Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 12,1 ‑I1 - Die Salbung in BethanienJoh 12,1 ‑I1 - Die Salbung in Bethanien
In Johannes Kapitel 11 lesen wir, was der Herr den Schwestern Maria und Martha durch die Auferweckung ihres Bruders war. Hier nun sehen wir, daß die Schwestern dem Herrn aus Liebe ein Abendessen bereiteten. Bethanien war oft dem Herrn eine Oase inmitten feindseliger Stürme. Hier weilte Er noch kurz vor Seinem Tode und Himmelfahrt (Lk 24,50). Ist unser Heim auch in Bethanien für Gottes Volk (Mt 10,40; 25,43; Mk 9,37; Joh 13,20) ? Hier verbrachte der Herr vor Seinem Tode noch einige
Glückliche Stunden. Hier bereiteten einige Seelen dem Herrn aus Dankbarkeit eine besondere Freude. Das Abendessen ist im Orient ein Gemeinschaftsmahl, da man die Ereignisse des vergangenen Tages und die Pläne von morgen bespricht. Unvergeßlich blieb für die Familie in Bethanien jener Abend. An diesem Mahle waren:
Zwei besondere Teilnehmer. Der Herr und Lazarus. Natürlich war Jesus der Mittelpunkt, um den sich alles drehte (Mt 18,20). Aber immer wieder werden die Schwestern auf Lazarus geblickt haben, um den sie kurz zuvor trauerten. Da Jesus ihnen ihren Bruder wieder geschenkt hatte, liebten sie Ihn um so mehr. Die Schwestern taten, was sie konnten, um dem hohen Gast zu danken. Das Vorrecht, den nochmals in ihrer Mitte zu haben, dessen baldiges Begräbnis Maria durch ihre Salbung im voraus ehrte, blieb unvergeßlich. Jesus aufnehmen gibt Freude (Lk 19,6; Apg 8,39).
Zwei vielsagende Worte. „Martha diente.“ Diesmal ohne jeden Murrgeist (Lk 10,40). Eine so zahlreiche Gästezahl zu bedienen, kann die ruhigste Hausfrau in Aufregung bringen. Marthas Augen waren nun nur auf Jesus gerichtet. Ihm galt ihre ganze Aufmerksamkeit. Dienen wir auch dem Herrn und in welchem Geiste? Plötzlich erhob sich Maria und bereitete dem Herrn
Eine hochgeschätzte Liebestat. Maria nahm ein Pfund echter, sehr kostbarer Narde und salbte damit den Herrn. Achten wir auf zwei Worte, echt und kostbar. Hier floß Liebe aus reinem Herzen und solche kann nur Echtes und Kostbares erzeugen. Alles Unechte ist dem Herrn ein Greuel. Haben wir dem Herrn auch nur Echtes und Kostbares gebracht oder reut es uns wie den Judas? Marias Narde war auch hoch im Preis. Durch Judas erfahren wir ihren hohen Wert, 300 Denare. Nach Matthäus 20,2 stellte ein Denar einen Taglohn dar. Damit gab Maria ein ganzes Jahreseinkommen für die Narde aus. Wie wertvoll sie war, zeigen:
Die vielseitigen Eindrücke der Tat der Maria. Sie wirkte:
Auf den Herrn. Ihm allein galt sie und sie bewegte Ihn zu tiefst so, daß Er allerlei darüber sagte:
Sie hat es Mir getan (Mk 14,8). Der Herr roch nicht nur den lieblichen Geruch der Narde, sondern spürte die Liebe, die aus Marias Herz strömte (Hld 1,12). Wird wohl der Herr an jenem Tage auch unsere Taten rühmen können? Oder galten sie nur, um vor Menschen zu scheinen (Mt 23,28) ? Wird Er von uns sagen können, was Er von Mose sprach (4. Mose 12,7; Mt 25,21)? Nur aus diesem Geiste sollen unsere Opfer fließen.
Sie hat getan, was sie tun konnte (Mk 14,8). Ein höheres Lob gibt es nicht. Solch Lob hat Er keinem der Jünger gespendet. Marias Tat war unvergleichlich und originell.
Sie hat ein gutes Werk getan (Mt 26,10). Wir sind nach Epheser 2,10 zu guten Werken geschaffen, und Maria wandelte darin. Die Heilige
Schrift notiert die guten Werke, zum Beispiel die jener Frauen in Lukas 8,3, die dem Herrn mit ihrer Habe dienten oder die der Tabea (
Sie hat es auf den Tag meines Begräbnisses getan. Das ist wohl der bedeutendste Zug ihrer Tat. Was die Jünger noch nicht faßten, daß Jesus am Kreuz für sie sterben werde, erkannte Maria. Sie lernte es zu Jesu Füßen (Lk 10,39). Daß der, der mit zu Tische lag, sechs Tage später für sie sterben werde, drängte sie zu dieser Tat. Es war ein Dankopfer, im voraus gebracht.
Was bewirkte die Tat bei Judas? Er nennt sie eine Verschwendung (Mt 26,9). Im nächsten Kapitel lesen wir von seinem Verrat. Er konnte diese Liebestat am Herrn nicht ertragen, weil seine Bosheit ihn strafte. Marias Herz überfloß von Liebe, sein Herz erfüllte die Geldliebe (1Tim 6,10). Judas hüllte seinen Geiz in das fromme Mäntelchen der Armenliebe.
Aber nicht nur Judas, sondern alle Jünger übten Kritik an Marias edler Tat. Jesus aber nahm sie in Schutz mit dem Vorwurf: Was machet ihr ihr Mühe (Mt 26,10) ? Zugleich klingt es, als sage Jesus: Möget ihr mir diese Tat nicht gönnen, der ich nur noch kurze Zeit bei euch bin? Wollt ihr Maria diese letzte Ehre, die sie mir damit erwiesen hat, verwehren? Judas begann die böse Kritik, bald fand er etliche, die einstimmten (Mk 14,4) und diese verunreinigten die übrigen Jünger (Mt 26,8).
Das ganze Haus war vom Duft der Salbe erfüllt. Wohl galt sie allein dem Herrn aber was wir dem Herrn sind, gereicht auch den andern zum Segen. Gotteskinder sind ein guter Geruch Christi (2Kor 2,15; Phil 4,18). Womit erfüllen wir unser Haus?
Auf die Zukunft. (Mt 26,13). Jesus verbindet der Maria Tat mit der Evangeliumsverkündigung. Sie war ein Glaubensakt, denn sie wies auf das Kreuz und die damit verbundene Auferstehung hin, die die Grundwahrheiten des Evangeliums sind (1Kor 15,3.4). Und was ist die Wirkung auf uns heute?