Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 12,12 ‑19 - Christi Einzug in JerusalemJoh 12,12 ‑19 - Christi Einzug in Jerusalem
In den vorhergehenden Versen sahen wir, wie die Heiligen in Bethanien den Herrn ehrten. Hier sehen wir, wie Ihn das Volk ehrte. Jesus selbst vertraute sich ihnen nicht an und doch ließ Er diese Scheinhuldigung zu. Geheilten legte Er Schweigepflicht auf, aber warum ließ Er diesen Pomp zu (Mt 8,4; 9,30; 16,20; 17,9)? Hier befahl Er sogar den Jüngern, die Eselin zu holen, um in Jerusalem einzuziehen. Das geschah aus zwei Gründen: a) Auf daß die Schrift erfüllet würde. Jesus wußte, was über Ihn in Sacharia 9 geschrieben stand, und das mußte erfüllt werden. Dazu gehörte Sein Einzug in Jerusalem. Seine Treue zur Schrift sehen wir noch am Kreuze (Ps 22; 69,22; Mt 27,34; 26,54). Und so mußte auch noch der geweissagte Einzug erfolgen. Die eigentliche Erfüllung steht noch aus (Off 1,7; 19,11 ff.). Dann wird Ihn Israel als seinen Messias aufnehmen. Bei Seinem Einzug damals war Er tief bewegt über Israels Verhärtung. Israel hätte Ihn noch an diesem Einzug erkennen sollen und damit den kommenden Gerichten entgehen. b) Die Stunde war gekommen. Von ihr sprach Jesus oft (Kap. 2, 4; 7, 30; 12, 27; 17, 1). Jesu Feinde unternahmen alles, Ihn zu töten, aber ihr Vorhaben mißlang, weil Seine Stunde noch nicht gekommen war (Kap. 8, 20). Nun aber nahte sie und Er erfüllte das Unerfüllte. Sind wir auch so eifrig im Erfüllen der Schrift?
Hat nicht Gott auch uns ein Werk anvertraut, erwählt, um heilig und tadellos vor Ihm zu sein in Liebe? Sind wir nicht bestimmt, Frucht zu tragen (Eph 2,10; Joh 15,16; Gal 6,9; Apg 1,8). Sind wir auch so eifrig in der Erfüllung? Beachte
Jesu Treue zur Schrift. Wissend, was vor Ihn lag, erfüllte Er die unerfüllte Weissagung, womit Er zugleich dem Volke noch eine Gelegenheit bot, Ihn als vom Vater gesandt anzunehmen.
Wie zog der König ein? Genau nach Sacharia 9, in Demut und Würde. Nicht wie die Könige dieser Welt auf Rossen und Wagen, sondern bescheiden. Je königlicher ein Mensch innerlich ist, um so mehr tritt seine wahre Größe hervor. Der Herr blickte für einige Augenblicke über das bevorstehende Kreuz weg, hin auf jenen Tag, da Er als der König der Könige einziehen werde, da Israel Ihn als seinen König mit Jubel aufnehmen wird. Zuvor aber mußte das Schuldopfer gebracht werden (Jes 53,10). Da Israel Ihn damals nicht aufnahm, mußte Ihn der Himmel aufnehmen (Apg 3,21). Von dort wird Er wiederkommen, aber nicht allein, sondern in unübertroffenem Aufzug (Off 19,11 ff.).
Die Volksmenge. Sie zählte nach Tausenden. Viele fragten zuvor, ob Er auf das Fest kommen werde (Kap. 11, 56). Plötzlich hieß es: „Er kommt“, und zwar ganz nach Sacharja 9. Bei vielen war die Freude echt. Sie vergaßen aber, daß das Weizenkorn erst sterben müsse (Vers 24). Andere mögen Ihn gepriesen haben, weil sie geheilt worden waren, oder von , Ihm gespeist wurden. Viele gingen Ihm aus Neugierde entgegen, weil sie von der Ruferweckung des Lazarus gehört hatten. Etliche aber wußten, daß Er der Messias sei. Mit Jubel hießen sie Ihn willkommen. Sie breiteten ihre Kleider vor ihm aus (2Kön 9,13). Andere streuten Zweige auf den Weg. Nach Vers 13 kündigten sie sogar Seine Mission an und stimmten in den Lobgesang in Psalm 118,25.26 ein. Sie begrüßten Ihn als den Sohn Davids. Der Herr aber ließ sich durch diese Kundgebung nicht hinreißen etwa wie wir. Nicht Begeisterung, sondern Glaube ist nötig, Ihn aufzunehmen (Kap. 1, 12). Auch wußte der Herr, daß viele der jubelnden Menge bald «kreuzige Ihn» schreien werden. Ähnlich erging es den Aposteln (vergl. Apg 14,13-15 mit Vers 19). Heute lassen sich viele Redner (Evangelisten) von dem Fimmel begeisterter Volksmenge hinreißen und in Zeitungen photographieren. Sie sollten Apostelgeschichte 10,25.26 lesen. Ahme diesen USA‑Import nicht nach!
Die Jünger. Wer kann sich ihre Begeisterung vorstellen? Sprach der Herr mit ihnen von Seinen Leiden, so wollten sie nichts davon wissen (Mt 16,22). Nun sahen sie diesen großartigen Empfang des Herrn. Begreiflich fragen sie sich, ob nun nicht der Zeitpunkt gekommen sei, da sie mit ihrem König auf 12 Thronen sitzen werden (Mt 19,28), obwohl sie nach Vers 16 besser belehrt waren. Später verstanden sie es (Kap. 14, 26; Apg 13,27). Hätten sie nur in Jesu Herz schauen können, der das schreckliche Kreuz vor sich sah, vor dem Ihm bangte, dann hätten sie empfunden wie Er.
Die Gegner. Sie, die noch eben Jesu Mord planten und
dem Einzug zusahen waren schwer enttäuscht. Sie hören das saute «freue
dich Tochter Zion; siehe, dein König kommt zu dir». Sie, die mit der
Hilfe der Volksmenge rechneten, mußten bitter enttäuscht sein. In Vers
19 heißt es: „Ihr sehet, daß das Volk Ihm nachläuft“, mehr, Ihm
zujubelt. Niemals ahnten sie, daß doch ihr Teufelswerk bald gelingen
werde. Die Pharisäer tadelten selbst den Herrn wegen des Einzuges
(Mt 21,16). Aber wie üblich antwortete Er mit der Schrift (
Dein König kommt zu dir. Zu wem gegenwärtig? Er möchte in aller Herzen einziehen. In deinem Herzen in deinem ganzen Hause, in deine Ehe. Mache Ihm Wohnung, wenn Er anklopft. Dann wird auch aus dir das «Frohlocke» erklingen (Ps 32,11). Achten wir Er kommt nicht nur als Retter, sondern als König, um über dich zu herrschen (Ps 24,7).