Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 10,1 ‑14 - Ich bin der gute HirteJoh 10,1 ‑14 - Ich bin der gute Hirte
Von den verschiedenen Benennungen Christi ist keine so anziehend wie die: „der gute Hirte“. Kunst und Poesie haben Ihn in den schönsten Farben und den lieblichsten Hymnen besungen. Das tat schon ein David (Ps 23). Viele müde und einsame Herzen wurden im Glauben ermuntert und getröstet, weil sie Jesus als ihren Hirten kannten, der um alles besorgt ist. Schon die Propheten sahen und rühmten den Herrn als Hirten ( Jes 40,11; Hes 34; 37,24): Gott selbst nennt Ihn „Meinen Hirten“ (Sach 13,7). Jesus selbst nahm diesen Titel an und besagt damit, wozu Er in die Welt gekommen ist (Lk 15,3-7; 19,10; Heb 13,20).
Die Bezeichnung „guter Hirte“ weist auf eine der Tätigkeiten Jesu hin. Er ist es noch in der Herrlichkeit (Off 7,17). Als der Erzhirte kommt Er wieder, um Seine Herde in die ewigen Hürden zu holen und um die treuen Hirten zu belohnen (l. Pet. 5, 2‑4).
Beachten wir die schöne Einleitung. „Wahrlich, wahrlich.“ Jesus denkt wohl an Kapitel 9 zurück, da jene Mietlinge den Blindgeborenen samt dem Hirten hinausstießen. Der gute Hirte aber nahm sich dieses hinausgestoßenen Schafes an und brachte es in Seine Hürde. Betrachten wir kurz einige Stichwörter.
Die Tür. So nennt sich der Herr in V. 1.7.9. Wer nicht durch sie eingeht, ist draußen. Der Blindgeborene ging ein und betete den Hirten an (9, 38). Die Schriftgelehrten blieben draußen. Jesus allein ist der Eingang (14, 6; Apg 4,12). Alle die droben Eingehen wollen, müssen hier durch Jesus; die Tür, eingehen. Nichteingehende nennt Jesus Diebe und Mörder. Sie selbst gehen nicht hinein und hindern die, die hinein möchten (Mt 23,13; Hes 34,1-6). Für alle ist Er gekommen (Tit 2,11).
Der Schafstall die Hürde. Sie wird als nächstes genannt (V. 1). In Jesu Tagen war Israel die Hürde, und die Schriftgelehrten meinten die Hirten zu sein, aber sie waren nur Mietlinge. Jetzt ist die Gemeinde der Schafstall. In ihm sind alle, die der Hirte suchte, fand ,und heimgebracht hat. Sie scharen sich um den Hirten (Mt 18,20; Apg 2,42-47). Ferner nennt Jesus:
Diebe und Mörder (V. 1.10). Solche wie in
Der gute Hirte. Welch liebliche Benennung trägt hier unser Herr. Und wie glücklich sind alle diejenigen, die mit David von Herzen sagen dürfen: „Der Herr ist mein Hirte.“ In Ihm haben die Schafe Christi alles, was sie benötigen, Fürsorge, Leitung, Sicherheit, Freundschaft. Der Hirte übernimmt alle Verantwortung, und so sind sie ganz unbekümmert. Der beste Beweis Seiner Hirtentreue liegt für sie darin, daß der Hirte bereit ist, das Leben für die Schafe zu lassen.
Hirten sind uns von Anfang der Schrift an bekannt. Der treue: Abel war ein Hirte. Die Erzväter waren es, und Jakob sagt am Ende seines Lebens: „Der Gott, der mich geweidet hat“ (1. Mose. 48, 15). Josephs Brüder sagten zu Pharao: „Deine Knechte sind Hirten“ (1. Mose 46,34). Mit Vorliebe aber denken wir an David, den Hirtenkönig, der bereit war, für die Schafe zu sterben (2Sam 24,17). Rahel wird eine Hirtin genannt (1. Mose 29,9). Im Laufe der Jahrzehnte lernte ich manche treue Hirtin kennen.
Der Hirte ist vom Vater gesandt. Jesus beruft sich oft darauf. Gott selbst nennt „Meinen Hirten“ (Sach 13,7). Die Schafe sind Ihm vom Vater gegeben (17, 2.4.6). Auf der ganzen Linie steht Er vor uns im krassen Gegensatz zu den Mietlingen.
Der gute Hirte sucht und ruft die Schafe. Von Natur gingen sie alle in der Irre (Jes 53,6; 1Pet 2,25), aber der gute Hirte suchte sie, bis Er sie fand (Lk 15,4-7; Hes 34,12; Lk 19,10). Das Johannesevangelium gibt einige Beispiele Seines Suchens und Findens. In Kp. 1 fand der Hirte die ersten fünf Jünger, Andreas, Johannes, Petrus, Philippus und Nathanael. In Kp. 3 ist es Nikodemus. In Kp. 4 die Samariterin. In Kp. 5 der Mann, der 38 Jahre am Teich Siloah gelegen hatte. In Kp. 6, 9 sucht Er die Jünger in Not und rettet sie. In Kp. 8, 10.11 begnadigt Er die Ehebrecherin, und, in Kp. 9 heilt Er den Blinden.
Der Hirte führt die Schafe aus und ein (Jes 63,11). Er führte einen Abraham aus Ur heraus, das Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens. Als letztes führte Er die Jünger hinaus, um sie zu segnen (Lk 24,50). Er führt heraus aus. Welt und Sünde.
Der Hirte führt die Schafe morgens aus und abends ein. Das ist ein Bild der Gemeinschaft mit dem Hirten. Sie gehen ein durch das Blut des guten Hirten (Heb 10,19; Eph 2,13).
Die Schafe haben Freiheit ein‑ und auszugehen. Die zur Gemeinschaft zu Ihm eingehen, Seine Liebe genießen, gehen aus, um die Tugenden des Hirten zu verkündigen (1Pet 2,9; Apg 1,8). Wie der Hirte gehen sie aus, um Verlorene zu suchen. Das ist des Hirten Befehl.