.
In schwerer Lage. Schenke und Bäcker hatten sich gegen ihren König versündigt, sie kamen ins Gefängnis und warteten voller Furcht auf den Ausgang. Welch Urteil wird der König fällen? Ging es uns als erweckte Sünder nicht gleich? Das Gesetz unseres Königs überzeugte uns von unserer großen Schuld, und wir hatten keine Entschuldigung (Röm 1,20).
Unter dem Urteil: Schenke und Bäcker bangten über den Ausgang ihrer Vergehungen (Röm 6,23; Heb 9,27), ebenso Saulus, als er seine Sünde erkannte und drei Tage im Dunkeln saß (Apg 9 9). Ängstlich fragte der erweckte Kerkermeister: „Was muß ich tun?“ (Apg 16,30). Wie jene zwei im Gefängnis, brachten auch wir trübe Stunden in Todesfurcht zu (Heb 2,15) und warteten sehnsuchtsvoll auf die Ermunterung eines Paulus (Apg 16,30). Der überführte Sünder blickt mit Schrecken der wohl verdienten Hölle entgegen. Gott sprach mit beiden durch einen Traum. Heute redet Er durch Sein Wort und überführt den Sünder durch den Heiligen Geist (Joh 16,8).
Ein Gnadenangebot: In Ihre Trostlosigkeit kam ein Tröster Joseph sah ihr Elend und nahm sich ihrer an. Er war auch gefangen, wie sie, doch ein Gerechter, der der Ungerechten wegen litt. Jesus kam in unser Gefängnis, um uns Freiheit zu bringen (Lk 4,18; 1Pet 3,18). Nicht allen kann Er Befreiung bringen das zeigt unser Fall und auch der am Kreuz bei den zwei Übeltätern. Täglich sehen wir diese zwei. Einer wird angenommen, der andere verlassen. Da ist Abel und daneben Kain; Jakob und daneben Esau; Petrus und daneben Judas Ischariot; hier der protzende Pharisäer, dort der reuige Zöllner. Hier der reuige Schächer, auf der andern Seite der Spötter. Beide waren dem Herrn am Kreuz gleich nahe, sie wurden aber getrennt für alle Ewigkeit. Warum? (Joh 3,36).
Glaube oder Werk. Der Schenke sieht sich im Traum vor Pharao und reicht ihm den Becher. Joseph gab ihm eine willkommene Deutung. Der Becher wird oft in der Schrift „der Kelch des Heils“ genannt (Jes 12; Ps 116,13). Man denke vor allem an den einen in Lk 22,20, den des Blutes Christi, den der Segnungen (1Kor 10,16). Bald stand der Schenke in Ehren und Würde und diente seinem König. So ergeht es jedem Sünder selbst wenn er Manasse gleicht (2Chr 33), wenn er zum Becher des Blutes Christi greift, erfährt er sofortige Befreiung.
Voller Erwartung erzählt auch der Bäcker seinen Traum. Was träumte er? Von seinen eigenen Werken. Er wollte den König mit seinem Backwerk (Machwerk guter Werke) befriedigen. Er gelangte damit nicht einmal bis zum König, denn die Vögel fraßen es weg. Viele meinen, auf dem Wege guter Werke selig zu werden. Die Schrift behauptet das Gegenteil (Eph 2,8-10). Die Vögel sind in manchen Stellen ein Bild des Bösen (1. M. 15, 11; Mt 13,4). Niemand vermag mit seinen eigenen Werken zur Königswürde zu gelangen, sondern allein nach Off 1,5.6. Es gelingt ihm so wenig wie jenem, der im eigenen Kleide vor dem König bestehen wollte. Er wurde hinausgeworfen (Mt 22,13). Nur das Blut Christi rettet, nicht eigene Werke. Denken wir an den andern Schächer, er war auch ein Sünder, wie der Gerettete. Aber er starb ohne Glauben an den Erlöser, der auch für ihn Sein Blut vergoß, und war darum verloren.
Ein treuer Zeuge waren Joseph und unser Herr (Off 1,5; 1Tim 6,13). Das Auslegen der Träume steht bei Gott, nicht etwa bei einer Wahrsagerin. Es ist auch uns eine große Freude, diese Botschaft Geängstigten zu verkündigen, aber ebenso wichtig ist es, die Gleichgültigen auf das Gericht aufmerksam zu machen (2Kor 5,11‑ Joh 3,36). Machen wir es wie Daniel, der über den Traum Nebukadnezars erschrak, ihm aber getreu den Ernst anzeigte (Dan 4,19). Heute wollen viele durch kläglichen Auslegungen den Ernst der Schrift leugnen, die die Hölle mit der Liebe Gottes als unvereinbar lehrt. Laßt uns unbedingt treu zur Schrift stehen, ob sie uns Freude oder Verachtung bringt.
Des Königs Geburtstag. Der entscheidende dritte Tag nahte. Wird Josephs Deutung auch so eintreffen, wie er sie verkündigt hat? Plötzlich treffen zwei Botschafter des Königs ein. Der Schenke, der im Traum den Kelch nahm, erhält die Befreiung, ja er darf wieder in der Gegenwart des Königs dienen. So soll es auch bei uns sein, die wir unserm König aus Dankbarkeit dienen. Bald kam auch die niederschmetternde Nachricht an den Bäcker. An ihm wird die schreckliche Deutung durch Joseph erfüllt. Er wird gehängt, und die Vögel fressen sein Fleisch. Was bringst du dem Herrn? Deine eigenen Werke, oder vertraust du allein auf Christus, auf Sein Werk und Opfer? Fügen wir noch einige „Gedenke“ hinzu:
Gedenke deines Schöpfers (Spr 12,1)
Herr gedenke mein (Lk 23,43)
Gedenke des Sabbats, ihn zur Ehre Gottes zu halten (2. M. 20, 8)
Gedenke wer du warst und nun bist (5. M. 5, 15)
Gedenke derer in Not und Gefangenschaft (Heb 13,13).