Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
1Mo 39,13 ‑21 - Joseph in tiefster Erniedrigung1Mo 39,13 ‑21 - Joseph in tiefster Erniedrigung
Josephs größter Sieg lag hinter ihm. Nichts hat ihn für alle Zeiten
so zur Bewunderung gebracht wie der Sieg über die Sünde. Sein Sieg lag
in der Flucht. Wohin mag er geflohen sein? In die Stille. Der Herr ist
mächtig zu bewahren, aber Er erwartet auch Selbstbewahrung (
Unter falscher Anklage. Plötzlich sah sich die Versucherin enttäuscht. Ihre Hoffnung, etwa auf diesem Wege Mutter zu werden, war dahin. Sie muß nun den Mann hassen, etwa wie Ammon seine Schwester (2Sam 13,15). Sie ersinnt Pläne, um unschuldige ehrenhafte Dame dazustehen. Mit dem Bewußtsein, schwerste Sünde zu begehen, stellt sie sich als Tugendheld hin. Joseph hat ja einen Beweis seiner Absichten zurückgelassen, sein Kleid. So hatte sie ein leichtes Spiel. Das Weib schrie, was ein Gebot war (5. M. 22, 24 f). Schnell eilte das Hausgesinde herbei, das Zeuge von Josephs Ansinnen sein sollte.
Ihre Anklage. Zunächst hörten sie die Angestellten, die wenig Bedeutung hatten. Nun aber beschuldigt sie noch ihren Mann, daß er diesen Hebräer in das Haus gebracht hat. Sie erzählt (lügt), was sich zugetragen haben soll. Potiphar, der Macht über das Leben Josephs hatte, konnte ihn nicht töten, weil der Herr mit Joseph war und über seinem Leben wachte. Er ließ ihn ins Gefängnis werfen (Hiob 2,6). Wieder ist es der Rock, der gegen Joseph zeugt. Erst war es der bunte Rock vom Vater und nun war er von Potiphar. Scheinbare Beweise führten oft zu furchtbaren Fehlurteilen. Potiphar kann es kaum fassen. Soll er sich so in Joseph getäuscht haben?
Eine dauernde Wiederholung. Ist nicht Josephs
Erfahrung die der besten Menschen aller Zeiten? Oft erduldeten die
treuesten Gottesknechte wegen falscher Anklage Gefängnis und den Tod.
Die vielen Beweise lückenloser Treue halfen ihnen nicht, so wenig wie
dem Joseph. Gott prüft oft seine Knechte hart (1. M. 22;
Josephs Schweigen. Reine Menschen, wie Joseph, finden wir noch heute, aber die, die das Unrecht still tragen, sind selten. Unter falschem. Verdacht oder Anklage zu stehen, etwa durch Eifersucht, gehört zum Schwersten im Leben. Josephs Schweigen war ein großes Opfer. Er wollte nicht seinen hohen Herrn und sein Weib bloßstellen. Erinnert uns das nicht an das Schweigen des viel Größeren, an unsern Herrn (Mk 15,4) ? Joseph wußte, daß Gott ein Gott der Treue ist. Vollkommen ist sein Tun (5Mo 32,4; 1Pet 2,23).
Ein hartes Urteil. Nie zuvor sah Joseph den Potiphar so zornig (Dan 3,19 f; Esther 7 7). Josephs Schweigen wird Potiphars Zorn gewendet haben (Spr 15,1). Potiphar urteilte hart, ähnlich wie Juda gegen Thamar (Kap. 33, 24). Wie ganz anders urteilt der Herr (Joh 8,11). Zu Gerichtsitzende über andere denken am wenigsten an sich selbst.
Joseph im Gefängnis. Dort legte man seine Füße in den Stock (Ps 105,18). Wie wird seine, Seele gelitten haben, als ihm andere sein angebliches Vergehen vorhielten und ihn damit quälten. Es erging Joseph ähnlich den Aposteln in Apg 16,24. Der Weg der Auserwählten ist oft hart, aber die, die ausharren, wissen, daß mir der Weg der Leiden zur Krone führt.
Die Füße im Stock war nicht das schlimmste, sondern das, was in Ps 105,19 steht: daß ein Eisen durch seine Seele drang. Die inneren Leiden, wie sie der Herr in Gethsemane und auf Golgatha während der dreistündigen Finsternis erduldete, waren härter als das Kreuz. Der Neid und Haß der Brüder, die Lüge des Weibes, der Zorn des Potiphar, brachten Joseph an den Ort, da Gott ihn zubereitete andern zu dienen. Und wollen wir nicht auch da sein, wo Gott uns haben will?
Göttliche Wendung. Treu ist unser Gott. Menschen verstoßen Seine Treuen, aber der Herr ist bei ihnen das erlebte Joseph. Der Tag kommt, da der Herr der Seinen Gerechtigkeit hervorstrahlen läßt, wie die Sonne (Ps 37). Bald merkte der Gefängnisvorsteher den edlen Charakter des Joseph und er erhob ihn nicht nur, sondern erleichterte sein Los. Die Tugenden der Kinder Gottes bleiben nie auf die Dauer verborgen, sondern sprechen die Härtesten an (Dan 4,37; 6,27).
Ein großes Vorbild auf Jesus. Das finden wir auch in diesem Abschnitt
Joseph wurde dreimal versucht (V. 7. 10. 12),wie der Herr (Mt 4). Joseph gewann den Sieg über die Sünde, so der Herr.
Joseph wurde falsch verklagt (16 ‑18) so unser Herr. An Ihm ward keinerlei Schuld gefunden (Joh 18,38).
Joseph verteidigte sich nicht selbst, vergl. V. 19 mit Jes 53,7. Joseph wurde erst von seinen Brüdern verworfen und hier von den Heiden. Dasselbe Los traf den Herrn (Apg 7,9-10).