Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 2,7 - Wer kann Sünden vergeben?Mk 2,7 - Wer kann Sünden vergeben?
So fragten jene Pharisäer und Schriftgelehrten, als Jesus zu dem Gelähmten als Erstes sprach: «Dir sind deine Sünden vergeben.» Wir können uns auch wohl vorstellen, was diese Worte dem Gelähmten bedeuteten, wie er erleichtert wurde; gewiß, mehr als von seinem Gebrechen. Sündenvergebung ist das größte Geschenk. Wir wissen auch, auf welchem Grunde sie nur möglich ist: durch das Blut Jesu. Denn ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung der Sünden (Heb 9,22; 1. Joh. I, 9).
Der Liebe größte Tat ist das Vergeben, und das tat auch hier unser Herr an dem Gelähmten, ohne daß er darum bat. Dieser großen Liebestat unseres Gottes begegnen wir beständig in der Schrift und im Leben. Die Frage des Petrus, wie oft er seinem Bruder vergeben solle, gibt uns in der Antwort einen Blick in das Herz unseres Gottes. Wir sehen es vor allem darin, daß Er Seinen geliebten Sohn für unsere Sünden dahingab (Jes 53,4). Man darf wohl sagen, daß des Menschen Sünde und Gottes Vergeben mit das Hauptthema der Schrift bilden. Aus dem Grunde ist der Herr in der Schrift als das Lamm Gottes, für uns geschlachtet, dargestellt (Off 13,8; 1Pet 1,18-20).
Die Grundlage der Vergebung. Gott vergibt nicht ohne
weiteres. Schon das Alte Testament zeigt, daß Gott nur auf Grund
vorangegangener Opfer vergeben hat. Bereits die ersten Blätter der Bibel
besagen diese Tatsache. Das erste Opfer brachte Gott selbst (1. M. 3,
21). Felle, die ihre Blöße bedeckten, setzten das Schlachten der Tiere
voraus. So mußte also der Sünde wegen das erste Blut fließen. Dieselbe
Wahrheit kündigt gleich das nächste Opfer, das des Abels an. Des Blutes
wegen, das an seiner Stelle floß, wurde er gerecht gesprochen (
Die Gnade bietet jedem Sünder die Vergebung an (Lk 15, ;11‑32).
Vergebung ruht also allein auf dem Opfer Christi (Mk 10,45;
Gott deckt des Menschen Sünde zu (Ps 32). Überwältigend ist dieses Zudecken vorgebildet im Sühndeckel des Gnadenstuhls, auf den das Blut gesprengt wurde (2. M. 25, 10‑22; 3. M. 16, 14). Das gesprengte Blut bezeugt, (laß der Forderung des Gesetzes Genüge geleistet wurde. In der Bundeslade befanden sich die Gesetzestafeln, und sie war sozusagen der Gerichtssitz. Aber durch das Blut auf den Sühndeckel gesprengt, wurde die gleiche Lade zum Gnadenstuhl (Heb 9,11-15; 4,14-16), ja mehr, zum Ort der Gemeinschaft (2Mo 25,21.22). Sühnen heißt zudecken, und das tat das Blut.
Gottes Vergebung ist überaus reichlich (Jes 55,7). Unser Gott vergibt so völlig, daß es kein Erinnern mehr an die Sünde gibt. Im Neuen Testament ist das Vergeben viel weitgehender als im Alten. Der Sünder ist völlig gerechtfertigt vor Gott (Röm 4 25; 5, 1). Ihm ist die Gerechtigkeit Jesu Christi zugerechnet (2Kor 5,21). Er steht also vollkommen gerecht vor Gott, wie der Herr selbst. Der Richter ist derselbe, der den durch das Gesetz von ihm verurteilten Sünder gerecht erklärt (Röm 8,31-34). „Es ist nun nichts Verdammliches mehr in denen, die in Christo Jesu sind“ (Röm 8,11. Er steht unsträflich vor Gott und darf laut Halleluja ausrufen.
Gott hat unsere Sünde unendlich weit von uns entfernt. So weit der Osten ist vom Westen, so weit sind unsere Sünden von Ihm für immer entfernt. Osten und Westen kommen nie zusammen. Ebenso kommt unsere Schuld nie mehr zurück (Ps 103 12). Der Sünder, der glaubt, ist befreit, ja hoch erhoben (Off 1,5.6).
Gott hat unsere Sünde hinter Seinen Rücken geworfen
(Jes 38,17). Wie wir nicht sehen, was hinter uns liegt, so sieht Gott
unsere Sünde nicht mehr. Die Sünde ist bei ihm völlig vergessen. Er
gedenkt ihrer nicht mehr. Einige Stellen beleuchten das:
Gott hat unsere Sünde ausgetilgt wie eine Wolke (Jes 44,22), daher oft ihr plötzliches Verschwinden. So macht es Gott mit unserer Sünde. Er streicht sie auf unserem Schuldkonto.
Gott gedenkt unserer Sünden nie mehr (Jer 31,34).
Diese Stelle ist darum wichtig, weil sie zweimal im Hebräerbrief zitiert
wird (Heb 8,12; 10,17). Dieses Hinwegtun aus dem Gedächtnis Gottes
beruht allein auf dem Opfer Christi (Heb 9,26; Joh 1,29; Eph 1,7;
Off 1,5). Gott entfernt unsere Sünde von Seinem Gedächtnis aber auch
ebenso völlig aus dem unsern (Heb 10,22). Nun befiehlt Gott denen, die
diese Vergebung erlangt haben, zu jeder Zeit bereit zu sein, ihrem
Bruder zu vergeben. Ein schönes Vorbild diesbezüglich finden wir bei
Joseph (1. M. 50, 17 ff.), besonders aber in unserem Herrn am Kreuz (Lk 23,34). Wehe uns wenn wir es unterlassen (Mt 6,14.15). Denken wir
auch noch an Jesu ernstes Wort in Mt 18,33-35 und daran, was der Herr
dem Petrus antwortete auf die Frage, wie oft er vergeben solle (