Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 1,12.13 - Versucht wie wir, doch ohne SündeMk 1,12.13 - Versucht wie wir, doch ohne Sünde
Die Versuchung Christi oder die Bewährung des Dieners ist lehrreich für alle Versuchten. Unser Wort lenkt uns auf einen bedeutsamen, geheimnisvollen Vorgang im beben Jesu. Wir sehen Ihn hier in Seiner Beziehung zum Fürsten der Welt, in die Er gekommen war, um dessen Werke zu zerstören. Zu diesem Sieg über Satan mußte Er der Stärkere sein (Mt 12,28.29). Schon Adam war berufen, Gott allein zu dienen und Satan zu überwinden, aber er unterlag. Nun sandte Gott einen zweiten Menschen, um den Fürsten dieser Welt zu überwinden und das verlorene Paradies zurückzugewinnen. Und Er hat es getan.
Wann und wie der Herr versucht wurde. Es geschah: Nach der Taufe. Sie war jene große Tat, die selbst den Vater in Staunen versetzte. Sie bedeutete den entschlossenen Schritt nach Golgatha den Satan verunmöglichen wolle.
Nach der Salbung mit dem Heiligen Geist. Daraufhin machte Satan einen besonderen Angriff, den Herrn zu überwinden. Satan versucht gern nach besonderen Segnungen. Nach vierzigtägigem Fasten. Ehe der Herr Seinen öffentlichen Dienst antrat, verbrachte Er 40 Tage in Gebet und Fasten. Nach dieser langen Zeit hungerte Ihn. Diese Gelegenheit benützte Satan, Ihn zu versuchen.
Wo der Herr versucht wurde. Der zweite Adam, Jesus, weilte nicht im Paradies, wo Überfluß war. Jesus aber wurde im Mangellande versucht. Hier fiel nicht das Manna vom Himmel, wie einst bei Israel. Der erste Adam unterlag inmitten reichster Fülle, der zweite aber siegte unter größten Entbehrungen. Der erste gehorchte der Stimme Satans der zweite dem Worte des Vaters: „Es steht geschrieben.“ Als Israel in der Wüste war, sollte offenbar werden, was in ihrem Herzen war (5. M. 8, 2), ob es wirklich allein Seinem treuen Gott vertraue, oder die Begierde des Fleisches stille. Beim Herrn aber wurde offenbar, daß Seine Speise der Wille des Vaters war (Joh 4,34). Das Gesetz war im Inneren Seines Herzens. Der Fall Adams bedeutete den Ruin aller seiner Nachkommen. Der Sieg Christi aber hatte die Rettung all derer zur Folge, die an Ihn glauben (Joh 3,16.36).
Von wem der Herr versucht wurde. Vom Teufel. Er ist ein gewaltiger Fürst, doch von vielen geleugnet. Wenn es keinen leibhaftigen Teufel gibt, dann braucht es auch keinen Erlöser. Bald wird dies die Menschheit in furchtbarster Weise erfahren wenn Satan auf die Erde geworfen sein wird (Off 12). Die Versuchung war für den Herrn als Schöpfer eine große Schmach, aber Satan mußte geschlagen abziehen.
Worin der Herr versucht wurde. Die Versuchung erstreckte sich auf drei Gebiete, die den Menschen am meisten reizen, ähnlich den drei Worten in 1Joh 2,15-17. Die erste war:
Sprich, daß diese Steine Brot werden. Jesu ermatteter Leib hungerte nach so langem Fasten. Auf ähnlicher Linie wurde Adam versucht, aber nicht des Hungers wegen (1. M. 3, 6), ebenso Israel in der Wüste (2. M. 16). Israel vertraute nicht Seinem Gott und Vater, sondern murrte gegen Seinen treuen Versorger. Jesus aber schlug Satan mit dem Schwerte des Geistes: „Es steht geschrieben“ (5. M. 8, 3). Satan wußte, daß der Herr als Schöpfer Brot machen kann. Das tat Er in den zwei Speisungen der fünf‑ und der viertausend Mann. Dort galt es anderen; niemals aber tat Er solches für sich selbst. In der Wüste hungerte Ihn und am Kreuz dürstete Ihn, aber nie machte Er für sich selbst Gebrauch von Seiner Schöpfermacht. „Wirf dich hinab.“ Der Ort der zweiten Versuchung war geschickt gewählt. Von der Zinne des Tempels herabzuschweben, wo die Menge' zum Gottesdienst versammelt war, hätte gewiß die Bewunderung des Volkes auf Ihn gelenkt. Dann werden die Menschen an Dich glauben. Das wird dereinst nach Off 1,7 in weit mächtigerer Weise geschehen, wo Er sogar mit all den Seinen und Seinen Engeln erscheinen wird, um Sein Reich einzunehmen. Ins Fleisch aber ist er gekommen, um den Willen des Vaters zu tun, um für unsere Sünde zu sterben und uns zurück zu Gott zu führen. Wiederum überwand Jesus den Satan mit der Schrift (5. M. 6, 16).
Zuletzt bietet Satan dem Herrn alle Reiche der Welt an. Um Sein Reich einzunehmen, war Jesus in die Welt gekommen, aber nicht auf Satans Angebot hin, sondern über Golgatha. „Falle nieder vor mir, und ich gebe sie dir.“ Wiederum antwortet Jesus mit der Schrift (5. M. 6, 13). Der Herr brauchte stets das Schwert des Geistes (Eph 6,17).
Die Notwendigkeit der Versuchung. Der Heilige Gott schickte einen Menschen in die Welt, um sie ihrem Fürsten zu entreißen. Und das tat Er, aber auf dem Wege bitterster Leiden. Jesus kannte den Preis, den Er für dieses Reich zu zahlen hatte: sich selbst zu opfern.
Die Versuchung war unseretwegen nötig. Jesus hätte nie in unseren Versuchungen mitfühlen können, wäre Er nicht in gleicher Weise versucht worden (Heb 4,15). Nur so kann Er ein barmherziger und treuer Hohepriester sein. Zugleich weist Er uns in seinen Versuchungen den Weg zum Siege (Eph 6,14-17).
Erstaunlich sind die zwei Gegensätze am Schluß: wilde Tiere und
Engel. Wilde Tiere, bereit zu verschlingen und Engel, bereit zu bewahren
(Ps 57,3; 1Pet 5,8). Man denke an Daniel. Gott vermag die Seinen
am schwersten Ort zu bewahren (Off 2,13; Jud 24.25). Unterlassen
wir aber auch nie die andere Seite: «Bewahre dich selbst» (