Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 9,1 ‑8 - Die Verklärung ChristiMk 9,1 ‑8 - Die Verklärung Christi
Es wird dem Leser von großem Gewinn sein zu lesen, was Matthäus und Lukas über denselben Gegenstand sagen. Nachdem wir die eigentlichen Umstände, die zur Verklärung führten, das Gebet, erwähnt haben, wollen wir den eigentlichen Grund betrachten und werfen zunächst einen Blick auf Jesu Herrlichkeit. Es ist, als ob wir durch ein Fenster in das Innere des Herrn sehen dürfen. Die Jünger staunten über ihren Herrn, und sie werden sich glücklich geschätzt haben, einem solchen Herrn zu folgen und zu dienen. Sie hatten Ihn im Glauben bereits als das Lamm und den Sohn Gottes erkannt, aber nun durften sie einmal Seine verborgene Herrlichkeit, Seine Gottheit sehen. Die Jünger gerieten außer sich. Furcht und Freude erfüllte sie zugleich. Das war stets der Fall bei Offenbarungen der Herrlichkeit. Man denke an die Geburt Christi oder an die alttestamentliche wie jene des Jesaja 6 oder Daniel. Beim Sohn aber war Seine Herrlichkeit alles übertreffend. Da die Verklärung wohl bei Nacht war, strahlte sie umsomehr (Lk 9,37). Achten wir auf einige Einzelheiten, wie sie die Evangelisten beschreiben.
Sein Aussehen. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und wir fragen uns: wer kann in sie hineinschauen? Denselben Blick hatte Johannes auf Patmos. Dort sah er auch Jesu Angesicht leuchten wie die Sonne in ihrer Kraft (Off 1,14.16). Als Paulus vor Damaskus den Herrn sah, verlor er beim Anblick des Herrn sein Augenlicht (Apg 9,3-8).
Seine Kleider. Alles strahlte am Herrn. Die in Ihm wohnende Gottheit durchbrach nicht nur Seinen Leib, sondern Seine Kleider. Wir verwundern uns nicht, daß beim Anrühren Seiner Kleider große Kraft auf diejenigen ausging, die Ihn im Glauben anrührten. Hier wurden sie weiß wie der Schnee, rein wie Sein Inneres.
Die reiche Belehrung, die uns die Verklärung gibt. Sie ist ja bekanntlich ein Hinweis auf die Königsherrschaft des Herrn im kommenden messianischen Reich. Streifen wir einige hervortretende Züge. Da sind:
Der Herr ist es, um den sich alles dreht. Die Jünger sahen Ihn nicht wie sonst in Niedrigkeit, sondern bekleidet mit der Herrlichkeit, die Er je hatte (Joh 17,5) und in der Er erscheinen wird, wenn Er in Macht und Herrlichkeit auf den Ölberg kommen wird (Off 19). Die Furcht der Jünger verrät Sein ungewöhnliches Aussehen.
Moses ist das Bild der entschlafenen Heiligen. Sie schlafen aber nicht in den Gräbern, wie manche irrtümlich lehren, sondern sie sind beim Herrn (1Thes 4). Nur ihre Leiber warten auf den Tag der Ankunft Christi.
Elia ist das Bild der Heiligen, die nicht sterben, sondern bei der Ankunft des Herrn entrückt werden. Er ist mit feurigen Rossen und Wagen leibhaftig in den Himmel gefahren (2Kön 2). Wie Elia werden auch wir bei der Ankunft des Herrn den Mantel der Niedrigkeit ablegen (vgl. Phil 3,21 mit 2Kön 2,13) und den Herrlichkeitsleib empfangen, um dem Herrn entgegengerückt zu werden (1Thes 4,13-18).
Die Jünger sind das Bild Israels, das dann in seinem Lande wohnen wird. Sie werden die Träger des Reiches sein und mit dem Herrn auf 12 Thronen sitzen (Mt 19,28; Hes 37,21-27).
Die Wolke erleuchtete lichthell den Berg. Es war‑ jene Wolke, der wir so oft im Alten Testament begegnen. Sie muß den Jüngern eine besondere Belehrung gewesen sein. Oft werden sie gehört haben, wie sie vor Israel herging und zwischen den Cherubinen thronte (2. M. 13, 21‑23; 14, 19. 20; 40, 34; 1Kön 8,10-11). Die Stimme aus der Wolke war ihretwegen gehört (Joh 12,30).
Der Vater. Hier war den Jüngern im wahrsten Sinne das ganze Heiligtum geöffnet. Sie hörten, wie Er Zeugnis vom Sohne gab: «Mein geliebter Sohn. Er sagte nichts von Mose und Elia, für die die Jünger Hütten bauen wollten, sondern sprach nur vom geliebten Sohne. Es war dieselbe Stimme, die schon bei der Taufe Jesu sprach (Mark. i, 11; Joh 12,30).
Achten wir, wann die Stimme gehört wurde. Nachdem Mose und Elia über Jesu Ausgang, über das Kreuz gesprochen hatten. Genau so war es bei der Taufe. Als der Herr aus dem Wasser stieg, sagte der Vater: „Mein geliebter Sohn.“ Der für die verlorene Welt besorgte Vater hatte einen Erlöser gefunden, der bereit war, Sühnung für ihre Sünden zu tun (1Joh 2,2; 4,10). Darüber sprach Er Sein ganzes Wohlgefallen aus. „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget“ (1Joh 3,1).
Hier bietet uns die Schrift ein lehrreiches Bild in der Zahl sieben an. Der Vater, der aus der Wolke redet; der Sohn, der von der Erde auf den Berg kam; die zwei Zeugen aus dem Himmel (Mose und Elia) und. die drei Jünger. Wir begreifen, daß Petrus voll Begeisterung ausrief: „Hier ist gut sein.“ Was wollte Petrus? Laubhüttenfest feiern, drei Hütten bauen. Er vergaß, daß dem Laubhüttenfest das Passahfest vorausging, das auf Jesu Tod hinwies. Petrus wollte unbewußt wiederum das Kreuz umgehen. Die zwei himmlischen Zeugen hatten mehr Licht über unser größtes Bedürfnis. Sie sprachen mit dem Herrn über Seinen Kreuzestod.