Viele Personen werden uns in diesem Kap. genannt, wohl solche, die Paulus da und dort auf seinen Reisen hatte kennen lernen. Einige verdienen besondere Aufmerksamkeit, so auch Phöbe. Paulus empfiehlt sie hier den Gläubigen in Rom. Empfehlungsbriefe waren etwas übliches in jenen Tagen, Apg 18,27; 2Kor 3,1 ; 2Kor 8,18-24; 3Joh 9-10. Wie mancher Schaden würde vermieden, wenn dies heute noch Brauch wäre, manch unwürdiges Element würde dadurch fern gehalten.
Saft schmeichelnd klingen Pauli Worte über Phöbe, doch davon war er frei, er läßt uns nur in ihren hohen Charakter hineinschauen, der uns unsere Aufmerksamkeit abzwingt wir sehen:
1. Eine wahre Christin.
Paulus nennt sie
a) Unsere Schwester. Den Ausdruck Schwester nennt P. zuerst. Wir müssen einmal Brüder, Schwestern geworden sein. Hier fängt das Glaubensleben an. Wir müssen Glieder in der Familie Gottes geworden sein. Das wird man dann, wenn man Ihn auf nimmt, Joh 1,12. Er wird der Erstgeborene der Brüder genannt, Heb 2,11. Diese Brüderschaft besteht, wie wir hier sehen, in herzliche Liebe zu einander. O, daß uns alle wahre Bruderliebe auszeichne Joh 13,34. Paulus selbst gibt uns aus seinem Verhalten zu Phöbe ein Beispiel davon, folgen wir ihm darin.
b) Eine Heilige. Er bittet sie aufzunehmen, wie es Heiligen geziemt. Heilige, wahre Gläubige, sind abgesondert von her Welt und Sünde, Röm 12,2; 1Pet 1,14; 1Joh 2,15; Eph 4,23.
2. Ihre hohe Auszeichnung. Welch hohe Anerkennung zollt hier der Schreiber des Wortes Gottes, der Heilige Geist, dieser Person. In der Gemeinde wird manchmal das eine oder andere übersehen, aber nicht bei Ihm. Er übersieht keinen Dienst, der für Ihn getan worden ist. Zweierlei wird uns über ihren Dienst gesagt.
a) Sie war eine Dienerin der Gemeinde. Sie war mehr, wie eine aktive Durchschnittschristin, eine Dienerin der Gemeinde. Sie ging auf im Dienste der Gemeinde. Epaphras war ein Diener in Kolossäa und sein Dienst bestand vornehmlich im Beten, Kol 4,12. Phöbe war eine Dienerin in Kenchreä Sie wird mit dem Dienste an Leidenden vertraut gewesen sein und viel Linderung und Erquickung gebracht haben. Manche, die von Fehltritten übereilt worden waren, wurden zurecht gebracht, Gal 6,1, und suchenden Seelen wurde der Weg zu Christo gezeigt.
Sie war eine, die andern diente, die nicht hin und her trug, welches letztere gewöhnlich der Fehler der Schwestern ist. Wenn der Apostel klagt, daß nicht viele Väter in Christo sind, 1Kor 4,15, so ist gewiß dieselbe Klage in Bezug auf Mütter in Christo berechtigt. Was eine Mutter der Familie ist, das darf eine Schwester als Mutter in Christo den Kindern der Gemeinde sein.
b) Sie leistete vielen Beistand. Eine Beschützerin der andern, sie sorgte, wo es nötig und möglich war. Ihr Heim war gewiß auch das Heim der Gläubigen, wo Verfolgte aber manches einfache Dienstmädchen Unterkunft fanden. Welch eine Gnade Mitgläubigen Beistand zu leisten, in Gebet, in Bemühungen aller Art, im Einstehen für sie, wo dies nötig ist! Es ist ein Dienst für Gott, den Er nicht vergißt, Heb 6,10.
3. Des Apostels Bitte.
Ich empfehle euch Phöbe. Er bittet für sie um würdige Aufnahme bei den Heiligen in Rom. Sie wird eine Witwe gewesen sein und aus geschäftl. Gründen nach Rom gezogen sein und darum als Fremde besonders anderer Hilfe bedürftig.
a) Weil sie eine Schwester, eine Heilige war. Nehmet sie auf, wie es einer solchen zukommt. Sie ist ein Königskind. Wie ihr euren König aufnehmen würdet, so nehmet sie auf. Was sind wir fremden Gläubigen gegenüber, wie nehmen wir sie auf, mit Murren oder wie es uns die Schrift sagt in Mt 10,40? Diele Gläubige vergessen dies, sie schauen auf die damit verbundene Arbeit, Auslagen und Unbequemlichkeiten. Sie vergessen, was P. hier schreibt: „Aufnehmen im Herrn“, Mt 25,40.
b) Weil sie selbst vielen Beistand erwiesen und viele aufgenommen hatte. Kann dies der Herr auch von uns sagen?
c) Weil sie als Fremde in Rom ihren Beistand benötigte. Gebt ihr Rat und Hilfe und laßt sie eure Liebe fühlen.
d) Weil P. sich ihr gegenüber verpflichtet fühlte, sie hatte auch ihm oft gedient. Paulus, der so viel auf Reisen war, wußte solche Dienste zu schätzen, darum empfiehlt er sie der Liebe der Geschwister. Tun auch wir solche Dienste?