Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 11,13.14.20.21 - Ein GerichtswunderMk 11,13.14.20.21 - Ein Gerichtswunder
Nach dem Einzug in Jerusalem übernachtete der Herr in Bethanien. Hier war Er ein willkommener Gast. Die wenigen Tage bis zur Kreuzigung waren sehr ausgefüllt. Noch manches hatte Er den Führern zu sagen, damit sie ohne Entschuldigung seien und sie den Messias in vollem Bewußtsein töten würden. Früh morgens verließ der Herr Bethanien. Seine Jünger folgten Ihm. Er ging an einem belaubten Feigenbaum vorbei und wollte Seinen Hunger stillen. Offenbar verließ er Bethanien vor dem Frühstück. Da Jesus keine Früchte fand, fluchte er dem Feigenbaum. Dies ist das einzige Gerichtswunder des Herrn und sehr lehrreich für uns alle und für das Volk Israel.
Der Feigenbaum. Die Schrift vergleicht Israel mit drei Bäumen: dem Feigenbaum, dem Weinstock und dem Olivenbaum (Joh 15 und Röm 11). Alle drei sind köstliche Fruchtbäume, die die Schrift als Symbol Israels anwendet, aber auch uns zu reicher Belehrung oder Ermahnung dienen soll. Fruchtbäume erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn sie Frucht tragen. Wie Jesus damals drei Jahre auf Frucht wartete (so vielleicht auch bei uns schon länger), verfluchte er den Feigenbaum.
Das Datum dieses Gerichtswunders. Es geschah am Montag vor der Kreuzigung. Wir sahen bereits, daß der Herr vor dem Frühstück zur Stadt ging. Er war ein Frühaufsteher. Alle Frühaufsteher nach der Schrift waren fruchtbare Menschen. Abraham stand früh auf. Ob unsere Fruchtlosigkeit nicht ihre Ursache im langen Schlaf hat? Salomo sagt in Sprüche 6,10.11, daß langer Schlaf zur Armut führt. Das trifft besonders auf das geistliche Leben zu. Frühaufstehen war beim Herrn üblich (Mk 1,35; Jes 50,4).
Der Herr sucht Frucht. Man sucht nicht Trauben an den Disteln (d. h. an den Ungeretteten), sondern an den Bäumen, die in den Garten Gottes versetzt worden sind (Kol 1,13). Was der Weingärtner alles unternahm, um den Weinberg fruchtbar zu machen, lesen wir in Jes 5. Welche Geduld und Sorgfalt Er dem Feigenbaum zuwandte, lesen wir in Lukas 13,7.8. Wo suchte Er Frucht?
Bei den Schriftgelehrten fand Jesus viel Wissen, Lehrmeinungen aber keinen Gehorsam zur Schrift. Wissen bläht auf, wenn der Erkenntnis nicht der Gehorsam folgt.
Bei den Pharisäern fand Jesus viel Schein der Gottseligkeit in Fasten und sonst schätzungswerten Dingen. Aber alles waren nur leere Formen. Ihre Gottesdienste waren bloße Heuchelei.
Bei dem Volk selbst muß man sagen: wie die Führer, so das Volk. Standen Israels Könige gut, so sah es auch unter dem Volke gut aus. Man denke an Könige wie David, Hiskia, Josia. Sind die Führer einer Gemeinde Vorbilder der Herde, dann ahmen sie die Hirten nach (1Pet 5,3‑ 1Thes 1, Petr. 5, 3; 1Thes 1,6.7). Ist es uns bewußt, daß Unfruchtbarkeit eine große Unterlassungssünde ist. Vergessen wir dabei nicht, daß Frucht nur durch Sterben möglich ist. Das sehen wir in der Natur. So mußte Jesus, das Weizenkorn, erst in die Erde fallen und sterben, ehe Er Frucht ernten konnte (Joh 12,24; Jes 53,10-12). Nur mit Christo Gestorbene vermögen Frucht zutragen. Paulas sagt: „Ich sterbe täglich“, d. h. ich entsage beständig dem Verlangen des Fleisches (Dan 5,23; Gal 5,22.23).
Die Blätter glänzten ihn schönsten Morgentau.
Vielerorts herrscht viel Tätigkeit, viel Betrieb. Aber wo ist die
Frucht? Zu Ephesus nannte der Herr viele Werke, aber die erste Liebe
fehlte, und da forderte der Herr sie zu wahrer Buße auf (
Der fluchende Herr. Hier hören wir etwas Ungewöhnliches vom Herrn. Wo immer Er abgelehnt wird, folgt der Fluch die Herzensliebe zu Ihm fehlt (1Kor 16,22). Plötzlich war der grüne Baum entlaubt. Hier geht es also hauptsächlich um Unterlassungssünden.
Die erstaunten Jünger (V. 21). Der Feigenbaum, den Du verflucht hast, ist verdorrt (Apg 5,5.10; 8,18-23). Der Herr gab keine Erklärung, sondern sagte: „Habt Glauben an Gott!“ Der Glaube hat uneingeschränkte Macht. In ihr wirkte der Herr (Joh 9,4). Die Jünger sollten nun im Glauben Jesu Werk fortführen (1Joh 5,4). Wenn irgend ein Unternehmen waghaft erschien, so war es das der Jünger. Das Judentum schien im Vergleich zu der kleinen Herde festzustehen wie ein Berg, gegen den nun zwölf ungelernte Männer anrennen sollten. Nach etwa 40 Jahren ward dieser Berg ins Völkermeer geworfen. Die Jünger selbst hatten die ganze Welt mit dem Evangelium erfüllt (Röm 15,41). Welche Hindernisse Glaubensmänner wie Georg Müller, Hudson Taylor und andere durch den Glauben überwanden, lesen wir in ihren Biographien. Die Zeit der Wunder besteht noch: „Habt Glauben an Gott.“
Ein neues Wund. In Lukas 13 sagt der Herr, daß der Feigenbaum wieder ausschlagen werde. Das bezeugt auch Paulas in Römer 11. Er fängt letzt schon an, Blätter zu treiben. Wenn aber Israel Den erkennen wird, Den es durchstochen hat (Off 1,7), dann wird der Baum reichlich Früchte tragen.