Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 11,27 ‑33 - Frage und GegenfrageMk 11,27 ‑33 - Frage und Gegenfrage
Obgleich Jesus nicht in Jerusalem übernachtete, kam Er doch jeden Morgen in den Tempel und lehrte. Die letzten Tage der Passionswoche waren äußerst ausgefüllt. Er wirkte bis zuletzt, sogar noch am Kreuz. All Sein Handeln brachte die Obersten in Verwirrung. Sprachlos schauten sie der Reinigung des Tempels zu, die noch ihre Sache gewesen wäre. Auch der eben startgefundene Einzug in Jerusalem machte ihre Mordabsichten aussichtslos. Sie sagten: alle Welt läuft ihm nach. Keiner von ihnen hätte geglaubt, daß sie Ihn in wenigen Tagen ans Kreuz schlagen würden. Sie selbst sagten: ja nicht auf das Fest, und gerade an dem mußte das wahre Passahlamm sterben. Hier handelte Er sogar als Herr des Tempels. Ihr Zuschauen glich einer Abdankung; denn ohne ihr Eingreifen ließen sie den Herrn handeln, zumal sie genau wußten, daß die Entheiligung des Tempels verboten war. Die Obersten stellten Ihm die letzte Frage, um ihn zu Fall zu bringen, indem sie sagten: du bist doch kein Priester, noch Prophet, noch Schriftgelehrter, wie kommst du zu diesen Handlungen, wer gibt dir das Recht. Wen gibst du denn vor zu sein?
Der Grund ihrer Frage war unaufrichtig. Sie kam aus einem haßerfüllten Herzen, ähnelte jener in Joh 2,18. Sie hofften, Er werde sagen, Er sei der Messias, oder antworteten wie in Matthäus 26,63.64, um Ihm das Todesurteil fällen zu können. Die größten Gegner staunten über seine Autorität. Woher kam sie? Vom Vater (Joh 5,19.20). Der Herr hatte Macht. Woher kam sie? Aus Seiner Salbung (Lk 4,18). Niemand vermochte Ihn einer Sünde zu zeihen (Joh 8,46). Große Vollmacht liegt in Seiner Rede. Die Zuhörer staunten und sagten: Er redet mit Gewalt und nicht wie die Schriftgelehrten (Mt 7,28.29). Und Diener, die gesandt wurden, um Jesus zu greifen, mußten bekennen: „Niemals hat jemand also geredet“ (Joh 7,46).
Jesus hatte Macht über Naturgewalten. Bei der Stillung des Sturmes fragten alle: „Was ist das für ein Mann“ (Mk 4,41); Macht, Sünden zu vergeben (Mk 2. 10); Macht über die bösen Geister. Alle entsetzten sich, als sie den Besessenen geheilt und normal vor sich sahen (Mk 1,27); Macht, Gewalt über Krankheiten jeder Art (Mt 8,16); Macht über den Tod (Joh 11,43), die viele zum Leben führte; Macht, Sein Leben zu behalten oder es hinzugeben. Neben Ihm lag die Macht der Feinde zerbrochen am Boden (Joh 18,6). Er aber gab Sein Leben freiwillig (Joh 10,18).
Jesu weise Gegenfrage. Jesus hätte ihre Frage leicht beantworten können; aber Er stellte ihnen eine Gegenfrage: Woher war die Taufe des Johannes, vom Himmel oder von den Menschen? Er versprach ihnen, ihre Frage zu beantworten, sobald sie auf die Seine antworten. Damit gab ihnen der Herr eine harte Nuß zu knacken. Auch sie hatten die Bußpredigt gehört (Mt 3,7-9). Mit dem Ausdruck die Taufe des Johannes ist Sein ganzes Zeugnis gemeint (Apg 1,22; 10,37; 18,25). Die Bußpredigt des Johannes an Israel war eine gerechte Forderung Gottes, die Er und nicht der Mensch erwartete. Damit kam sie vom Himmel. Johannes als Herold des Herrn bezeugte, daß Jesus der Sohn Gottes sei, das Lamm, das der Welt Sünde hinwegträgt (Joh 1,29) und der mit Heiligem Geist tauft. Hätten sie das Werk des Johannes als vom Himmel gekommen angenommen, so hätten sie auch Jesu Dasein als vom Himmel gekommen zugeben müssen. Denn Johannes bezeugte es. Alles lag in dem Wort des Herrn: Ihr habt nicht gewollt (Joh 5,40; Mt 23,37) Es ist als sage der Herr: ihr meint es mit euren Fragen nicht ernst. Mit „vom Himmel“ gab Er selbst die Antwort. Es blieb ihnen also nichts übrig, als die Taufe des Johannes anzuerkennen, woraus dann alles andere folgte. Hier gab es nur ein Entweder oder, ein Zugeben oder Ablehnen. Die Frage um Jesu stellt alle Menschen vor ein Entweder oder. Alles Ausweichen ist Lüge. Auf Ihn als einzigen Retter, als Sohn Gottes, in dem allein Heil ist (Apg 4,12), auf diesen wies Johannes hin (Mk 11,7.8). Johannes sei von Menschen, wagten sie nicht des Volkes wegen zu sagen, weil alle ihn für einen Propheten hielten. Diese Behauptung wäre für die Obersten gefährlich gewesen. Aber wie kommen sie heraus aus dieser Schlinge?
Sünde. Sie, die schnell mit „wir wissen“ bereit waren, gaben sich die Blöße, vor dem Volk als Unwissende dazustehen. In diesem Falle wollten sie lieber als die Dummen gelten, anstatt zur Wahrheit zu stehen.
Die weise und treffende Antwort Jesu. Nachdem Jesu ihre Unehrlichkeit: bloßgestellt hatte, mußte Er ihnen eine Absage erteilen. Er antwortete aber nicht wie sie mit „Ich weiß es nicht“ woher Meine kommt, sondern: „So sage Ich es euch auch nicht.“ Jesus gab ihnen dennoch die rechte Antwort im folgenden Gleichnis der Weingärtner. Lernen wir vom Herrn; daß es nicht immer Fragen der Gegner zu beantworten gibt, vielmehr, daß wir sie überführen von ihrer Torheit, wie der Herr die Schriftgelehrten und sie beschämt davon müssen. Salomo schreibt in Spr 26,5: „Antworte dem Tor nicht nach seiner Narrheit, damit er nicht weise sei in seinen Augen“. Lies noch dazu Vers 12.