Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
1Thes 4,13 Lk 16,22 - Der erste Tag in der Ewigkeit.1Thes 4,13 Lk 16,22 - Der erste Tag in der Ewigkeit.
Wir alle erinnern uns gern an die ersten Tage in unserem Leben. Da ist z. B. der erste Schultag oder Lehrtag, oder der erste Tag in einer fremden Stadt oder in einem fremden Lande mit fremder Sprache, Sitten und Gebräuche unter ganz fremden Menschen. An solchen Tagen fehlt es uns nicht an Stoff, Briefe zu schreiben. Überall sehen und hören wir neues. Oft tauchte in mir die Frage auf: wie wird es am 1. Tage in der Ewigkeit sein? Der letzte Tag dieser Zeit ist gleichzeitig der 1 in der Ewigkeit. Wir haben kaum unsere Augen geschlossen, und schon bricht das Morgenrot des langersehnten Tages an. Die Hl. Schrift führt uns einige Fälle vor Augen, die uns das Erleben derer die in die Ewigkeit gegangen sind ausdenken lassen. Da ist der Schächer. In großen Qualen hängt er am Kreuz, und dazu kommt noch die tiefe innere Not. Zerknirscht und zermürbt an Leib und Seele bringt er seinen letzten Tag hienieden zu. In seinem tiefen Schmerz trifft ihn der liebende Blick des Herrn. Aus vertrockneter Kehle ruft er ihm zu: „Herr gedenke an mich“. Die Antwort läßt nicht auf sich warten, Jesus kündet ihm einen neuen herrlichen Tag an mit den Worten: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein“.
Können wir uns eine leise Vorstellung von dem machen, was wir erfahren, wenn wir hienieden die Augen schließen werden, und den 1. Tag der (Ewigkeit antreten? Wir wollen's versuchen.
1. Der Gläubige merkt, daß der Tod nicht so etwas
furchtbares ist. Die Schrift redet vom, Sterben als vom
Entschlafen, 1Thes 4,13. Dies ist nie lästig, sondern meistens
ersehnt. Kaum ist das leibliche Auge geschlossen, dann ist das innere
geöffnet, und wir sehen uns, wie Lazarus, ..umgeben von Engeln,
2. Wir merken alsbald, daß wir nicht mehr in unserer zerbrechlichen Hütte wohnen. Wir sind bei Christo, Phil 1,23 und aller Schmerz, Leid, Geschrei, Tränen, Enttäuschungen haben plötzlich aufgehört. Kurzum, wir durften alles zurück lassen, und, unbeschreiblich sind die ersten Eindrücke des 1. Tages in der Ewigkeit. 2. Kor., 5, 1; Phil 3.
3. Wir sehen Jesus. wir sind im Vaterhaus, Joh 14, in den von ihm bereiteten Stätten. Wir sind da, wohin Jesus als Vorläufer eingegangen ist, Heb 6,20. Wo ein Vorläufer ist, da gibst auch Nachläufer. Wie beim Militär der Truppe die Quartiermacher ‑voraus gehen, um eine Ruhestätte zu suchen, so ist uns Jesus voraus gegangen. Aber dieser wunderbare 1. Tag bringt uns für immer zu Ihm.
4. Gleichzeitig entdecken wir eine ganz neue Umgebung. Noch eben sah Lazarus die Hunde, nun aber sieht er Abraham und ist getröstet in seinem Schoß. Der Schächer sah noch eben die Peiniger, die seine Beine zerbrachen, nun aber sieht er Jesus und die Heiligen im Paradies. Jesus selbst hat uns diese Zusicherung gegeben, Mt 8,11. wir entdecken die Lieben, die uns vorausgegangen sind. Die Offenbarung gibt uns jetzt schon Gelegenheit, einzelne Gruppen droben zu sehen, Off 7,15; 15,2-3. wir erblicken ferner die Myriaden von Engeln, Heb 12,22. Wir sehen die Seraphim und Cherubim gebückt vor dem Throne stehen und unsere Herzen sind wie die ihrigen erfüllt mit Anbetung des Lammes.
5. Dazu bemerken wir, daß dieser Tag ein Tag der Belohnung ist. Paulus sagt: „Hinfort liegt mir beigelegt die Krone“, 2Tim 4,8. Dort gibt es Lohn für unser Tun, 1Kor 3,14. In 2. Joh. 8 ermuntert uns der Apostel zu vollem Lohn. Etlicher Werke werden wie Stoppeln verbrennen, 1Kor 3,15. Wie schmerzlich muß es sein, wenn plötzlich aller Dienst in Asche zerfällt. Dies sollte uns zu sehr ernster Selbstprüfung führen, aber auch zur Arbeit ermuntern, wie Paulus es den Korinthern gegenüber tat, 1Kor 15,58.
6. Wir sehen, daß wir zu einem Sabbattage eingegangen sind. Heb 4,9-10. Die eben noch müden Glieder sind zur Ruhe Gottes eingegangen. Der Mensch, das Geschöpf des 6. Tages, hat seine Arbeitstage hinter sich und tritt mit diesem Tage seinen Ruhetag an, Offb. l4, 13. Nie mehr werden wir uns in die Unruhe dieser Welt zurück sehnen.
Wer wird dort sein? Die Schrift sagt es uns. Die Nachfolger des Lammes, Joh 1,36-37; Off 7,13 ff. Das Lamm setzt das Opfer voraus. Sie haben auf das Opfer vertraut und sich dem Lamme ausgeliefert. Wie sind sie dazu gekommen? Genau so wie der Schächer. a) Indem sie einst erkannt haben, daß sie ihren Taten entsprechend einen solchen Ort nicht verdienten. b) Indem sie tiefe Buße taten und an den Herrn Jesus glaubten. c) Seinen Namen bekannten. Nur auf diesem Wege wird für uns der 1. Tag der Ewigkeit der Beginn unsagbarer Freude und Wonne sein, sonst aber wird dieser Tag das sein, was er dem andern Schächer oder dem reichen Mann in Lk 16 war: