Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 10,17 ‑25 - Reich und doch armMk 10,17 ‑25 - Reich und doch arm
Das muß man leider von diesem hoffnungsvollen Manne sägen, der gewöhnlich der reiche Jüngling genannt wird. Die geschilderte Begegnung mit Jesus war kaum die erste. Er hat Ihn gewiß zuvor gehört, wurde von der Wahrheit überführt und sann darüber nach. Jetzt aber war der entscheidende Augenblick gekommen, da er vor der Öffentlichkeit den Schritt zu Jesus wagte. Er stellte dem Herrn die wichtige Frage: „Was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?“ Obwohl das die wichtigste Frage ist, beschäftigen sich nur wenige mit ihr. Viele verneinen das Leben nach dem Tode; er aber glaubt daran. Die Dreitausend am Pfingsten, denen die Botschaft durchs Herz ging, stellten eine ähnliche Frage (Apg 2,37), ebenso der Kerkermeister (Apg 16,30). Auch Saulus fragte den Herrn, was er tun solle (Apg 22,10). Der Fragesteller war reich, aber nicht nur an äußeren Gütern, sondern auch reich am Geiste. Er war ein geschulter Mann, ein Oberster in Israel, wie Nikodemus (Lk 18,18) religiös erzogen, wie Timotheus (2Tim 3,15). Diese Vorzüge ließen ihn dennoch friedelos wie den Hauptmann Kornelius (Apg 10). Er kam zu Jesus in großem Ernst. Er kam nicht wie seine Kollegen Ihn zu versuchen, sondern bat um Aufschluß über das ewige Leben; in tiefer Demut. Öffentlich zu Jesu Füßen fallen, bedeutete Gelächter und Schmach auf sich nehmen. Mit großem Respekt sprach Er den Herrn mit Meister an. Er kam allein, wartete nicht, bis andere kamen.
Der Inhalt der Frage: „Was muß ich tun, das ewige
Leben zu erwerben?“ Ewiges Leben ist jene kostbare Gabe, die der Sünder
bei der Wiedergeburt erhält (Joh 3,16.36; 1Pet 1,23-25). Der
Urheber ist Gott (Joh 5,26; Röm 6,23). Durch Jesus Christus (
Der Irrtum des Fragestellers: Der Jüngling wollte durch sein Tun selig werden. Das ist unmöglich (Eph 2,9). Die Seligkeit ist ein Geschenk Gottes (Joh 3,14-16; Röm 6,23). Jesus sagte zu ihm: „Du kennst die Gebote, halte sie, und du wirst leben.» Das Gesetz kann keiner halten (Apg 15,10), sondern verklagt den Sünder (Röm 3,19.20). Der Jüngling mochte sich vor groben Sünden bewahrt haben, aber was hilft das? (Jak 2,10). Bald bewies er einen großen Mangel. Der Jüngling hatte alles: Reichtum, Ehre, Moral. Doch, eines fehlte ihm: der Herr. Nur Er allein kann ewiges Leben geben. Die lange Kette seiner Vorzüge hatte ein schwaches Glied, und hier zerriß sie. Der Herr legte den Finger auf seine schwächste Stelle. Er fehlte gleich im ersten Gebot: Du sollst keine anderen Götter haben. Und sein Götze war der Mammon, den er dem ewigen Leben vorzog. Hat deine Kette auch ein schwaches Glied, das dich vom erogen Leben abhält? Der Herr befahl dem Jüngling, alles zu verkaufen, den Erlös den Armen zu geben, Ihm nachzufolgen und das Kreuz zu tragen.
Die Liebe zum Gelde hielt ihn gebunden (1Tim 6,10). Der Herr
hatte seinen verborgenen Schaden aufgedeckt. Jetzt lag die gnadenvolle
Gelegenheit, das ewige Leben zu ergreifen vor ihm. Wird er sie benützen?
Er sollte das Vergängliche fahren lassen und das ewige Leben ergreifen
(V. 21; 1Tim 6,12). Doch er versagte und blieb ein Götzendiener;
denn Habsucht und Geldliebe ist Abgötterei (Kol 3,5; Eph 5,5).
Leicht hätte er erkennen können, daß er noch draußen war (
Und was war das Ergebnis? Er ging traurig davon. Die auf gelegenere Zeiten hoffen, verpassen sie wie Felix ganz (Apg 24,25). Anders ergeht es denen, die mit dem Herrn gehen. Sie ziehen fröhlich ihre Straße wie der Kämmerer aus dem Morgenlande (Apg 8,27f), oder sie sind so übermäßig glücklich, wie jene in Apostelgeschichte 10, die dem Wort glaubten, den heiligen Geist empfingen und Petrus baten, einige Zeit bei ihnen zu bleiben, um sie auf dem neuen Wege zu belehren.
Wer kann sich den Kampf im Herzen des reichen Jünglings vorstellen, als er vor dem stand, den er bewunderte, den er um das Nötigste bat, ihm den Weg zum ewigen Leben zu zeigen, den er aber des Geldes wegen aufgab. Was mag er am Tage des Todes gedacht haben? Achten wir nochmals kurz, was der Jüngling hatte:
Reichtum, Ehre, Ansehen, Liebenswürdigkeit (V. 21), großen Mut (V. 17), die besten Absichten (V. 17).
Was fehlte ihm? Völlige Hingabe an den Herrn.
Was befahl ihm Jesus? Alles zu verkaufen, es den Armen zu geben und dem Herrn nachzufolgen.
Was verhießt ihm der Herr? Schätze im Himmel.
Der traurige Ausgang. Er blieb bei seinen Gütern, ließ den Herrn fahren und ging verloren. Das irdische Vertrauen schließt den Menschen vom Himmel aus. Was lieben wir mehr, den Herrn oder die vergänglichen Güter der Welt?