Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 9,30 ‑37 - Zwei große GegensätzeMk 9,30 ‑37 - Zwei große Gegensätze
Unbemerkt wandte sich der Herr nach Galiläa. Die Zeit der großen Wunder war vorüber. Israel wollte ihn trotz der mächtigen Zeichen nicht als ihren Messias anerkennen, wartete vielmehr auf den Tag, da sie Ihn umbrächten. Der Herr wußte, daß die Kreuzigung nahte und brachte die noch kurze Zeit in der Belehrung Seiner Jünger zu.
Er lehrte Seine Jünger (V. 31). Der Herr hat sie zu Seinen Botschaftern erwählt; aber sie waren noch unfähig für diese Aufgabe. Die Jünger dachten an die Aufrichtung des Reiches mit dem Herrn als König und sie sahen sich als Seine Minister. Stets erfüllt das Trachten nach irdischer Größe auch unser Herz seit jenem Ausspruch Satans an Eva: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Prüfen wir uns ernstlich, ob das nicht auch unser Sehnen ist. Mit dem Verlangen nach Ruhm, Ansehen, Ehre und nach irdischem Gewinn erfüllt Satan oft die Herzen der Gläubigen (Apg 5,3).
Was lehrte der Herr die Jünger? Die dritte Leidesverkündigung. Erneut erklärte Er ihnen, daß Er m die Hände der Menschen überliefert werde. Das Werkzeug dazu kannte Er von Anfang an (Joh 6,64). Israel war die Erfüllung des Gesetzes schuldig geblieben. Jesus sollte die gerechte Strafe tragen. Er nannte selbst die, denen Er ausgeliefert werde: Älteste, Pharisäer, Schriftgelehrte und Hohepriester. Die Jünger kannten den glühenden Haß gegen den Herrn und konnten ahnen, daß es auch bei ihnen kein Erbarmen geben werde. Als David der Zählung Israels wegen vom Herrn gestraft werden sollte, wurde ihm dreierlei zur Wahl vorgelegt. David wurde sehr bange und bat, nicht in die Hände der Feinde zu fallen, sondern in Seine Erbarmung (2Sam 24,14). David kannte die Grausamkeit der Menschen und wünschte nicht erneut m ihre Hände zu fallen.
Der Sohn Davids aber begab sich unseretwegen freiwillig in die Hände der Menschen (Joh 19), um durch sie an unserer Statt Sühnung für unsere Sünde zu tun.
Zu allen Zeiten ist offenbar geworden, was im Menschen ist bis heute. Er hat Satan zum Vater und der ist ein Mörder von Anfang. In seinem tierischen Instinkt scheut er vor den gesetzlosesten Mitteln nicht zurück.
Der Herr hat nie von Seinen Leiden gesprochen ohne Seine Auferstehung zu nennen. Durch sie ist Er als Sohn Gottes erwiesen (Röm 1,4). Die Menschen überlieferten Ihn dem Tode; Gott aber machte Ihn zum Fürsten des Lebens. Das gibt uns reichen Trost in Leidenszeiten (Röm 8,16). Leiden wir mit, so werden wir auch mit verherrlicht werden.
Was war der Erfolg dieser Belehrung? (V. 32 ) Die Jünger erfaßten sie noch nicht. Wie konnten sie es auch, da sie sich mit ihrer eigenen Größe beschäftigten, anstatt wie der Herr mit den kommenden Leiden. Sie träumten von Ehrenkronen; der Herr aber dachte an die Dornenkrone. Sie fürchteten sich, den Herrn zu fragen, weil Petrus eine harte Antwort erhalten hatte (Mk 8,33). Vielleicht wollten sie es lieber nicht wissen, so wenig, wie der Umgerettete etwas über den Tod und die Ewigkeit wissen will.
Unfaßbare Unterredung. Sehr viel hatte sich in den
vergangenen Tagen abgespielt was viel Gesprächsstoff gab. Jesus sprach
von Seinen Leiden. Sie von ihrer Größe. Warum sprachen sie nicht von
ihrem Versagen am besessenen Knaben? Petrus mag gedacht haben, daß der
Herr öfters sein Gast war und ihn Fels nannte; Judas, daß er
Finanzminister werde. Johannes dachte wohl: ich were dereinst auch an
Seiner Brust liegen usw. Es gibt nichts Gefährlicheres, als der Erste
sein zu wollen. Denken wir an das Streben Absoloms und dessen Folgen und
vor allem an die fünf: „Ich will“ des Luzifer und seinen darauf
folgenden tiefen Sturz (lies 4, 13 f), auch an Eva, zu sein wie Gott und
ihre Folgen. „Was sind das für Reden, die ihr untereinander
führet?“ So fragte der Herr die Emmausjünger. Ähnlich klingt es
hier. Jesu Frage war nicht ein Vorwurf, sondern ein Zurechthelfen. Sie
hatten vergessen, daß Er unsere Gedanken kennt (Mt 8,4;
Die praktische Belehrung des Meisters (V. 36). Die wahre Größe hegt in der Demut. Er hatte ihnen geboten, sie von Ihm zu lernen (Mt 11,29) und sie sahen sie stets bei Ihm (Joh 13,13.17). Der Herr nahm ein Kindlein, stellte es in ihre Mitte und sagte (lies V. 36. 37): „Wer ein solches Kind aufnimmt, nimmt mich auf und den, der mich gesandt hat“ (Mt 10,40; Joh 13,20 ). Warum bediente sich der Herr eines Kindleins? Um die Jünger zu belehren. Ein kleines Kind ist vertrauend, gläubig, trachtet nicht nach Ehrenplätzen, vielmehr nach dem Schoß der Mutter. Es geht mit allen gleich um. Es stellt das Bild der Demut dar, in die alle Kinder Gottes fest eingehüllt sein sollten (Kol 3,12; 1Pet 5,5; Eph 4,1.2). Wir sagen zum Knaben: Werde ein großer Mann. Der Herr aber sagt: Werde ein Kind!